Der verbannte Highlander
Mit aufmunternden Worten drängte er sie weiter, doch sie wurde immer schwächer.
Das war seine Schuld. Er hätte nie nach Castle Campbell
gehen sollen. Warum hatte er das nur getan? Wegen des Landes, ja, aber auch weil er sie vom ersten Augenblick an, als er sie gesehen hatte, gewollt hatte. Und sieh nur, wohin es sie gebracht hatte: Sie liefen an einem der gefährlichsten Orte der Welt um ihr Leben, um von einem Schneesturm überrascht zu werden – ob nun verfrüht oder nicht.
Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Patrick wahre Angst. Nicht um ihn selbst – er hatte schon Unwetter überstanden –, aber um Lizzie. Er wusste nicht, wie viel mehr sie noch ertragen konnte.
Seine Ängste waren wohlbegründet, denn Augenblicke später begann der Schnee zu fallen – heftig und schnell, als hätte er Monate auf die Gelegenheit gewartet. Sofort deckte er ihre Fußspuren mit einer schweren weißen Decke zu und machte jeden Schritt über die vereisten Felsen und das dichte Heidekraut noch tückischer als den Schritt zuvor. Doch der Wind war noch schlimmer. Mit heftigen Böen blendete er sie, so dass sie nur wenige Schritte vor sich sehen konnten.
Und allgegenwärtig war die wachsende Gefahr der Dunkelheit.
»Patrick, ich …«
Er drehte sich zu ihr um und hielt sich den Arm vors Gesicht, um den eisigen Wind abzuwehren. Er konnte kaum ihre mit Tränen gefüllten Augen unter dem Saum des Plaids erkennen, das ihren Kopf bedeckte. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als er ihre nassen, von der Kälte geröteten Wangen sah.
»Es tut mir leid«, weinte sie. »Ich glaube nicht, dass ich noch weitergehen kann.«
Er zog sie an sich und unter seinen Arm, als könne er sie nur durch den Schutzschild seines Körpers vor den grausamen Elementen beschützen. Sie ließ zu, dass er sie hielt, und obwohl er wusste, dass sie es nur wegen der Wärme tat, war ihm das für den Augenblick genug.
»Komm Liebes, du schlägst dich wunderbar, gib jetzt nicht auf. Es ist nicht mehr weit«, log er.
Er konnte die wachsende Panik in ihrer Stimme hören. »Aber woher willst du das wissen? Wie kannst du hier irgendetwas erkennen?«
Er deutete auf einen Felsbrocken. »An der Richtung der Schneeverwehungen auf den Felsen.« Der Wind kam von Osten.
»Gibt es denn hier nichts, wo wir kurz anhalten können, nur für ein paar Minuten?«
Er brauchte sich nicht umzusehen, er kannte die Antwort bereits. Es gab nirgends Schutz – hier waren nur Hochmoore und Felsen und gelegentliche Flecken Heidekraut. »Ich weiß, dass du erschöpft bist, Lizzie, aber wir müssen in Bewegung bleiben.« Wenn sie anhielten, würden sie erfrieren, und ihnen blieb nicht einmal mehr eine Stunde Tageslicht.
Mit sorgenvoll geweiteten Augen blickte sie zu ihm hoch. »Ich habe dein Plaid. Du musst am Erfrieren sein.«
»Ich bin an Kälte gewöhnt.« Er sah auf ihre zierliche Hand herunter, die auf seinem Arm lag. Die blaue Färbung ihrer Fingerspitzen ließ ihn erstarren. Schnell holte er das Hasenfell aus der Tasche, das er aufgehoben hatte. »Hier, wickle dir das um die Hände.« Ohne Widerspruch befolgte sie seinen Rat, obwohl das Fell noch nicht gegerbt war. »Wir müssen in Bewegung bleiben. Ich helfe dir, in Ordnung?«
Sie nickte und ließ sich von ihm weiterführen. Er hielt sie eng an sich gepresst und schützte sie mit seinem Körper vor dem Wind, während sie sich langsam den Weg durch den Irrgarten aus felsigen Hügeln bahnten. Doch als der Schnee tiefer wurde, fingen ihre Röcke an, sich zu verheddern, und behinderten ihre Schritte noch stärker.
Er zog sie buchstäblich hinter sich her, und als sie stolperte und beinahe kopfüber eine steile Felskante hinuntergestürzt wäre, hob er sie hoch.
»Was tust du da?«, fragte sie, vor Erschöpfung und Kälte kaum noch bei Bewusstsein. »Dein Bein. Du kannst mich nicht tragen!«
Er fror so erbärmlich, dass er überhaupt nichts mehr fühlte – er wusste nur, dass er irgendetwas tun musste, wenn sie eine Chance haben wollten. Also ignorierte er ihre Proteste, hielt sie eng an die Brust gedrückt und kämpfte sich weiter durch den Sturm.
Doch als er sich dem Gipfel des letzten großen Hügels näherte, bevor sie zu dem Wäldchen abstiegen, schwand das Licht beinahe völlig und der Schnee begann, noch heftiger zu fallen. Er konnte kaum einen Schritt weit sehen. Sie würden es nicht schaffen. Er sah sich nach etwas um, das sie ein wenig vor der vollen Gewalt des Sturmes schützen konnte.
Er
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