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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Bad ein. Wenn ich dann unter unserer Glaskuppel in der Sprudelwanne saß, reichte mir Volker ein Glas Champagner herein.
    Auch die Kinder waren wirklich vorbildlich. Sie kümmerten sich eifrig um Fanny, die nun schon ganz wacker auf ihren Stampferbeinchen durchs Haus taperte. Charlotte brachte ihr das Rückwärts-die-Treppe-Runtergehen bei, Paulinchen schaukelte sie in der Hängematte. Emil trug sie herum und trieb allerhand Schabernack mit ihr. Nathan war wie immer rätselhaft. Aber wenn er Fanny sah, leuchteten seine Augen.
    Jetzt wusste ich auch, warum. Das war das einzig Gelungene, das er je im Leben fertiggebracht hatte.
    Zwischendurch eilte Volker in die Praxis und zu seinen Hausbesuchen.
    Lisa war schon seit Wochen wieder in London. Sie schrieb aber jeden Tag fröhliche Mails. Dieser Dirigent hatte sich wohl heftig in sie verliebt!
    So zerstreute sich die weihnachtliche Irritation und wich einer wohligen Winterwärme. Irritationen gehören zum Leben dazu, versuchte ich letzte Zweifel unter den Teppich zu kehren. Sie zeigen uns erst, wie gut wir es eigentlich haben.
    Im Februar fuhren wir zum Wiener Opernball und übernachteten im Hotel Sacher. Leonore blieb für diese eine Nacht bei uns, obwohl alle Kinder uns beschworen, dass sie alt genug seien, um auf Fanny aufzupassen.
    Wir hatten eine Suite. Wir tanzten Walzer, schwebten durch den Saal, als wären wir Märchenfee und Märchenprinz persönlich. Volker sah fantastisch aus in seinem Smoking, und mir hatte er von Hämmerle in der Getreidegasse ein wunderschönes Abendkleid mitgebracht, das asymmetrisch geschnitten war und sich wie eine zweite Haut an mich schmiegte. Es hatte nur einen breiten, strassbesetzten Träger über der linken Schulter, die rechte Schulter lag frei. Volker küsste mich darauf und sang übermütig: »Ach, ich hab sie doch nur auf die Schulter geküsst!«
    Ich fühlte mich unwiderstehlich, jung und schön und genoss es, endlich mal wieder mit meinem Mann allein zu sein.
    »Das hättest du viel früher haben können, Herzerl! Warum hast du nichts gesagt? Stattdessen hast du mir misstraut, du schlimmes Mädchen!«
    Ich schmiegte mich an ihn, während wir uns im Dreivierteltakt drehten, und dachte, wie blöd ich doch gewesen war.
    Eines Nachmittags Ende Februar saß ich mit meinen Töchtern und Fanny gemütlich im Café Demel an der breiten Fensterfront mit Blick auf den Dom. Volker wollte nur schnell seinen üblichen Hausbesuch bei jener alten Dame machen, die keinen Aufzug hatte, und dann zu uns stoßen. Unserem kleinen wohlgenährten Küken flößten wir heißen Kakao mit Sahne ein. Wir plauderten und freuten uns an den netten Blicken der anderen Gäste. Natürlich sahen wir aus wie eine Bilderbuchfamilie! Was wir ja auch waren! Und wenn jetzt wieder eine davon anfangen würde, wie ähnlich Fanny meinen anderen Kindern sah, würde ich nur hoheitsvoll nicken. Wartet nur, bis nachher noch mein Mann kommt, dachte ich stolz. Man sieht ihm den Großvater wirklich nicht an. Muss ja auch niemand wissen. Das bleibt Lisas, Nathans, Volkers und mein Geheimnis.
    Paulinchen und ich reimten drauflos: »Im Demel, im Demel fallen gleich alle vom Schemel …« Dann machten wir mit Fanny »Pardauz«. Wir kicherten, und unser glucksendes Baby freute sich.
    Ich war seit Wochen einfach nur erleichtert und kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Alles war wieder rund und harmonisch. FAST hätte es die ätzende Wiebke geschafft, einen Keil zwischen Volker und mich zu treiben. Aber eben nur FAST .
    Plötzlich bemerkte ich am Nachbartisch die hübsche Rothaarige in meinem Alter, der ich schon mehrmals flüchtig begegnet war. Sie hatte einen etwa fünfzehnjährigen Jungen dabei. Eigentlich hätte ich sie jetzt gern angesprochen: »Wir scheinen dieselben Lieblingscafés zu haben!« Aber sie blätterte mit manikürten Fingern in einem Magazin, und ich wollte sie nicht stören. Der Bursche hatte seine langen Beine verknotet, sein Käppi verkehrt herum aufgesetzt und war wie Charlotte völlig in sein Handy vertieft. Ah, jetzt schaute sie auf. Unsere Blicke kreuzten sich, wir lächelten uns zu. Sie war absolut sympathisch und nett.
    »In dem Alter reden sie nicht mit ihren Eltern«, verteidigte die hübsche Rothaarige das Verhalten ihres Sohnes. »Da gibt es spannendere Kommunikationspartner.«
    »Wem sagen Sie das!«, gab ich achselzuckend zurück und warf einen Seitenblick auf Charlotte. »Wer weiß, vielleicht simsen sie sich? Na, ihr beiden, habt ihr schon

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