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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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des Trostes ins Haus geleitet.
    Clovis wurde auf Levi losgeschickt, um Robert und Stanley zurückzuholen, während sich die Damen des Hauses rund um den Arbeitstisch der Vorratskammer versammelten, die ihnen der geeignetste Ort für eine ungestörte Unterhaltung schien.
    »Sicher wurden die Verletzten mit Krankenwagen weggebracht«, meinte Emerald.
    Wässriges, rosiges Blut tropfte von der Arbeitsplatte zwischen den Frauen. Ringsum standen auf allen vier Seiten Regale voller Einmachgläser, Fleischkonserven, beschrifteter Dosen, abgedeckter Krüge und Terrinen, und dazu alle möglichen köstlich duftenden Lebensmittel.
    »Es ist schon fast sechs. Hat irgendjemand gesagt, wann die Angestellten von der Eisenbahn kommen und uns diese Leute wieder abnehmen wollen?«, fragte Charlotte.
    »Ich fürchte, nein.«
    »Wird man sie zu einem anderen Zug bringen?«
    »Ich weiß es nicht, Mutter. Frag Clovis, wenn er zurückkommt. Er war schließlich derjenige, der mit dem Dienstmann gesprochen hat.«
    »Ich dachte, es war ein Schaffner?«
    »Was immer er war, er hat sie alle hergeschickt«, sagte Emerald bestimmt. »Und es ist anzunehmen, dass er auch irgendeinen Plan hatte, wie sie wieder von hier wegkommen. Jedenfalls können wir sie nicht ewig im Frühstückszimmer lassen.«
    Die Passagiere waren ins Frühstückszimmer geführt worden, und Myrtle hatte den Auftrag erhalten, dort ein Feuer für sie anzuzünden – eine beträchtliche Unannehmlichkeit, da das Frühstückszimmer das einzige war, in dem das Feuer noch nicht vorbereitet worden war: Schließlich war es erst Nachmittag.
    (»Ausgerechnet ins Frühstückszimmer«, hatte sie gebrummt. »Wieso können wir sie nicht in die Scheune stecken, bis die Eisenbahn das Problem gelöst hat? Ich sehe wirklich nicht ein, wieso die Familie sich damit belasten soll, wo sie alle so durcheinander und konfus sind; es ist einfach nicht fair. Und noch dazu, wo ich ganz allein bin. Am Montag drehe ich dieser Pearl Meadows den Hals um.«)
    Trotzdem hatte sie, unter den Augen der bedrückten Passagiere, die in ihren Mänteln im Halbkreis um sie herumstanden und sich flüsternd miteinander unterhielten, die Asche weggebracht und die Kohlen angeschleppt und das Anmachholz angezündet.
    »Haben die etwa noch nie ein Hausmädchen gesehen? Ist eine Tapete ein Schock für sie?«, schimpfte Myrtle beim Arbeiten innerlich vor sich hin. Aber ihr Zorn legte sich, sobald sie das Zimmer verlassen hatte. Und während sie ihren üblichen, überaus dringenden normalen Arbeiten nachging, verschwanden die ungeladenen Gäste im Frühstückszimmer völlig aus ihrem Gedächtnis.
    Die Suttons waren auf die andere Seite des Hauses komplimentiert worden – das heißt, sobald es gelungen war, Ernest davon abzubringen, jeden einzelnen der Passagiere auf Verletzungen zu untersuchen. Er, der bislang zu niemandem aus der Familie mehr als ein oder zwei Worte gesagt hatte, entpuppte sich als wahrer Quell der Beredsamkeit, als sich ihm die Gelegenheit einer medizinischen Vor-Ort-Studie bot. Allerdings hatte er sich, von Charlotte ins Schlepptau genommen, damit begnügen müssen, sich im Vorbeigehen zu erkundigen: »Fühlen Sie sich schwach? Haben Sie Schmerzen? Sir? Madam? Schwindelgefühle?«, bevor er seiner Schwester endlich in die Bibliothek folgte. An diesem Punkt angelangt, hatten Emerald und Charlotte sich entschuldigt und sich in die Vorratskammer geflüchtet, um mit Florence über Notwendigkeiten zu reden.
    »Wenn wir zumindest einen Anschein von Normalität wahren können, bis die Leute von der Eisenbahn kommen«, jammerte Charlotte, an ihrem Taschentuch herumzerrend.
    »Ich wäre nur froh, es wäre nicht ausgerechnet an Ihrem Geburtstag passiert«, sagte Florence zu Emerald.
    »Unsinn.« Emerald griff nach einem kleinen Porzellankrug und schnupperte daran.
    »Zitronencreme«, erklärte Florence voller Stolz.
    Emerald hob das Tüchlein an, mit dem der Krug abgedeckt war, tunkte den kleinen Finger hinein und leckte ihn ab. »Ein Gedicht«, lobte sie.
    Florence war sichtlich erfreut. »Es liegt an den Nelken. Nur die wenigsten Leute denken daran, Nelken an Zitronencreme zu tun.«
    »Könnten wir vielleicht beim Thema bleiben, Mrs Trieves«, giftete Charlotte, deren gewöhnliche Vagheit völlig aus ihrem Verhalten verschwunden war. »Ich würde den nicht gerade revolutionären Vorschlag machen, allen Tee anzubieten, den Suttons, den Passagieren, einfach allen. Wir haben doch wohl genügend Tassen?« Dann fiel ihr

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