Der verbannte Highlander
hatten. »Niemand hätte sterben sollen.«
»Die Männer wollten ein wenig Spaß haben. All diese Campbells …« Gleichgültig zuckte er die Schultern. »Es war eine zu gute Gelegenheit, um sie einfach verstreichen zu lassen.«
»Es war nicht an dir, das zu entscheiden. So etwas hätte ich von unserem Onkel und von Iain erwartet – Gott weiß, dass
nicht einmal unser Cousin sie unter Kontrolle halten kann – aber nicht von dir.«
Endlich hatte Gregor genug gesunden Menschenverstand, um beschämt zu wirken. Auch ohne Land war Patrick sein Chieftain. Er wusste ebenfalls, dass Patrick es nicht erlauben würde, dass seine Autorität infrage gestellt wurde. »Ich dachte, du würdest nichts dagegen haben.«
»Nichts dagegen haben, dass du versuchst, das Mädchen zu verschleppen, das ich vorhabe, zu heiraten?«
Gregors Miene verhärtete sich. »Es ist ja nicht so, als ob sie dir irgendetwas bedeutet. Die Schlampe hat mich wütend gemacht. Die Art, wie sie mich angesehen hat. Als wäre ich nicht besser als ein Hund.«
Wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätte sie ihn dann auch genauso angesehen? Der Gedanke war ernüchternd.
Gregor mochte es verdient haben, aber das bedeutete nicht, dass Patrick nicht verstand, was der Quell seines Zorns war. Eines Zorns, den er tatsächlich sogar teilte. Der König und seine Campbell-Handlanger hatten ihnen alles genommen. Land. Familie. Besitz. Rang.
Wenn Patrick seinen jüngeren Bruder ansah, dann sah er sich selbst, unbeeinflusst von Verantwortung, und ganz sich selbst überlassen, sich in seinem Zorn zu suhlen. Nach so vielen Jahren als Gesetzloser war Patricks Pflichtgefühl nach und nach immer weniger geworden, doch bei Gregor war es beinahe vollständig verschwunden. Jeder Anschein von anständigem Verhalten war unter der brutalen Existenz als Geächteter verblasst.
Er verspürte den seltsamen Drang, Lizzie zu verteidigen, doch er glaubte nicht, dass Gregor gerne etwas von ihren feineren Vorzügen hören wollte. »Überlass das Mädchen mir, und wenn du je noch einmal so etwas in der Art abziehst …« Er sah ihm fest in die Augen. »Merk dir meine Worte gut: ob Blutsverwandter oder nicht, du wirst nicht lange genug leben,
um es zu bereuen.« Gregor zuckte zusammen, doch es war deutlich, dass er verstanden hatte. »Halte dich an den Plan«, warnte Patrick ihn.
»Dann funktioniert er also? Das Mädel hat den Köder geschluckt?«
Patrick dachte darüber nach. »Aye.« Obwohl Lizzie gegen die Anziehungskraft ankämpfte, war sie alles andere als immun gegen ihn.
»Die armselige kleine Maus spielt dir wohl regelrecht in die Hände, was?«, lachte Gregor. »Es juckt sie wohl schon ziemlich, vermute ich. Oder vielleicht hast du sie ja mit deinem Schwanz schon ordentlich gekratzt?«
Patrick ließ sich die Wut, die Gregors Derbheit in ihm aufflackern ließ, nicht anmerken. Normalerweise würde ihm das nichts ausmachen, aber er wollte nicht über die Einzelheiten der Verführung mit seinem Bruder reden, und er wollte ganz sicher nicht, dass Gregor so über Lizzie sprach. Doch er wusste, dass Gregor sich an jedes Zeichen klammern würde, dass Patrick ihr Ziel nicht schonungslos verfolgte.
»Es ist erst eine Woche vergangen. Das hier wird einige Zeit dauern. Das Mädchen wurde von Geburt dazu erzogen, ihre Pflicht zu tun. Sie wird nicht gleich mit dem ersten Mann davonlaufen, der ihr gefällt.«
»Ich dachte, das Mädel wäre verzweifelt.«
Patrick verkniff sich eine Grimasse. Hatte er das wirklich gesagt? Sie war nicht im Geringsten verzweifelt. Sie war zwar süß und freundlich und verletzlich, aber nicht verzweifelt.
Dennoch änderte das nichts an dem springenden Punkt dessen, was Gregor fragte. Auch wenn sie sich vielleicht stärker dagegen wehrte, als er erwartet hatte, war Patrick zuversichtlich, dass Elizabeth Campbell ihm am Ende doch erliegen würde. Er konnte ebenso erbarmungslos sein wie ihre niederträchtige Verwandtschaft, wenn es darum ging, zu bekommen,
was er wollte. »Gib der Sache Zeit, Gregor.« Er nahm einen tiefen Zug cuirm . »Was gibt es Neues von unserem Cousin?«
»Sie sind sicher an ihrem Ziel angekommen.«
Patrick nickte. »Gut.« Der Lamont of Ascog musste also zugestimmt haben, sie zu schützen.
»Nicht gut«, korrigierte Gregor. »Sie sind unmittelbar vor den Spielen dort angekommen, und rate mal, wer daran teilnimmt: Niemand anderes als Jamie Campbell.«
»Jetzt ist er nicht dort.«
Gregor beäugte ihn argwöhnisch. »Woher willst
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