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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ausgeliefert hätten. Es wäre Brauch, sagte er, daß jeder weiße Mann, der nach Braß auf dem Flusse käme diesen Tribut entrichte. Hier galt kein Widerstreben und Lander stellte eine neue Anweisung auf Kapitän Lake aus.
    Um diesen Preis erhielt Richard Lander die Erlaubniß, sich auf dem Canot des Königs Boy nach der an der Mündung des Flusses liegenden englischen Brigg zu begeben. Sein Bruder und die übrigen Leute des Gefolges sollten erst nach der Rückkehr des Königs freigegeben werden.
    Wie groß war aber, als er auf die Brigg kam, das Erstaunen und die Beschämung Lander’s, als er erfuhr, daß Kapitän Lake ihm all’ und jede Unterstützung verweigerte! Er übergab ihm deshalb seine Instructionen vom Minister, um ihn zu überzeugen, daß er kein Betrüger sei.
     

    Ansicht des Haupttempels von Sekkeh. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    »Wenn Sie glauben, sagte der Kapitän, es mit einem Schwachkopf oder einem Thoren zu thun zu haben, so täuschen Sie sich! Ich gebe keinen Strohhalm auf Ihr Wort oder Ihre Anweisung! Was kümmert mich der ganze Handel! Der Teufel soll mich holen, wenn ich auch nur einen Heller hergebe!«
     

    Beide nahmen die Grundrisse der wichtigsten Bauwerke auf. (S. 190.)
     
    Fluchend und schwörend stieß Lake gegen die Engländer noch die gröbsten Beleidigungen aus. Betäubt von Schmerz über diese unerwartete Weigerung und das unerklärliche Auftreten eines Landsmannes, ging Lander in das Canot Boy’s zurück, ohne zunächst zu wissen, was er beginnen sollte, und bat diesen dann, ihn nach Bonny zu bringen, wo sich eine Menge englische Schiffe befinden mußten. Der König wollte davon aber nichts wissen. Richard Lander blieb also nichts übrig, als einen Versuch zu machen, den Kapitän zu erweichen, den er nun darum bat, zehn Flinten herzugeben, womit sich der König vielleicht begnügen würde.
    »Ich habe Ihnen schon erklärt, daß ich nicht einen Feuerstein hergebe, erwiderte Lake, lassen Sie mich also in Ruhe!
    – Aber mein Bruder und acht andere Personen sind noch in Braß, fuhr Lander fort, und wenn Sie denn den König bestimmt nicht bezahlen wollen, so bestimmen Sie ihn wenigstens, Jene an Bord kommen zu lassen, sonst wird mein Bruder noch Hungers sterben und Alle werden als Sklaven verkauft, bevor ich durch ein Kriegsschiff Hilfe bekommen kann!
    – Wenn Sie Jene an Bord schaffen können, versetzte der Kapitän, will ich nichts dagegen haben; ich wiederhole Ihnen aber daß Sie von mir nicht den Werth eines Zündhütchens dazu erhalten können!«
    Endlich gelang es Richard Lander, Boy’s Zustimmung zur Abholung seines Bruders und der anderen Leute zu erhalten. Der König wollte dieselben zwar nicht vor Empfang einer Abschlagszahlung losgeben und war nur mit Mühe zu bewegen, von dieser Forderung abzustehen.
    Als Kapitän Lake hörte, daß Richard Lander’s Gefolge aus kräftigen, zum Ersatz seiner verstorbenen oder durch Fieber geschwächten Matrosen geeigneten Leuten bestand, wurde er etwas zuvorkommender. Es dauerte jedoch nicht lange Zeit, als er erklärte, wenn auch John und die Uebrigen noch nicht da wären, binnen drei Tagen absegeln zu wollen.
    Obwohl Richard Lander ihm überzeugend nachwies, daß die Aermsten in diesem Falle als Sklaven verkauft werden würden, so ließ Jener sich doch nicht beeinflussen.
    »Desto schlimmer für sie, entgegnete er achselzuckend, ich kann aber nichts dagegen thun und werde auf keinen Fall länger warten!«
    Zum Glück ist eine solche Unmenschlichkeit nur selten. Ein solcher Elender, der nicht nur seinesgleichen, sondern sogar Leute, die weit über ihm stehen, in dieser Weise behandelt, verdient wirklich an den Pranger gestellt zu werden.
    Am 24. November endlich, da eine starke vom Meere herwehende Brise das Wasser am Ufer gewaltig aufregte und eine Ueberfahrt fast unmöglich machte, kam John Lander an Bord.
    Boy hatte ihn mit Vorwürfen und Beleidigungen überhäuft. Nachdem er die beiden Brüder und deren Gefährten mit seinem letzten Gelde von der Sklaverei losgekauft, sie in seinem Canot weggeschafft und – wenn auch sehr unzureichend – ernährt hatte, nachdem ihm soviel Rum und Rindfleisch zugesagt worden war, als er trinken und essen könnte, seinen erhofften Verdienst so verschwinden und sich gleich einem Diebe behandelt zu sehen, das entschuldigt wohl, wenn er darüber unwirsch wurde, und mancher Andere hätte es seinen Gefangenen viel theuerer vergelten lassen, wenn ihm so viele Hoffnungen zunichte wurden und

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