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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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auf den Namen an seinem Ausweis, während er mit Mittel- und
Ringfinger das Bild des türkischen Reinigungspersonals verdeckte.
    Die Frau trat an ihn heran,
zog ihre Designerbrille ihren Nasenrücken entlang nach unten und begutachtete
seinen Ausweis über den Brillenrand hinweg.
    „Ümit Keles? Jetzt schicken die
schon wieder neues Personal! Jeden Tag kommt jemand Neues, der mit unseren
Gepflogenheiten nicht vertraut ist. Wenn das so weitergeht …“
    Ihr Blick wanderte an Stark
nach oben und stoppte abrupt an seinem blonden, halblangen Haar: „Sie sehen
nicht türkisch aus“, stellte sie fest.
    „Mutter ist österreichisch.
Hat Vater in Istanbul getroffen und ist jetzt seine Frau. Mutter ist blond, ich
auch.“
    „Nun ja, wie auch immer“,
sagte sie hochnäsig, „sind Sie jetzt endlich fertig?“
    „Ja, jetzt fertig. Entschuldigung
für Störung.“
    Stark verbeugte sich
untertänigst und verließ rücklings das Büro. Am Gang schöpfte er erst einmal
tief Luft. Das war Rettung in letzter Sekunde gewesen. Stark rollte den
Putzwagen in Richtung der Fahrstühle. An einer Abzweigung zum Stiegenhaus parkte
er ihn schließlich. Der Gang war von der Fluchttreppe durch eine Brandschutztür
getrennt. Oberhalb befand sich ein kleines, gekipptes Fenster, in dessen Glas
eine Metallmatte eingearbeitet war. Als sich Stark des Arbeitsmantels
entledigte, drangen die Stimmen zweier Männer an sein Ohr, die hinter der Tür
angeregt diskutierten.
    „Vielleicht sind wir zu weit
gegangen?“, sagte einer der Männer in tiefer Stimmlage.

Kapitel 25
    Er stapfte wütend über den Gang
des Bürogebäudes. Die Adeln an seinen Schläfen pulsierten unter vernarbter,
gespannter Haut. Seine eindrucksvolle Größe ließ Passanten in weitem Bogen
ausweichen oder umdrehen. Seine Augen verzogen sich zu engen Schlitzen. Er
wischte sich über die Stelle, an der er einst Augenbrauen hatte, bevor dieser schicksalhafte
Tag sein Leben für immer verändert hatte. Aber, so dachte er, die Dinge waren
nun einmal so, wie sie waren. Er wäre nie der Künstler geworden, der er heute
war, wäre das nicht passiert. Das war auch der Grund gewesen, warum er sich vor
Jahren gegen plastische Chirurgie entschieden hatte. Er war ein dunkles
Kunstwerk und das was er tat, war Kunst, so einfach waren die Dinge.
    Er wusst nicht, worüber er
mehr wütend war. Die Zielpersonen, die ihm wieder entwischt waren, oder der
Auftraggeber, der nicht erkennen wollte, was er eigentlich tat. Man hatte ihn
hierher geholt um seinen Auftrag neu zu definieren, wie es seine Auftraggeber
nannten. Die Zielpersonen seien umgehend zu eliminieren. Keine Spielereien
hatte sie zu ihm gesagt. Die Frechheit zu besitzen, seine Kunst Spielereien zu
nennen hätte eigentlich genügt, um eben aus diese Leuten Kunstwerke zu machen.
Aber irgendwie hatte er Gefallen an seinem Auftrag gefunden. Alleine der
Gedanke daran, als er die Frau durch Wien, bis in ein abbruchreifes Haus
verfolgt hatte, ließ sein Herz schneller schlagen. Das Katz und Mausspiel war
für ihn, als würde er einen längst überfälligen Orgasmus noch ein wenig
herauszögern, bis er wie ein Feuerwerk durch seinen Körper zucken würde. Das
alleine war es, was die Herren in dieser Firma vor dem sicheren Tod gerettet
hatte. An einer Abzweigung zur Fluchttreppe sah er einen Mann in blauen
Arbeitskittel, der gerade an einer Tür stand und lauschte. Neben ihm parkte ein
Putzwagen.
    „Wenn du Firmeninterna
wissen willst, frag doch einfach das Reinigungspersonal“, dachte er.
    Als er weiter über den Gang
stapfte, entsprang ein seltsames Gefühl seiner Magengegend. Es war schwer
einzuordnen, aber es breitete sich wie ein Lauffeuer in ihm aus. Irgendetwas
störte ihn, aber er wusste nicht was. Es war definitiv nicht der Ärger über
seine Auftraggeber, dieser Ärger war hart und vernichten. Es war mehr ein
Gefühl, dass ihm in diesem Moment etwas Wichtiges entging. Er blieb stehen und
dachte einen Moment lang nach, bis es ihm einfiel. Der Mann von der Putzfirma
hatte eine seltsame Art der Vertrautheit in ihm geweckt. Wie konnte das sein?
Kannte er den Mann? Noch einmal rief er das Bild dieses Mannes, den er nur von
hinten gesehen hatte, vor seinem geistigen Auge ab. Langer blauer Arbeitsmantel,
groß gewachsen, sportliche Figur, halblanges blondes Haar. Plötzlich läuteten
alle Alarmglocken in ihm. Das konnte nicht sein, oder konnte es doch? Ein
süffisantes Lächeln breitete sich in seinem entstellten Gesicht aus. Er wandte
sich

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