Der Untoten Zaehmung
Knicks und sagte: »Jawohl, Madam.«
»Fort mit Euch.« Die Königin bewegte ihre Hand und drehte sich um, bevor sie auch nur losgegangen waren. Sie wusste, dass sie gehen würden, wenn sie es sagte. Alle wussten es.
Ihr dunkler Blick kehrte zu Will zurück. »Und was soll ich nun mit Euch machen, Master Shakespeare?«
»Was immer Ihr wünscht, Eure Majestät.« Will seufzte. »Es ist mir egal.«
»Oh, hört schon auf!« Sie klatschte in die Hände. Das Geräusch ließ Will zusammenzucken. »Seid nicht so missmutig.«
»Ich bin ein Vampir, Eure Majestät. Ein untoter Schurke.«
»Ich sah nichts Schurkisches.« Sie blickte sich um. »Nun, vielleicht doch, aber es gibt Zeiten, in denen Schurke auf Schurke treffen muss.«
Will konnte nur daran denken, dass er Kate verloren hatte. Er würde sie niemals wiedersehen, sie hören, sie berühren. »Tötet mich, wenn Ihr wollt, Eure Majestät«, sagte er, während er zu der Tür starrte, durch die Kate verschwunden war. »Ich werde es Euch nicht verübeln.«
Elizabeth schnipste mit ihren Fingern vor seiner Nase. »Shakespeare!« Als sein Blick den ihren traf, sah er, dass sie schmunzelte. »Ihr habt Eure Geliebte riskiert, um mich zu retten. Denkt Ihr, ich vergelte diesen Beweis Eurer Loyalität mit dem Tod?«
»Es spielt keine Rolle. Euer Wunsch, Eure Majestät, ist mir Befehl. Wenn Ihr wünscht, dass ich sterbe, werde ich in die Morgensonne laufen. Ihr werdet mich nicht töten müssen. Ich selbst tue es nur allzu gern.«
»Nun verstehe ich, warum Eure Tragödien so tragisch sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe schon früh im Leben gelernt, dass man an allem eine heitere Seite finden und daran festhalten muss. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich lange vor meiner Krönung vom Dach eines meiner Gefängnisse gesprungen. Aber ich wurde gekrönt, Master Shakespeare.« Sie ergriff seinen Arm, und er ließ es zu. »Geht ein Stück mit mir, und ich werde Euch erzählen, wie man eine Frau zurückgewinnt, die man verloren glaubt.«
Wills Kopf hob sich. Das Lächeln der Königin brachte Hoffnung in sein Herz. »Und dann?«
Sie tätschelte seine Hand. »Dann werde ich Euch erzählen, was ich mir von Euch wünsche.«
43
»Das ist der wahre Anfang uns’res Ends.«
Ein Sommernachtstraum (5. Akt, 1. Szene)
I ch war wütend, traurig, erschöpft, aufgekratzt, verängstigt und siegreich.
Mit einem Wort: verwirrt.
Liebte ich Will? Ich wusste es nicht. Wie konnte ich einen blutsaugenden, untoten Lügner lieben?
Aber ich wusste, dass ich Reginald nicht liebte. Das hatte ich niemals, und das würde ich auch niemals. Und ich würde unter keinen Umständen das Bett mit ihm teilen. Der Gedanke allein genügte, um Übelkeit in mir aufsteigen zu lassen.
Was sollte ich tun?
Ich ging nach Hause. Wohin sollte ich sonst gehen? Zu meinem Vater? Er würde mich sofort zurückschicken.
Ich zog mein schmutziges, zerrissenes Kostüm aus und wusch mir die Asche und das Blut von der Haut. Dann schlüpfte ich in mein Nachthemd und begann, mir die Haare zu bürsten. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch niemals so allein gefühlt.
Als Reginald den Raum betrat, fühlte ich mich gleich noch einsamer. »Ihr widert mich an«, sagt er. »Ein gewöhnlicher Dichter.«
»Stückeschreiber«, verbesserte ich ihn. »Und wohl kaum gewöhnlich.«
Ich verteidigte ihn. Ich konnte nicht anders.
»Ihr werdet fortan in dieser Kammer leben. Ihr werdet sie nur dann verlassen, wenn ich es Euch sage. Ihr werdet nur das tun, was ich sage.«
Ich biss mir auf die Zunge. Es würde nichts helfen, ihm zu widersprechen. Ich hatte keine Wahl.
Natürlich hatte ich eine Berufung, aber mit dem Töten von Zombies war kein Geld zu machen. Ich konnte das Haus verlassen, ich konnte genügend Tibonage erledigen, um den Ozean mit Asche zu füllen, aber ich würde dennoch auf der Straße hungern.
Reginald verließ meine Kammer und verschloss die Tür hinter sich. Stille breitete sich aus, und ich fuhr damit fort, mein Haar zu bürsten.
Mein Blick fiel auf die Balkontür, die Reginald vergessen zu haben schien. Dummer Narr. Was dachte er denn, wie ich in der Vergangenheit entkommen war?
Ich hätte nicht geglaubt, dass ich in der Lage sein würde zu schlafen, aber die Aufregungen des Tages überwältigten mich, und in kürzester Zeit träumte ich davon, durch einen kühlen Nachtnebel zu wandern. Nounou tauchte aus dem Dunst vor mir auf.
Bébé, sagte Nounou. Habt Ihr aus dem, was ich Euch beigebracht habe,
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