Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Erzeugnisse unserer Industrie voraussichtlich bisher unbekannte Absatzgebiete finden dürften, und über welche Sie nach Ihrer Rückkehr gewiß schätzenswerthe Auskunft zu ertheilen im Stande sind.«
Dumont d’Urville erhielt, außer den persönlichen Glückwünschen und Ermuthigungen von Seiten Louis Philippe’s, die unzweideutigsten Beweise lebhafter Theilnahme von der Akademie der moralischen Wissenschaften und von der Geographischen Gesellschaft. Leider war das nicht der Fall von Seiten der allgemeinen Akademie der Wissenschaften, obgleich Kapitän d’Urville schon seit zwanzig Jahren für die Bereicherung des naturhistorischen Museums rastlos gewirkt hatte.
»Ob aus Kastengeist oder nur in Folge ungünstiger Vorurtheile gegen mich, schreibt d’Urville, jedenfalls zeigten sie wenig Interesse für die in Vorbereitung begriffene Expedition, und die Ausdrücke, in welchen ihre Instructionen abgefaßt waren, erschienen ebenso frostig, wie sie dieselben etwa einer ihnen völlig unbekannten Persönlichkeit gegenüber hätten anwenden können.«
Man muß wirklich bedauern, unter den erbittertsten Gegnern dieser Expedition den berühmten Arago, sonst den ausgesprochenen Freund aller Polarforschungen, zu sehen.
Anders verhielt es sich dagegen mit verschiedenen fremden Gelehrten, von denen in erster Linie Humboldt und Krusenstern zu nennen sind, welche d’Urville ihre warmen Glückwünsche zu der neuen Expedition und den für die Wissenschaft zu erhoffenden Fortschritten darbrachten.
Nach mancherlei, durch die Ausrüstung der beiden Fahrzeuge, welche den Prinzen Joinville nach Brasilien überführen sollten, verursachten Verzögerungen konnten die Korvetten »Astrolabe« und »Zelée« am 7. September 1837 endlich Toulon verlassen. Am letzten Tage desselben Monats ankerten sie auf der Rhede von Santa Cruz bei Teneriffa; d’Urville zog es vor, an dieser Stelle, statt am Grünen Vorgebirge, Halt zu machen, weil er hier Weinvorräthe einnehmen zu können hoffte und einige Beobachtungen der magnetischen Intensität nebst verschiedenen Höhenmessungen vornehmen wollte die man ihn im Jahre 1826 nicht ausgeführt zu haben beschuldigte, obwohl es allgemein bekannt sein mußte, daß ihm dies zu jener Zeit durch die Verhältnisse unmöglich gemacht worden war.
Trotz der Ungeduld der jüngeren Officiere, hier die Freuden des Lebens auf festem Lande einmal zu kosten, mußten sie sich doch einer viertägigen Quarantäne unterwerfen, welche auf die Nachricht von dem Vorkommen mehrerer Pestfälle im Lazareth von Marseille angeordnet worden war.
Ohne auf die Einzelheiten bei Besteigung des weltbekannten Pics (von Teneriffa) durch Du Bouzet, Coupvent und Dumoulin einzugehen, möge es genügen, hier einige begeisterte Sätze Coupvent-Desbois’ wiederzugeben:
»Am Fuße des Kegels angelangt, sagt dieser Officier, kletterten wir noch eine Stunde lang über Aschenfelder und Steingeröll empor und erreichten endlich das ersehnte Ziel, den höchsten Punkt dieses ungeheueren Vulcans.
Da lag der rauchende Krater nun vor uns, eine hohle, schwefelige, mit Bimsstein und Felstrümmern bedeckte Halbkugel von etwa vierhundert Metern Durchmesser und hundert Metern Tiefe. Das Thermometer, welches um zehn Uhr Morgens im Schatten fünf Grad zeigte, ist zersprungen, weil wir es auf den Boden an eine Stelle gebracht hatten, wo schwefelige Dämpfe ausströmten.
An den Wänden und im Grunde des Kraters dampfen zahlreiche Fumarolen, welche Schwefel, die Grundlage des Gipfels, absetzen. Die Gewalt der ausströmenden Dämpfe erkennt man an fortwährend hörbaren, schwachen Detonationen. Der Boden ist an manchen Stellen so heiß, daß man den Fuß kaum einige Minuten lang auf dieselben setzen kann. Jetzt laßt Eure Blicke ringsum schweifen, betrachtet die drei übereinander gethürmten Berge – erscheinen sie nicht wie die Arbeit von Riesen, welche eine Treppe in den Himmel bauen wollten? Seht da die gewaltigen erstarrten Lavaströme, welche von einem Punkte ausgeflossen sind und Bergkämme bilden, die Ihr wenige Jahrhunderte vorher nicht ungestraft betreten hättet! Seht in der Ferne den da-und dorthin zerstreuten Archipel der Canarien im Meere, das an den Küsten der Insel brandet, deren Gipfel Ihr jetzt bildet, Ihr Pygmäen!… Schaut um Euch, wie Gott das All überblickt, und Ihr habt den Lohn für alle Mühen, Ihr Reisende, welche die Bewunderung großartiger Naturschauspiele 3704 Meter über das Meer hinaufgelockt hat!«
Es sei hier
Weitere Kostenlose Bücher