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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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verfolgen.
    Sie kamen an weiteren Räumen vorbei, die zum Teil als Wohnräume für die Arbeiter dienten, zum Teil als Lagerräume für Rohstoffe. Einige waren auch leer. In einem Abschnitt des Labyrinths kamen sie an eine Tür, vor der ein Mitglied der Königlichen Garde Wache stand.
    »Was ist da drinnen?« fragte Fallon.
    »Der Tunnel zur Kapelle auf der anderen Straßenseite. Früher benutzten ihn die Priester zu ihrer Bequemlichkeit, besonders dann, wenn es regnete. Doch nun, da die Regierung die Krypta angemietet hat, müssen sie durch die Nässe laufen wie gewöhnliche Sterbliche.«
    In diesem Moment ließ ein hallender Trompetenstoß Fallon erschreckt zusammenfahren. Wachen huschten klirrend umher. Das Lampenlicht widerspiegelte sich auf ihren Panzern.
    »Die mitternächtliche Wachablösung«, erklärte Sainian. »Ist das für Euch von Bedeutung?«
    »Zum Hishkak, und ob!« schnaubte Fallon. »Jetzt können wir vor morgen Mittag nicht mehr hier raus! Ihr müsst uns verstecken!«
    »Was? Aber mein lieber Herr Kollege! Wie stellt Ihr Euch das vor? Es kostet mich den Kopf, wenn man Euch bei mir entdeckt!«
    »Wenn wir entdeckt werden, kostet Euch das auf jeden Fall den Kopf, weil man Euch zusammen mit mir hier herumlaufen sah.«
    »Nun, dann wäre es nicht unvernünftig von mir, wenn ich Euch meinerseits um einen Gefallen bäte. Hält Euer verschwörerischer Geist zufällig einen Plan bereit, wie Ihr mich von dieser widerlichen Fron befreien könntet?«
    »Soll das heißen, dass Ihr abhauen wollt?«
    »Gewiss!«
    »Aber damit verwirkt Ihr das viele Gold, das die Regierung angeblich für Euch bereithält!«
    Sainian grinste und tippte sich an die Stirn. »Mein wahres Vermögen befindet sich hier drinnen. Versprecht mir, dass Ihr mich hier herausholt – und wenn möglich auch Zarrash –, und ich werde Euch und Euren Kameraden verstecken. Zwar ist Zarrash nur ein hohlköpfiger Animist, aber ich würde niemals einen Berufskollegen im Stich lassen.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann. Ah, da ist ja dieser Fastuk!«
    Nachdem sie inzwischen fast den gesamten Keller durchsucht hatten, stießen sie endlich auf Dr. Julian Fredro. Der Archäologe stand vor einem alten Mauerteil nahe der Ausgangstreppe, auf dem ganz undeutlich eine Inschrift zu erkennen war. In einer Hand hielt er einen Schreibblock, in der anderen einen Bleistift, mit dem er die Schriftzeichen kopierte.
    Als Fallon mit wutverzerrtem Gesicht vor ihm auftauchte, schaute er mit glückseligem Lächeln von seinem Block auf. »Sähen Sie doch, Mister F-Fallon! Das hier sieht aus wie einer der ältesten Teile des Bauwerks, und die Inschrift kennte uns verraten, wann äs wurde ärrichtet …«
    »Kommen Sie, Sie verdammter Esel!« schnaubte Fallon mit mühsam beherrschter Stimme. Auf dem Weg zu Sainians Quartier erklärte er Fredro mit vielen Ausschmückungen, was er von ihm hielt.
    Vor der Tür angekommen, sagte Sainian: »In meiner Kammer ist nur für einen Platz, daher muss ich den anderen bei Zarrash einquartieren.« Er klopfte mit dem Fingerknöchel gegen Zarrashs Türgong.
    »Was ist?« ließ sich eine ältlich klingende Krishnanerstimme vernehmen. Gleich darauf öffnete sich die Tür einen Spalt breit.
    Sainian trug ihm kurz sein Ansinnen vor. Zarrash knallte ihm die Tür vor der Nase zu und wetterte durch die Füllung: »Hebe dich hinweg, umnachteter materialistischer Narr! Versuche ja nicht, mich in ein solch tollkühnes Ränkespiel hineinzuziehen! Ich habe schon Kümmernisse genug, auch ohne dass ich Spionen Unterschlupf gewähre!«
    »Aber das ist deine Chance, aus dem Safq zu entkommen!«
    »Ohe? Bei Dashmoks Wampe, das ist natürlich ein Aya von ganz anderer Gangart!« Zarrash öffnete die Tür wieder. »Rasch herein mit euch, ehe man euch hört. Erzähle, worum geht es?«
    Sainian erläuterte es ihm etwas ausführlicher, worauf Zarrash sie erst einmal bat, sich zu setzen und das Ganze bei einem Glas Wein und einer Zigarre in aller Ruhe zu besprechen. Als die beiden Philosophen erfuhren, dass Fredro ein irdischer Gelehrter war, begannen sie ihn mit Fragen zu bombardieren.
    »Doch nun«, hub Sainian an, »um noch einmal auf die Streitfrage ›induktive kontra deduktive Beweisführung‹ zurückzukommen – vielleicht könnt Ihr, werter Kollege von der Erde, mit Eurem reiferen Wissensstand Licht auf unsere Kontroverse werfen. Wie lautet Eure Meinung?«
    So kam es, dass die rasch in die Gefilde der höheren Geistessphären entschwebende Unterhaltung

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