Der ungezähmte Highlander
Schienen wieder an.«
Plötzlich fiel Keira ein, dass sie wegen seines Beinbruchs womöglich auf die Hochzeitsnacht würden verzichten müssen, und sie bekam wieder Mut.
»Und später nehme ich sie wieder ab«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sofort verließ sie der Mut wieder. Sie überlegte, wie sie ihn davon überzeugen konnte, dass er seinem Bein einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen würde, wenn er sich etwas so Anstrengendes wie den Vollzug der Ehe mit seiner Braut zumutete, als der Priester ihre Aufmerksamkeit einforderte. Kurz dachte sie daran, das Ehegelübde zu verweigern. Ihr Blick fiel auf Liam, der sie wachsam aus den Augenwinkeln beobachtete. Seufzend verfluchte sie ihr viel zu weiches Herz. Sie konnte ihn vor all seinen Verwandten unmöglich so demütigen.
»Ich dachte, Frauen lächeln auf Hochzeiten immer, vor allem auf ihrer eigenen.«
Keira blickte auf Artan, der neben sie getreten war. Sie brauchte nicht auf die andere Seite zu schauen, um zu wissen, dass Lucas dort stand. Ihre Brüder waren wie immer unzertrennlich.
»Das ist meine zweite Hochzeit«, erwiderte sie. »Und die habe ich mir nicht ausgesucht.«
Artan schüttelte den Kopf. »Du kannst mir nicht weismachen, dass dir der Mann nicht gefällt oder dass du ihn nicht haben wolltest.«
Ihre Wangen begannen zu brennen, doch sie erwiderte störrisch: »Es ist trotzdem besser, wenn man die Wahl freiwillig trifft.«
»Nun, ich denke, eines Tages hättest du sie sowieso getroffen.« Artan musterte die Männer in der Großen Halle. »Es ist eine gute Verbindung. In gewisser Weise hat sie ja bereits bestanden, aber jetzt ist sie noch stärker. Solche Männer sind gute Verbündete.«
Gegen dieses Argument war kaum etwas einzuwenden. Aber im Moment war sie voll Widerspruchsgeist. »Ich freue mich unendlich, dass euch mein Opfer am Altar zu diesem Vorteil verhilft«, murmelte sie.
Lucas legte einen Arm um ihre Schultern. »Begrab deinen Ärger, Amsel. Wenn du ihn zu lange hegst, brütet er Gift aus. Liam ist ein guter Mann, der an das Gelübde glaubt, das er vor einem Priester abgelegt hat.«
»Das behaupten alle hier«, erwiderte sie und beobachtete ihren Ehemann, der gerade mit Sigimor plauderte.
»Dann hör auf sie, denn sie kennen den Mann weit länger als du. Er wird Ardgleann ein guter Laird sein.«
»Vielleicht wollte ja ich auf den Stuhl des Lairds.«
»Du hättest es sicher gut gemacht, aber du weißt ganz genau, dass alles einfacher ist, wenn ein Mann auf dem Stuhl des Lairds sitzt. Eine kleine Frau als Laird wäre für viele Männer ein verführerisches Ziel, selbst für gut benachbarte Clans. Ein großer, kräftiger Mann mit einem Haufen großer, kräftiger, blutsverwandter Männer im Rücken wird Ardgleann stärken.«
»Und dazu beitragen, dass es wie früher wieder zu einem friedlichen Ort wird. Das weiß ich schon, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es gerecht finde.« Als Lucas nur mit den Schultern zuckte, seufzte sie. »Keine Sorge, es macht mir nichts aus, eigentlich wollte ich nie Laird werden. Ich habe dieser Ehevereinbarung nur zugestimmt, weil ich nie daran dachte, dass Duncan so bald nach unserer Hochzeit sterben würde. Ich bin eine Heilerin, keine Kriegerin. Diese Pflichten lege ich sehr gerne in Liams Hände.«
»Aber dich bedrückt etwas, Mädchen. Das habe ich gestern schon gemerkt, und auch heute lastet es den ganzen Tag auf dir. Ich habe keine Ahnung, was an dir nagt, und vermutlich wirst du es mir jetzt auch nicht sagen, aber ich würde dir raten, es nicht mit ins Brautbett zu nehmen.« Lucas nickte Liam zu, der sie beobachtete. »Aye, und wie dein Mann ausschaut, wird er nicht mehr lange warten, bis er dich dorthin entführt.«
Keira errötete, denn auch sie hatte Liams Blick bemerkt, der sie erregte, ihr aber auch Angst einjagte. Das Verlangen in seinen Augen paarte sich mit einem Versprechen, aber sie wurde die Furcht nicht los, dass dieses Versprechen zu Staub zerfallen würde, sobald sie in ihrem Schlafgemach waren.
Lucas sollte mit seiner Vorhersage recht behalten. An der Tafel spürte Keira, wie Liam immer ungeduldiger darauf hoffte, dass die Zeremonie bald vorbei sein möge. Stumm ertrug er den kaum verhohlenen Spott seiner Verwandten, bis auch Keira von seiner Ungeduld angesteckt wurde. Als Sigimor zum dritten Mal einen Trinkspruch auf sie ausbringen wollte, verlor Liam die Geduld. Erstaunlich geschmeidig für einen Mann mit einem geschienten Bein sprang er auf. Keira stellte
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