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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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wärt ihr Interessenten, die ein abgelegenes Haus mieten wollen, um dort ein Buch zu schreiben oder sonst was. Merkt euch, was die Makler sagen … vielleicht über irgendwas, was bald frei wird, vielleicht etwas, was sie euch vor drei Monaten hätten vermitteln können, wenn nicht jemand anders dahergekommen wäre. Klar?«
    Sie nickten alle.
    »Sollen wir Mr.   Seymour benachrichtigen, daß wir da hinfahren?« fragte Moxon. »Ich will damit sagen, vielleicht war Scotland schon in dieser Gegend.«
    »Überlaßt Mr.   Seymour mir«, sagte Brown, »wir verstehn’ uns ganz gut. Und es könnte ja sein, daß die Bobbys zwar schon dort oben waren, aber irgendwas übersehen haben. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Geh’n wir der Sache einfach mal nach.«
    Pyle bemühte sich um die übliche Jovialität, als er Laing begrüßte.
    »Ich … äh … hab’ Sie hierherbestellt, Andy, weil London uns gerade mitgeteilt hat, daß Sie dort einen Besuch machen sollen. Sieht so aus, als könnte das einen Karrieresprung für Sie bedeuten.«
    »Sicher«, sagte Laing. »Könnte diese Aufforderung aus London mit dem Päckchen und dem Bericht zusammenhängen, den ich hingeschickt habe, der aber nie dort ankam, weil er hier in Ihrem Büro abgefangen wurde?«
    Pyle ließ all seine gespielte Bonhomie fallen.
    »Also schön. Sie sind gescheit, vielleicht ein bißchen zu gescheit. Aber Sie pfuschen in Sachen herum, die Sie nichts angehen. Ich habe versucht, Sie davon abzuhalten, aber nein, Sie mußten unbedingt den Privatdetektiv spielen. Okay, ich will jetzt offen mit Ihnen sprechen. Ich, ich selbst versetze Sie nach London zurück. Sie passen nicht hierher, Laing. Ich bin mit Ihrer Arbeit unzufrieden. Sie gehen zurück, basta. Sie haben eine Woche Zeit, ihren Schreibtisch in Ordnung zu bringen. Ihr Ticket ist bereits gebucht. Heute in einer Woche.«
    Wäre Andy Laing älter, reifer gewesen, hätte er vermutlich seine Karten mit kühlerem Kopf ausgespielt. Aber er war empört darüber, daß ein Mann wie Pyle, der in der Bank eine so hohe Stelle einnahm, imstande war, sich an Kundengeldern zu bereichern.
    Und er hatte die Naivität der Jungen und Ungeduldigen, den Glauben, daß das Recht triumphieren werde. An der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Sieben Tage? Zeit genug für Sie, die Sache in London hinzubiegen? Kommt nicht in Frage. Ich fliege zurück, ja, aber schon morgen.«
    Er kam rechtzeitig zum Flugplatz für den letzten Flug nach Dschiddah an diesem Abend. Dort angekommen, ging er unverzüglich in seine Bank. Er bewahrte seinen Paß zusammen mit anderen wertvollen Dokumenten in der obersten Schublade seines Schreibtisches auf – Einbrüche in Wohnungen, die Europäern gehören, sind in Dschiddah keine Seltenheit, und die Bank war sicher. Zumindest war das anzunehmen. Doch der Paß war verschwunden.
    An diesem Abend kam es zu einem Riesenkrach unter den Entführern.
    »Sprecht doch leiser, ihr Scheißkerle«, zischte Zack mehrmals. »Baissez les voix, merde!«
    Er wußte, die Geduld seiner Männer war fast am Ende. Es war immer riskant, Menschenmaterial wie das hier einzusetzen. Nach der Superdosis Adrenalin, die ihnen bei der Entführungsaktion bei Oxford ins Blut geschossen war, hatten sie Tag und Nacht in ein und demselben Haus eingepfercht leben müssen, Bier aus Dosen getrunken, die er in verschiedenen Supermärkten gekauft hatte, sich immer außer Sichtweite halten müssen, während Leute an der Tür läuteten und läuteten, ehe sie endlich gingen, nachdem ihnen nicht geöffnet worden war. Die Nervenbelastung war schlimm gewesen, und diese Männer waren nicht geschult, sich geistig mit sich selbst oder mit Büchern zu beschäftigen. Der Korse hörte sich den ganzen Tag seine Popmusik-Programme in französischer Sprache an, in die Kurznachrichten eingestreut waren. Der Südafrikaner pfiff stundenlang unmelodisch vor sich hin, und die Melodie war immer dieselbe – Marie Marais. Der Belgier sah sich die Fernsehsendungen an, von denen er kein Wort verstand. Am besten gefielen ihm die Cartoons.
    Der Krach hatte sich an Zacks Entschluß entzündet, mit dem Unterhändler über zwei Millionen Dollar Lösegeld abzuschließen.
    Der Korse erhob dagegen Einwände, und da sie beide französisch sprachen, neigte der Belgier dazu, ihm beizupflichten. Der Südafrikaner hatte von der ganzen Geschichte genug, wollte nach Hause und stellte sich auf Zacks Seite. Der Korse argumentierte vor allem, daß sie massenhaft Zeit hätten. Zack

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