Der unsterbliche Highlander
Namen überhaupt jemals niedergeschrieben? Und weshalb war nicht längst jemand auf den Gedanken gekommen, diese Seiten zu verbrennen?
Er nickte. »Im ersten Band. Sie sind in einer uralten Schrift verzeichnet. Seitenweise Namen. Du siehst, ich brauche dich nicht unbedingt. Ich kenne die Menschen besser als meine Feinde. Ich könnte mich ohne weiteres so lange verbergen, bis ich eine andere Sidhe-Seherin ausfindig gemacht habe.«
»Warum suchst du dir dann keine andere?«, fragte sie matt. Und wie sollte sie überleben, wenn er sich tatsächlich dazu entschloss, anderswo Hilfe zu erbitten?
»Weil ich dein Leben aufs Spiel gesetzt habe. Und das werde ich in Ordnung bringen.«
Gabby sah blinzelnd zu ihm auf. Seine Stimme klang gepresst, sein Akzent war schärfer und deutlicher als sonst, und wenn er ein normaler Mann wäre, würde sie annehmen, er wäre wütend auf sich selbst, weil er sie in Gefahr gebracht hatte.
Die Vierzehnjährige in ihr meldete sich wieder zu Wort. Selbst als Feenprinz ist er wütend auf sich, weil er dich gefährdet hat. Also mach ihn nicht ganz so schlecht, ja?
Ihr blieb der Mund offen stehen, und ein Dutzend Fragen lagen ihr auf der Zunge; aber Adam schüttelte den Kopf.
»Nicht jetzt. Wir müssen weiter. Wir werden bald ein geeignetes Plätzchen finden, dann können wir reden. Hier sind wir nicht sicher. Komm.«
Gabby legte sich den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter. Als sie auf ihn zuging, sah sie, dass sich sein nasses, weißes Hemd rötlich verfärbt hatte.
»Bist du verletzt?«, rief sie und fasste nach seinem Arm.
Er entwand sich ihrem Griff und zuckte mit den Achseln. »Es ist nichts ...«
»Das möchte ich mir anseh...«
»Lass das. Es geht mir gut. Ich habe die Wunde im See ausgewaschen. Sie ist nicht tief. Komm, Irin. Leg deine Hand in meine. Sofort.«
Als sie sich nicht vom Fleck rührte und ihn nur besorgt ansah, erklärte er: »Ich habe nicht die Absicht, meinen Geist auszuhauchen, bevor ich wieder zu einem Unsterblichen geworden bin. Und wenn ich sage, die Wunde ist nicht schlimm, dann ist es so, glaub mir das.« Er schwieg eine Weile, dann fügte er hinzu: »Und du brauchst keine Angst zu haben, Gabrielle. Ich habe sie vernichtet.«
»Die Jäger?«, fragte sie erstaunt. »Das hast du nicht getan.«
»Die Seiten mit den Namen der Sidhe-Seherinnen. Du solltest es meinen Artgenossen nicht so leicht machen. Sie können gnadenlos und gefährlich sein.«
»Anders als du, der lammfromme Adam Black?« Die bissige Bemerkung rutschte ihr heraus, ehe sie sich zusammennehmen konnte.
Er bedachte sie mit einem tadelnden Blick. »Leg doch mal für einen einzigen Augenblick deine Vorurteile ab und unternimm den Versuch, mich zu sehen.«
Das gab ihr zu denken. Sie kam sich kleinkariert und engstirnig vor. Aber sie hatte keine Vorurteile, sie urteilte nur nach den Fakten - nach Tatsachen, die ...
Nun, Tatsachen, die ... sie war selbst nicht mehr sicher, auf welche Tatsachen sie sich im Moment stützen sollte.
Verdammt! Warum konnten die Dinge nicht nur entweder schwarz oder weiß sein? Die Menschen sind gut, die Feen sind böse. Ganz einfach! In diesem Glauben war sie erzogen worden.
Hatte er wirklich die Listen vernichtet, die die Namen aller S/J/?e-Seherinnen preisgaben? Warum? Wieso sollte er sich diese Mühe machen?
Und weshalb hatte er die zappelnde Kaulquappe so behutsam aufgehoben und in den See zurückgebracht? Es konnte kein Zweifel bestehen, dass er das getan hatte; er war von neuem vollkommen durchnässt gewesen. Er hätte sie auch belügen (immerhin war Lügen angeblich seine zweite Natur) oder ihr weismachen können, dass sie für so etwas keine Zeit hatten. Sie hätte ihm geglaubt, weil sie keine Ahnung hatte, wozu die Jäger fähig waren.
Und er hatte ihr in der Sekunde, in der sie den einzelnen Feenmann entdeckte, tatsächlich befohlen, von ihm wegzugehen. Wollte er sie wirklich zu ihrem eigenen Schutz fortschicken, und hätte er sein Leben für ihre Sicherheit aufs Spiel gesetzt?
Was war das für ein Feenwesen, das so etwas tat?
Ein legendärer Verführer und Blender?
Oder ... ein halbwegs anständiger Feenmann?
Total verwirrt legte sie die Hand in seine.
Seine große Hand umfasste die ihre, und Gabby fühlte sich zart, hilflos und sehr weiblich. Sie legte den Kopf zurück und betrachtete Adams fein geschnittenes Gesicht. Seine Augen wirkten noch dunkler und das Kinn noch kantiger als sonst. Und er sah so ... menschlich aus.
Als sie die
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