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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sein Schwert. Keiras Brüder saßen auf den schweren Eichenstühlen, die langen Beine ausgestreckt, die Füße übereinandergeschlagen, die Hände locker vor dem Bauch gefaltet. Wenn man nicht genau hinsah, hätte man meinen können, die beiden wären gelangweilt, aber Liam kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass der Schein trog. Kester saß neben Ewan am Arbeitstisch und fertigte Kopien der Pläne an, die Keira vom Inneren der Burganlage gezeichnet hatte. Wenn sie einen Weg nach drinnen fänden, würden sie diese Pläne brauchen. Sir Archie saß mit geradem Rücken, die Hände zu Fäusten geballt auf den Knien, neben dem Jungen, und einer Miene, die sich zusehends verdüsterte, während er jedem Wort lauschte.
    »Der Mann hat seinen Sieg durch List und Verrat errungen«, sagte Kester und streute ein wenig Sand auf die gerade fertiggestellte Karte. »Bestimmt erwartet er von anderen dasselbe Vorgehen und hat ein wachsames Auge auf alle möglichen Wege der Einnahme.«
    In dem Wuschelkopf steckt ein scharfer Verstand, dachte Liam und murmelte zustimmend. »Deshalb hat er auch alle Schlupflöcher verschlossen.«
    »Nay«, meinte Sir Archie sehr zur Verwunderung der anderen. »Ein Mann wie er lebt nicht so lange, wie er das bereits tut, wenn er sich all seine Fluchtwege abschneidet. Er hat sich zwar zu seinem Schutz in diese Mauern eingeigelt, aber irgendwo gibt es garantiert einen Weg nach draußen, für den Fall, dass alle seine Verteidigungsmaßnahmen umsonst sind.«
    Liam war froh, dass Sir Archie so schlecht sah, denn es hätte ihn bestimmt gekränkt, die überraschten Blicke zu bemerken, mit denen man ihn bedachte. Nur Sigimor und Kester sahen aus, als ob sie seine Bemerkung erwartet hätten. So ungern Liam es zugab – sein Cousin hatte wieder einmal recht gehabt. Sir Archie konnte zwar nicht mehr gut sehen, und ein geschickter Krieger würde er auch nie wieder werden, doch in seinen Jahren als Söldner hatte er eine Menge nützliches Wissen gesammelt.
    »Aye, Ihr habt recht, Alter«, sagte Sigimor. »Die Frage ist nur, wo und ob ein anderer davon weiß.«
    »Moubray wird das nicht glauben, aber es gibt immer jemanden, der Bescheid weiß«, erwiderte Sir Archie. »Jemanden, den Moubray in seinem Dünkel übersieht.«
    »Keira weiß, wo sich die Geheimpforten befinden, aber wir können es nicht wagen, alle zu überprüfen.«
    »Es wäre die reine Zeitverschwendung«, meinte Artan. »Von außen lassen sie sich bestimmt nicht öffnen.«
    »Also stehen wir wieder am Anfang«, sagte Liam düster.
    »Nicht ganz«, murmelte Sigimor. »Wir brauchen nur ein Quäntchen Glück – und einen Plan.«
    Liam tauschte ein stummes Grinsen mit Ewan, dann wandte er sich zur Tür. »Ich gehe jetzt ins Bett. Jemand hat mir einmal gesagt, dass ein Mann seine Frau bis zur Erschöpfung lieben muss, um sie bei Laune zu halten.« Er zwinkerte Sigimor zu. »Ich glaube, ich versuche es mal.« Als er die Tür hinter sich zuzog, hörte er Ewan sagen, dass er diese Idee gar nicht so schlecht fand.
    Keira starrte düster auf die Tür, dann trank sie ihren Wein aus. Wenn Liam nicht bald kam, würde sie entweder zu wütend sein, um ihr Vorhaben auszuführen, oder zu betrunken. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, dass es in einem anderen Schlafgemach bestimmt eine andere Frau gab, der es ganz ähnlich ging. Im Lauf ihres nachmittäglichen Plausches hatte Fiona nämlich angefangen, sich auch etwas für ihren Ehemann einfallen zu lassen.
    Keira war froh, dass sie den Mut aufgebracht hatte, mit Fiona zu reden. Sie hatte sich zwar ein bisschen geärgert, als sie herausgefunden hatte, dass Ewan seiner Frau alles über Duncan und die ihr widerfahrene Erniedrigung erzählt hatte, doch in zweierlei Hinsicht hatte es ihr auch geholfen. Zum einen wusste Fiona, dass Keira keine Erfahrung hatte und über solche Dinge auch kaum Bescheid wusste, zum anderen hatte auch Fiona Keira klarzumachen versucht, dass bei ihr keine Schuld zu suchen war. Außerdem hatte Fiona sie überzeugt, dass sie sich ihrer Träume nicht zu schämen brauchte und dass es Liam glücklich machen würde, wenn die Frau, die Keira in ihren Träumen war, ihn in dieser Nacht in ihrem Schlafgemach begrüßen würde.
    Als sie sich nun begutachtete, stellte sie fest, dass es ihr nichts mehr ausmachte, Liam in etwas zu empfangen, was kaum mehr war als ein feiner Leinenschleier über ihrem nackten Körper. Fiona hatte es als Nachthemd bezeichnet, aber Keira fand, dass dieses

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