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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beobachten zu können.
Die sehnige Asiatin bot jede ihrer Fertigkeiten auf, um ihre im Vergleich
eher weich wirkende Gegnerin zu bezwingen. Wie eine Feder schnellte sie
hierhin und dorthin, setzte Angriffen sowohl Kraft als auch Nachgiebigkeit
entgegen.
Doch immer schien ihre Kontrahentin die Bewegungen der erfahrenen
Kämpferin zu erahnen und entwickelte überaus kreative Gegenmaßnahmen.
Beide Frauen verweigerten irgendwann der Schwerkraft ihren Gehorsam und
taten Dinge, die Sterblichen eigentlich nicht möglich waren.
Die Unbekannte spiegelte jede Bewegung ihrer Gegnerin und es schien, als
wären sie in einem gemeinsamen Tanz verwoben, dessen geheimnisvolle Re-
gel ihnen keine andere Wahl ließ, als ihm zu folgen.
Wenn Tao den Arm hob, dann tat das, einer geheimen Choreografie folgend,
auch ihre Kontrahentin. Ein Augenaufschlag hier, der andere dort. Eine Hand
schoss nach vorn, die andere war schon da.
Zum ersten Mal in seinem Leben beobachtete Kieran einen Kampf in per-
    fekter Harmonie. Und er genoss diese Darbietung, als säße er bei einem virtu-
osen ›Pas de deux‹ in der besten Loge.
Irgendwann kam Frieden über die Trainierenden und sie standen sich
schweigend gegenüber.
Tao atmete heftig – so hatte Kieran sie noch nie erlebt. Die unbekannte Geg-
nerin schien kaum außer Atem zu sein. Sie lachte fröhlich und verneigte sich.
Dabei löste sich ihr Kopfschutz, und Kieran entfuhr ein überraschter Laut, als
sich eine Kaskade dunkelroter Locken fast bis zur – bemerkenswert schmalen
– Taille der jungen Frau ergoss.
Sofort hob sie ihren Kopf und blickte misstrauisch in seine Richtung.
Kieran spürte, wie sich die feinen Härchen auf seiner Haut aufstellten. Ein
eindeutiges Signal, das ihn schon mehr als einmal in letzter Sekunde geret-
tet hatte. Doch dieses Mal trachtete ihm niemand nach dem Leben. Kierans
Verstand war es, der in Gefahr zu sein schien, so sehr berührte ihn dieses Ge-
schöpf.
Er war wie betrunken von diesem Anblick. Ihre Augen, die wie Smaragde in
einem blassen Gesicht strahlten, standen weit auseinander, so wie er es lieb-
te, und waren von erstaunlich dunklen Wimpern umrahmt. Der Bogen ihrer
Brauen wirkte so kühn, wie ihr sommersprossiges Näschen frech.
Wie weich sich diese Lippen anfühlen würden, wenn er sie küsste, überleg-
te Kieran. Und noch köstlicher der Gedanke an die zarte Haut an ihrem Hals,
dort wo ein kleiner Puls gleichmäßig schlug! Ihre üppigen Kurven wollte er
am liebsten komplett verhüllen, mussten sie doch jeden Mann zu sündigen
Gedanken verleiten.
Das Verlangen, sie zu besitzen, ihr zu dienen und sie vor den Gefahren die-
ser Welt zu schützen, war derart überwältigend, dass Kieran nur mit Mühe sei-
ne Fassung bewahrte. Er war drauf und dran hervorzustürzen, sie zu packen
und in die Sicherheit seines Heims zu tragen. Kieran schalt sich einen Narren.
Derartige Gedanken sollten für ihn tabu sein.
Zweifellos hatte sie seine Gegenwart gespürt, und als Tao ebenfalls einen
ungeduldigen Blick in seine Richtung warf, zog Kieran sich zurück.
Das Mädchen war kein Vampir. Dennoch musste sie über gewisse Kräfte
verfügen, hatte sie doch ganz offensichtlich wahrgenommen, dass sie beob-
achtet wurde. Eine normale Sterbliche hätte niemals auf diese Weise gegen
Tao, die sowohl ein wenig Blut ihres ehemaligen Herrn als auch Kierans in
den Adern hatte, antreten können.
    Wider besseren Wissens beschloss er herauszufinden, wer sie war. Für einen
Vengador konnte es überlebenswichtig sein, magische Kreaturen seiner Um-
gebung genauestens zu beobachten. Er hatte auch deshalb so lange in diesem
Job überlebt, weil er sich seit Anbeginn an diese Regel hielt. Ganz gelang es
ihm allerdings nicht, sich selbst zu täuschen. Diese Frau hatte es geschafft, in
wenigen Sekunden weitaus mehr längst verloren geglaubte Gefühle in ihm zu
entfesseln als irgendeine raffinierte Schönheit während der vergangenen Jahr-
hunderte. Kieran witterte eine neue Herausforderung, seine Jagdlust erwachte.
Bei dem Versuch, in ihre Gedanken einzudringen, erwartete ihn eine unan-
genehme Überraschung. Kaum hatte er sich vorsichtig eingeschlichen, fand er
sich mit einem Mal am Fuße einer unüberwindlich hohen Burgmauer wieder.
Es war, als ließe sie ein Fallgitter direkt vor seiner Nase herunterrasseln. Und
obwohl er einige effiziente Tricks kannte, mentale Barrieren zu überwinden,
gelang es ihm nicht, mehr als einen Hauch von Ungeduld

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