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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Jakuten, Kirghisen und anderen, die ungeheueren Steppen jenes Landes bevölkernden Stämmen verweilte. Zuletzt kam er nach Jakutsk, wo er mit dem Gesandten Golowkin zusammentraf. Nach kurzem Aufenthalte in Kiachta überschritt dieser am 1. Januar 1806 die chinesische Grenze.
    Der Vicekönig der Mongolei muthete dem Gesandten aber allerlei Ceremonien zu, welche dieser für erniedrigend ansah, und als weder der Eine noch der Andere zum Nachgeben zu bewegen war, blieb dem Gesandten nichts übrig, als nach Petersburg umzukehren. Da es nicht in Klaproth’s Interesse lag, den von ihm schon zurückgelegten Weg einzuschlagen, und er es natürlich vorzog, andere, ihm noch unbekannte Völkerschaften zu besuchen, so schlug er eine Route durch das südliche Sibirien ein und erwarb sich während dieser zwanzigmonatlichen Reise eine hochwichtige Sammlung Bücher in chinesischer, thibetanischer, mongolischer und der Mandschu-Sprache, die er bei seiner großen Arbeit mit dem Titel »
Asia polyglotta
« als Unterlagen benützte.
    Nach seinem Wiedereintreffen in St. Petersburg zum außerordentlichen Mitgliede der Akademie ernannt, wurde er auf Graf Potocki’s Vorschlag mit einer historischen, archäologischen und geographischen Mission nach dem Kaukasus betraut. Ein volles Jahr verbrachte Klaproth, oft gefährdet durch die räuberischen Bewohner jener schwer zugänglichen Gegenden, auf Reisen und besuchte dabei die Landschaften, welche Güldenstädt gegen Ende des vorigen Jahrhunderts durchstreift hatte.
    »Tiflis, sagt Klaproth – und seine Beschreibung erscheint merkwürdig, wenn man sie mit der anderer zeitgenössischer Schriftsteller vergleicht – Tiflis, das seinen Namen von den hier befindlichen Thermalquellen entlehnte, besteht eigentlich aus drei Theilen: dem eigentlichen Tiflis oder der alten Stadt, aus Kala, oder der Festung, und aus der Vorstadt Isni. Von dem Kur bewässert, zeigt diese Stadt in der Hälfte ihres Umfanges nur Schutt und Trümmer; ihre Straßen waren so eng, daß ein »Arba«, das ist ein hoch aufgethürmter Wagen, wie man sie häufig auf Bildern aus dem Oriente erblickt, kaum hindurch gelangen konnte, und das gilt nur von den verhältnißmäßig breitesten, durch andere vermochte sich kaum ein einzelner Reiter zu drängen. Die schlecht gebauten Häuser aus Kieseln und mittelst Lehm verbundenen Backsteinen dauerten kaum fünfzehn Jahre aus. Tiflis hatte zwei Marktplätze, doch war hier Alles ausnehmend theuer, Shawls, sowie Seidenstoffe, das heißt die Erzeugnisse der Nachbarländer in Asien, standen hier weitaus höher im Preise als selbst in St. Petersburg.«
    Tiflis kann man nicht erwähnen, ohne dabei von dessen warmen Quellen zu sprechen. Wir geben hierüber Klaproth’s eigene Worte wieder:
    »Die berühmten warmen Bäder waren ehedem prächtig, sind aber jetzt in Verfall, obwohl man noch einige wenige mit marmorbekleideten Wänden findet. Das wenig schwefelhaltige Wasser soll sehr heilkräftig sein. Die Bewohner, vorzüglich die Frauen, benutzen es bis zum Uebermaße; letztere verweilen öfters ganze Tage darin und führen aus diesem Grunde auch ihre Mahlzeiten gleich mit sich.«
    Die Hauptnahrung, wenigstens in den Berglandschaften, besteht hier in »Phouri«, das ist ein hartes unschmackhaftes Brot, dessen eigenthümliche Zubereitung unseren sybaritischen Vorstellungen sehr zuwiderläuft.
    »Wenn der Teig hinreichend geknetet ist, sagt der Bericht, entzündet man mit sehr trockenem Holze ein helles, lebhaftes Feuer in vier Fuß hohen, zwei Fuß breiten und in den Erdboden versenkten irdenen Gefäßen. Sobald sich eine tüchtige Gluth entwickelt hat, schütteln die Georgierinnen die Hemden und rothseidenen Beinkleider darüber aus, um das Ungeziefer aus ihrer Kleidung hineinfallen zu lassen. Erst nachher wirst man den in etwa zweifaustgroße Stücke getheilten Teig in die Töpfe; sofort wird die Oeffnung mit einem Deckel geschlossen, über den noch Lumpen gehäuft werden, damit keine Wärme entweichen kann und das Brot gut durchbäckt. Dieser Phouri ist nichtsdestoweniger stets schlecht gebacken und sehr schwer verdaulich.«
    Nach Beschreibung der Grundlage jeder Mahlzeit der armen Bergbewohner, wollen wir nun mit Klaproth einer fürstlichen Tafel beiwohnen.
    »Man breitete vor uns, sagt er, ein langes gestreiftes, eine und eine halbe Elle breites und sehr schmutziges Tischtuch auf, legte jedem Theilnehmer ein drei Spannen langes, zwei breites und kaum zweifingerdickes Weizenbrot vor und brachte

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