Der unsichtbare Feind (German Edition)
Zaun ab. Als
er sich sicher zu sein schien, dass die Beiden alleine waren, fuchtelte er
ungeduldig mit den Händen: „Los! Kommt schon rein. Beeilt euch!“
Manuel drehte den Schlüssel
hinter ihnen zwei Mal im Schloss und zog die Vorhänge am danebenliegenden
Fenster zu.
„Scheiße Gabriel, was tust
du hier?“, fragte er entsetzt, während sich Stresspusteln auf seinem von
Mischhaut geprägten Gesicht ausbreiteten, „Es ist ein Uhr morgens!“
„Ich weiß, dass es spät ist“,
antwortete Stark in ruhigem Ton.
Wie ein Hund, der sich als
Übersprungshandlung seine Genitalien leckte, blickte der Dicke hypnotisierend
auf seine Star Wars Uhr: „Ein Uhr morgens, verdammt! Seid bloß leise. Wehe ihr
weckt meine Mutter auf!“
Tanja runzelte wortlos die
Stirn.
„Also gut“, sagte Manuel
tief atmend und zog Stark an der Schulter, „kommt mit rauf, aber seid bloß
leise!“
Starks Grinsen wurde
zusehends breiter, er schien Gefallen an Manuels Verzweiflung zu empfinden.
Auf Katzenpfoten ging Manuel
voraus.
„Hey mein Kleiner, was ist
da draußen los?“, erklang eine schrille, vom Schlaf durchsetzte Stimme aus
einem der Abzweigenden Räume im Erdgeschoß.
„Verdammt“, zischte Manuel
leise, während sein Gesicht blutrot anlief, „da war nur jemand der sich im Haus
geirrt hat. Schlaf weiter Mutter“, rief er die Stiegen hinunter.
Mit dem Zeigefinger
bedeutete er Tanja und Stark leise zu sein und schlich mit ihnen auf sein
Zimmer. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wischte er sich mit seinem
Star Trek T-shirt, das seinen schwabbeligen Körper bedeckte, den Schweiß von
der Stirn und stieß Luft aus. Dann wandte er Tanja den Rücken zu. Tanja verzog
ihr Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, beim Anblick der teilweise
entblößten Poritze, manche nannten es Bauarbeiterdekolleté, die sich ihr
zeigte. Um Ablenkung lechzend, ließ Tanja ihren Blick durch das Zimmer
schweifen. Ein großes Star Trek Poster, in dem Captain James T Kirk lässig
seine Laserpistole schwang, flankiert von seinen treuen Gefährten Spok und
Sulu, hing über dem Dachflächenfenster. Am Eckschreibtisch befanden sich drei
Monitore, mehrere Lautsprecherboxen und ein Mikrofon. Zwischen den Geräten drängten
sich winzige Figuren aus Shrek, Herr der Ringe, UFO und Star Wars. Unter dem
Schreibtisch surrte es ohne Ablass. Tanja neigte den Kopf, um unter die
Tischplatte sehen zu können. Sie zählte insgesamt sieben Computer, die sich
dicht an dicht aneinander drängten. Ein überforderter Ventilator versuchte die heiße
Luft, die aus den Gehäusen strömte abzutransportieren. Kabel waren kreuz und
quer gelegt und erinnerten sie an ein Spinnennetz. Eine Antenne war auf einem
der Monitore, direkte neben einer Webcam, mit einer Schraubzwinge befestigt.
Tanja trat einen Schritt
näher an den Schreibtisch. Die Ventilatoren der Computer wirbelten Staub und
heiße Luft in den kleinen, überfüllten Raum. Auf einem der Computer standen vier
baugleiche elektronische Geräte übereinander, deren LED Leuchten wild blinkten.
Tanja ordnete sie als Modems ein.
„Hey Lady“, fröstelte der
Dicke unter einem Sprühnebel aus winzigen Speicheltröpfchen, „fassen Sie meine
Ausrüstung bloß nicht an!“
Mit in die Luft gestreckten
Händen wich Tanja zurück.
Stark kicherte noch immer:
„Hab ich dir zu viel versprochen?“, flüsterte er Tanja ins Ohr.
Manuel stützte sich mit
einer Hand gegen die Schreibtischplatte, während mit der anderen an eine seiner
drei Mäuse fasste. Direkt unter dem World of Warcraft Logo befand sich der
Knopf „speichern und schließen“. Er betätigte ihn und in Windeseile erschien
ein vollkommen überfüllter Windows Desktop.
Manuel strich sich aufgeregt
durch sein fettiges, halblanges Haar. Dann wandte er sich den beiden zu: „Was
macht ihr hier?“
„Wir sind hier, weil wir
deine Hilfe benötigen“, sagte Stark.
„Meine Hilfe?“, fragte
Manuel gehetzt, „Meine Hilfe? Ihr benötigt ganz dringend Hilfe, aber nicht
meine! Scheiße wisst ihr eigentlich, was los ist?“
„Wenn Sie die Grippewelle
meinen …“
„Ach vergesst die
Grippewelle“, unterbrach Manuel Tanja, „wisst ihr was? Ich zeige es euch.“
Er fuhr mit dem Cursor über
ein Symbol, das einen männlichen Oberkörper, in Anzug gekleidet darstellte.
Anstelle eines Kopfes trug er ein Fragezeichen auf den Schultern.
Mit einem Doppelklick darauf
öffnete sich ein Fenster auf seinem Monitor. Manuel klickte auf
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