Der Venuspakt
zu schweigen
von der absurden Vorstellung, dass ich diese unglückliche ›Auserwählte‹ sein
soll! – Aber wer ist mein ›Seelenpartner‹?»
Verlegenes Schweigen.
«Was? Ihr wisst es doch!»
«Wir glauben, Kieran ist dein Seelenpartner.»
Nuriya lachte schrill. «Kieran ...? Ist euch eigentlich klar, dass er mich hasst?
War da nicht gerade die Rede von ›unwiderstehlicher Anziehungskraft‹ und
›Liebe auf den ersten Blick‹? Dass ich nicht lache! Ich weiß, dass es Kieran
war, der mich nach dem Überfall gerettet hat, und er war von Anfang an nicht
glücklich mit dieser Entscheidung.»
Das Taschentuch in ihrer Hand hatte sie inzwischen erwürgt. Wider Willen
musste Nuriya bei dem Anblick lachen, aber es klang bitter, als sie sagte: «Wa-
rum hat er mich nicht einfach sterben lassen? Da draußen gibt es Tausende,
die liebend gerne diesen Hokuspokus mitmachen würden, wenn der Preis so
ein appetitlicher Happen wie Kieran ist. Zu mir verspürt er absolut keine Zu-
neigung – und ich ...», sie schluchzte auf, «ich hasse ihn!»
Keiner widersprach. Wie hätten sie ihr auch erklären können, was in Kieran
vorging; er schien es ja selbst nicht zu wissen.
Und mit diesem Schweigen wurde Nuriyas Befürchtung zur Gewissheit:
Der Mann, mit dem sie, ging es nach ihren Freunden, den Rest der Ewigkeit
verbringen würde, verabscheute sie.
«Leute, ich habe schlechte Neuigkeiten!» Nik materialisierte sich im Raum.
«Ich habe mich mal umgehört und dabei den Vampir ausfindig gemacht, der
beim Überfall auf euch Feenkinder dabei war. Er ist eigentlich ein ganz ein-
sichtiger Typ.»
Erfreut erinnerte er sich, wie leicht es gewesen war, Paul zu überzeugen,
ihm alles zu erzählen, nachdem Nik Angelinas Vergessenszauber neutralisiert
hatte. Es gab auch keinen Grund den armen Tropf zu bestrafen, er war ja nicht
einmal direkt am Überfall beteiligt gewesen. Schließlich hatte er zugegeben,
dankbar für seine peinliche Feigheit gewesen zu sein, als er später von Fer-
ne beobachtete, wie die drei Vampire seine Kameraden wie lästige Insekten
im Handumdrehen töteten und anschließend zu Asche verbrannten. Er habe
nicht schon wieder sterben wollen, hatte er beteuert.
«Er glaubt, dass es ein mächtiger Vampir gewesen ist, der den Entführungs-
auftrag erteilt hat. Dessen Gehilfe schickte nur eine relativ harmlose Stra-
ßenbande los, weil sein Boss euch für normale Sterbliche hielt, als er in der
Spanner-Bar des Hellfire-Clubs auf Nuriya aufmerksam wurde. Er wundert
sich vermutlich immer noch, wo die Typen abgeblieben sind. Aus diesem Paul
dürfte er nicht viel herausbekommen haben. In dessen Kopf sah es reichlich
wirr aus.»
Grinsend schaute Nik die Schwestern an. «Was haben zwei so liebliche
Geschöpfe eigentlich in dieser Bar zu suchen?» Er schien die angespannte
Stimmung im Raum nicht zu bemerken, erwartete aber offenbar auch keine
Antwort und fuhr fort: «Der Auftraggeber weiß jetzt, wer du bist. Kierans Rit-
terlichkeit hat sich bereits herumgesprochen. Außerdem scheint der Sicher-
heitschef des Hellfire gemeinsame Sache mit dem Kerl gemacht zu haben.
Órla hat herausgefunden, dass er die Gespräche in ihrem Büro belauscht und
weitergetragen hat. Das», fügte er zufrieden hinzu, «tut der Gute allerdings
nie mehr. Leider war er jedoch nicht zu bewegen, seinen Boss zu verraten. Das
spricht irgendwie für ihn, finde ich. Es gibt jedoch kaum Zweifel, dass Senthil
hinter allem steckt. Er wurde an jenem Abend dort gesehen, Zur gleichen Zeit
wie ihr zwei.
Was den Überfall auf die Mädels betrifft, scheidet Órla wohl nun als Ver-
dächtige aus. Sie kann allerdings ganz schön gemein werden. Kein hübscher
Anblick, so eine blaue Zunge in einem abgehackten Kopf, kann ich euch ver-
sichern!»
Von Nuriya kam ein würgendes Geräusch. Sie hielt sich die Hand vor den
Mund und floh aus dem Raum, ihre Schwester folgte gleich hinterher.
«Das war eine Glanzleistung!», knurrte Donates und schaute dabei aus, als
wünsche er sich für Nik ein ähnliches Schicksal.
«Wieso, was ist hier eigentlich los?»
«Wir haben gerade versucht, dem Feenkind die Furcht vor ihrer Zukunft zu
nehmen. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie von Kierans Rolle während ih-
rer Transformation wusste und überzeugt ist, er hasse sie dafür, seine Freiheit
an sie verloren zu haben», sagte Donates frustriert.
«Oh!», Nik erinnerte sich mit Unbehagen an das Gespräch, das er mit Erik in
diesen
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