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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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überquerte den Cherwell auf der Magdalen Bridge und bog an der Verkehrsinsel The Plain in St.   Clement’s ein. Er lief jetzt genau nach Osten. Es war halb sieben, und vor ihm würde gleich die Sonne aufgehen. Er mußte volle vier Meilen laufen, um die letzten Vororte von Oxford hinter sich zu bringen.
    Er trabte durch New Headington und überquerte die Ring Road auf der Eisenbrücke, die zum Shotover Hill führt. Außer ihm waren keine Jogger unterwegs. Er war fast alleine. Am Ende der Old Road begann das Gelände anzusteigen, und er spürte die Schmerzen des Langstreckenläufers. Die sehnigen Beine trugen ihn weiter die Anhöhe hinauf und auf die Shotover Plain hinaus. Hier hörte die Teerstraße auf und er mußte auf dem Fahrweg weiterlaufen, in dessen tiefen Wagenspuren und Schlaglöchern das Wasser von den Regenfällen der Nacht stand. Er wich auf den grasbewachsenen Rand aus, genoß das Gefühl, auf federnder Unterlage zu laufen, überwand die Schmerzgrenze und gab sich ganz der Freiheit des Laufens hin.
    Hinter ihm tauchte die unauffällige Limousine aus dem Wäldchen auf, erreichte das Ende der Teerdecke und begann, durch die Schlaglöcher zu holpern. Die Männer in dem Auto kannten die Strecke und hatten sie gründlich satt. Fünfhundert Yards steiniger Fahrweg bis zum Wasserspreicher, dann zurück auf die Teerstraße und im Schneckentempo bergab und durch den Weiler Littleworth zum Dorf Wheatley.
    Hundert Yards vor dem Reservoir verengte sich der Fahrweg unter einer riesigen Esche. An dieser Stelle war der Transporter geparkt, halb auf dem Wegrand. Es war ein älterer, grüner Ford Transit, der an der Seite die Aufschrift »Barlow’s Orchard Produce« trug. Nichts Ungewöhnliches. Anfang Oktober fuhren Barlow-Lieferwagen überall in der Gegend herum und versorgten die Obst- und Gemüseläden mit den süßen Äpfeln von Oxfordshire. Jeder, der die Rückseite des Transporters gesehen hätte – bei den Männern im Auto war das nicht der Fall, denn sie sahen ihn von vorne –, hätte geschworen, daß er mit Apfelkisten vollgeladen war. In Wirklichkeit waren nur zwei täuschend naturgetreue Bilder von Apfelkisten innen an den beiden Heckfenstern befestigt worden.
    Der Lieferwagen hatte anscheinend einen Plattfuß – vorne links. Ein Mann kauerte neben dem Fahrzeug, das mit einem Wagenheber aufgebockt war, und versuchte, mit einem Kreuzschlüssel die Radmuttern zu lösen. Er blickte nicht von seiner Arbeit auf. Der junge Mann namens Simon näherte sich im Dauerlauf dem Transporter auf dem gegenüberliegenden Wegrand.
    Als er den Kühler des Lieferwagens erreicht hatte, geschah mit verblüffender Geschwindigkeit zweierlei. Die Hecktüren flogen auf, und zwei Männer, beide in schwarzen Trainingsanzügen und mit Kapuzenmasken, sprangen heraus, stürzten sich auf den überraschten Läufer und rissen ihn zu Boden. Der Mann mit dem Kreuzschlüssel drehte sich um und stand auf. Unter seinem Schlapphut war auch er maskiert, und der Schraubenschlüssel war kein Schraubenschlüssel, sondern eine tschechische Maschinenpistole des Typs Skorpion. Er eröffnete sofort das Feuer und schoß in die Windschutzscheibe der Limousine, die noch sechzig Fuß entfernt war.
    Der Mann am Steuer starb auf der Stelle, ins Gesicht getroffen. Der Wagen schleuderte und kam zum Stehen. Der Mann auf dem Rücksitz reagierte wie eine Katze, stieß die Tür auf seiner Seite auf, schnellte hinaus, machte zwei Rollen und stand im nächsten Moment in »Feuer«-Position. Er schoß zweimal mit seiner 9-mm-Smith & Wesson. Der erste Schuß ging einen halben Meter zu weit, der zweite war drei Meter zu kurz, denn während der Mann abdrückte, trafen ihn mehrere Kugeln der Skorpion in die Brust. Er hatte nicht die geringste Chance.
    Der Mann auf dem Beifahrersitz war eine Sekunde nach seinem Kollegen im Freien. Die Beifahrertür war weit offen, und er versuchte, durch das offene Fenster auf den Mann mit der Maschinenpistole zu feuern, als drei Kugeln das Blech glatt durchschlugen und ihn in den Bauch trafen, so daß er nach hinten gerissen wurde. Fünf Sekunden später saß der Mann mit der Maschinenpistole neben dem Fahrer des Lieferwagens, die anderen beiden hatten den Studenten in den Laderaum des Transits gestoßen und die Türen zugeknallt. Der Transporter rollte von dem Wagenheber, stieß mit Vollgas in die Einfahrt des Reservoirs zurück, fuhr noch einmal vor und zurück und verschwand in Richtung Wheatley.
    Der Agent des Secret Service war

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