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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ziemlich gut. Und das hatte ich: einen sehr attraktiven Vampir, der vorübergehend sein Gedächtnis und damit zugleich einen großen Teil seiner Persönlichkeit verloren hatte - einen Vampir also, der Selbstbestätigung genauso nötig hatte wie ich.
    Als ich meine Ohrringe befestigte, ging mir schließlich auf, dass Eric wohl noch aus anderen Gründen so begeistert von mir gewesen war. Nach Tagen ohne jede Erinnerung an seine Besitztümer oder seine Untergebenen, nach Tagen ohne jedes Selbstwertgefühl, hatte er in der letzten Nacht etwas gewonnen, das ihm gehörte - mich. Seine Geliebte.
    Obwohl ich vor dem Spiegel stand, sah ich darin eigentlich nicht mich selbst. Ich erkannte in der widergespiegelten Person vor allem eine Frau, die - zur Zeit - alles war, was Eric auf dieser Welt besaß.
    Ich enttäuschte ihn also besser nicht.
    Wieder mal war es mir rasend schnell gelungen, mich vom Gefühl entspannten Glücks auf »pflichtbewusste grimmige Entschlossenheit« runterzuschrauben. Ich war froh, als das Telefon plötzlich läutete. An der Nummer auf dem Display sah ich, dass mich Sam aus der Bar anrief statt aus seinem Wohnwagen.
    »Sookie?«
    »Hey, Sam.«
    »Tut mir leid, die Sache mit Jason. Irgendwas Neues?«
    »Nein. Ich habe gleich nach dem Aufstehen im Büro des Sheriffs angerufen und mit der Polizistin vom Telefondienst gesprochen. Sie sagte, Alcee Beck würde sich bei mir melden, wenn es was Neues gebe. Das hat sie schon die letzten zwanzig Mal gesagt, die ich angerufen habe.«
    »Möchtest du, dass ich für deine Schicht jemand anderen einteile?«
    »Nein. Es ist besser für mich, wenn ich was zu tun habe, statt hier zu Hause herumzusitzen. Sie wissen, wo sie mich erreichen können, wenn sie mir was mitzuteilen haben.« »Bist du sicher?«
    »Ja - trotzdem danke für dein Angebot.«
    »Falls ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.«
    »Da fällt mir was ein, jetzt, wo ich darüber nachdenke.«
    »Sag schon.«
    »Erinnerst du dich an diese kleine Gestaltwandlerin, mit der Jason an Silvester in der Bar war?«
    Sam dachte einen Moment nach. »Ja«, sagte er zögernd. »War das nicht eins der Norris-Mädchen? Die wohnen drüben in Hotshot.«
    »Das hat Hoyt auch gesagt.«
    »Vor den Leuten dort musst du dich in Acht nehmen, Sookie. Das ist eine ganz alte Ansiedlung. Mit sehr viel Inzucht.«
    Ich verstand nicht ganz, worauf Sam hinauswollte. »Kannst du mir das näher erklären? Ich hab's heute nicht so mit dem Aufdröseln rätselhafter Andeutungen.«
    »Nein, geht im Moment nicht.«
    »Oh, bist du nicht allein?«
    »Nein. Der Snack-Lieferant ist hier. Sei vorsichtig. Die sind wirklich und wahrhaftig anders.«
    »Okay«, sagte ich langsam und tappte noch immer im Dunkeln. »Ich werde vorsichtig sein. Wir sehen uns um halb fünf«, fügte ich hinzu und legte auf, irgendwie unglücklich und ziemlich verwirrt.
    Es blieb noch jede Menge Zeit, um vor der Arbeit nach Hotshot und wieder zurück zu fahren. Ich zog Jeans an, Turnschuhe, ein hellrotes, langärmliges T - Shirt und meinen alten blauen Mantel. Im Telefonbuch schlug ich Crystal Norris' Adresse nach, musste jedoch erst mal meine Landkarten herauskramen und nachsehen, wo der Ort überhaupt lag. Ich hatte mein ganzes Leben lang im Landkreis Renard gewohnt und kannte die Gegend eigentlich ziemlich gut, doch Hotshot und Umgebung waren ein blinder Fleck in meinen sonst recht umfassenden Ortskenntnissen.
    Ich fuhr nach Norden und bog rechts auf die Landstraße ab. Ich kam an der holzverarbeitenden Fabrik vorbei, dem größten Arbeitgeber von Bon Temps, an einer Polsterei und am Amt für Wasserversorgung. Es folgten ein Spirituosenladen und dann an einer weiteren Kreuzung ein ländliches Lebensmittelgeschäft, über dem ein riesiges Schild mit der Aufschrift KALTES BIER UND FRISCHE KÖDER hing, das noch vom Sommer übrig geblieben war. Ich bog noch einmal rechts ab, in südliche Richtung.
    Je tiefer ich ins Land hineinfuhr, desto schlechter wurde die Straße. Seit dem Sommer war hier nichts mehr ausgebessert oder sonst wie instand gehalten worden. Entweder hatten die Einwohner von Hotshot keinerlei Beziehungen zur Kreisverwaltung, oder sie wollten einfach keinen Besuch haben. Die Landstraße führte zwischen sumpfigen Flussniederungen hindurch. Bei starkem Regen würde sie sofort überflutet. Es hätte mich gar nicht gewundert, wenn die Leute hier draußen hin und wieder Alligatoren zu sehen kriegten.
    Schließlich kam ich erneut an eine Kreuzung, gegen

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