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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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herrlicher Planet. Wir können entweder gemeinsam auf ihm leben oder gemeinsam auf ihm sterben.«
    Leise ging die Tür von Marschall Koslows Dienstzimmer auf und schloß sich dann wieder. Ein Offizier Anfang fünfzig, ebenfalls ein Protegé Koslows und das As seines Planungsstabs, war eingetreten und beobachtete stumm den Fernsehschirm in der Ecke.
    Der amerikanische Präsident kam zum Ende seiner Ansprache. »Es wird nicht einfach sein, diese Straße zu beschreiten. Sie wird steinig und voller Schlaglöcher sein. Doch an ihrem Ende warten Friede und Sicherheit für Sie und für uns. Denn wenn wir ausreichend Waffen haben, um uns verteidigen, aber nicht genug, um einander angreifen zu können, und wenn beide Seiten dies wissen und verifizieren können, dann können wir unseren Kindern und Enkeln eine Welt übergeben, die wirklich frei ist von der schrecklichen Furcht, die diese vergangenen fünfzig Jahre geprägt hat. Wenn Sie diese Straße mit mir gehen wollen, dann werde ich sie im Namen des amerikanischen Volkes mit Ihnen gehen. Und darauf, Michail Sergejewitsch, gebe ich Ihnen meine Hand.«
    Präsident Cormack wandte sich Generalsekretär Gorbatschow zu und streckte ihm die Rechte entgegen. Der Russe, obwohl selbst ein Experte in Public Relations, hatte keine andere Wahl, als aufzustehen und gleichfalls die Hand auszustrecken. Dann zog er breit lächelnd mit dem linken Arm den Amerikaner in eine ungestüme Umarmung.
    Die Russen sind ein eigener Menschenschlag, anfällig für Verfolgungswahn und Fremdenfeindlichkeit, doch zugleich auch zu Gefühlsüberschwang neigend. Die Arbeiter vom Flughafen brachen als erste das Schweigen. Heftiger Applaus brandete auf, dann setzten Jubelrufe ein, und ein paar Sekunden später flogen die ersten Tschapkas durch die Luft, als die Zivilisten, sonst bis zur Perfektion gedrillt, aus dem Häuschen gerieten. Dann folgten die Milizionäre; in »Rührt-Euch!«-Position hielten sie mit der linken Hand ihre Gewehre, schwenkten ihre grauen Mützen mit dem roten Band und brachen ebenfalls in Begeisterungsrufe aus.
    Die Grenzsoldaten vom KGB blickten auf ihren Chef neben dem Podium, General Wladimir Krjutschkow. Unsicher, wie er sich verhalten sollte, während sich die Mitglieder des Politbüros erhoben, stand er ebenfalls auf und schloß sich dem Beifallsklatschen an. Die Grenzsoldaten nahmen dies – irrtümlich, wie sich zeigen sollte – als einen Wink und stimmten in den Jubel der Milizionäre ein. Überall im Bereich von fünf Zeitzonen taten 80   Millionen sowjetischer Männer und Frauen etwas Ähnliches.
    »Tschort wosmi …« Marschall Koslow griff nach der Fernbedienung und schaltete abrupt den Fernsehapparat aus.
    »Unser geliebter Generalsekretär«, murmelte Generalmajor Semskow. Der Marschall nickte mehrmals mit einem gallbitteren Ausdruck auf dem Gesicht. Zuerst die unheilkündenden Prophezeiungen des Kaminsky-Berichts und jetzt das. Er erhob sich, kam um den Schreibtisch herum und nahm den Bericht zur Hand.
    »Sie nehmen das mit und lesen es«, sagte er. »Es ist als HÖCHST GEHEIM eingestuft und wird es auch bleiben. Es gibt nur zwei Exemplare davon, und das zweite behalte ich. Beachten Sie vor allem, was Kaminsky in seinen Schlußfolgerungen zu sagen hat.«
    Semskow nickte. Nach der grimmigen Miene des Marschalls zu schließen, ging es um mehr als nur um die Lektüre eines Berichts. Semskow war nur ein einfacher Oberst gewesen, als er Marschall Koslow auffiel, der damals zu einer Rahmenübung in der DDR weilte.
    Zu dieser Übung hatten auch Manöver gehört, an der die sowjetischen Streitkräfte in der DDR auf der einen und die Volksarmee auf der anderen Seite teilgenommen hatten. Die DDR -Soldaten hatten die Rolle angreifender amerikanischer Truppen übernommen und in früheren Fällen ihren sowjetischen Waffenbrüdern übel mitgespielt. Diesmal waren die Russen dank Semskows erfolgreicher Planung haushoch überlegen gewesen. Kaum war Marschall Koslow Generalstabschef geworden, holte er den brillanten Planer in seinen eigenen Stab. Jetzt führte er den Jüngeren zu der Karte an der Wand.
    »Wenn Sie mit der Lektüre fertig sind, werden Sie ein Papier ausarbeiten, das wie ein Plan für einen speziellen Krisenfall aussieht, in Wirklichkeit aber ein Plan für die Invasion und Okkupation eines fremden Landes ist, genauestens ausgearbeitet bis auf den letzten Mann, das letzte Geschütz, die letzte Kugel. Sie werden dafür vielleicht ein ganzes Jahr brauchen.«
    Generalmajor

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