Der verbannte Highlander
Patrick mit so viel Begeisterung, als würde man ihm einen Zahn ziehen. Black Duncan Campbell of Glenorchy war einer der grausamsten, skrupellosesten Männer in den Highlands – skrupellos genug, um die Burg seiner eigenen Schwester anzugreifen. Und so gern Patrick auch dasselbe von dessen Sohn behaupten wollte, konnte er es nicht. Robert Campbell war geistreich, fröhlich, und allem Anschein nach aufrichtig, was seine Aufmerksamkeiten für Lizzie betraf. Und nachdem er ihm eine Woche lang bei seinen Waffenübungen zugesehen hatte, konnte Patrick auch an seinen Fertigkeiten als Krieger nichts auszusetzen finden. Robert Campbell war ein würdiger Gegner, nicht nur auf dem Schlachtfeld.
Sie könnte es weit schlechter treffen.
Wie zum Beispiel einen Geächteten zu heiraten – einen
Mann, der außer Stolz und Gerechtigkeit nichts vorzuweisen hatte. Eine Ehe mit ihm wäre nichts im Vergleich zu einer Ehe mit Robert Campbell, und diese Erkenntnis gärte in seinen Eingeweiden wie ein verrottendes Stück Fleisch.
Es wurde immer schwerer zu ignorieren, welchen Preis sein Plan von Lizzie verlangen würde.
So sollte es nicht sein. Er sollte rechtmäßig auf Robert Campbells Platz sitzen. Nie hatte er sich so nach dem Leben gesehnt, das ihm verwehrt worden war. Es traf ihn mit voller Wucht, was ihm alles gestohlen worden war.
Doch nicht Lizzie. Er wollte verdammt sein, wenn er sie auch noch verlor.
Lizzie lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen kullerten. Der Saal drehte sich um sie, während sie tanzte und herumwirbelte, bis sie beinahe zusammenbrach.
»Genug, genug!«, rief sie aus und riss sich von ihrem Tanzpartner los. Heftig atmend und mit geröteten Wangen fächelte sie sich Luft zu, während sie sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen.
Robert grinste, wobei das blendende Weiß seiner Zähne mit dem tanzenden Funkeln in seinen tiefblauen Augen um die Wette strahlte. Eine blonde Haarsträhne fiel ihm anbetungswürdig in die Stirn. Seine Anziehungskraft ließ sich nicht leugnen. Er war ein unglaublich gutaussehender Mann. Sie sollte eigentlich schwindlig vor Glück sein.
»Aber du kannst jetzt nicht aufhören«, beklagte er sich leidvoll. »Der Reel ist noch gar nicht vorbei.«
Er streckte die Hand nach ihr aus, um sie wieder zurück auf die Tanzfläche zu ziehen, doch sie wich ihm spielerisch aus, um sich seiner Gefangennahme zu entziehen. »Du gibst kein Pardon, Robert Campbell.« Mit gespielter Ernsthaftigkeit stemmte sie die Hände in die Hüften und sah ihn stirnrunzelnd an. »Zeig etwas Mitleid mit dem schwachen Geschlecht.«
»Ha!«, rief er mit einem schelmischen Funkeln in den Augen aus und tat einen Schritt auf sie zu. Er war groß und kräftig gebaut, doch er löste bei ihr keine sinnlichen Schauer aus. »Du kannst mich mit so einer Ausrede nicht zum Narren halten. Ich habe dich jetzt eine Woche lang beobachtet und du hast wahrlich nichts Schwaches an dir, Elizabeth Campbell.«
Erfreut über das Kompliment errötete sie. Und es erfreute sie umso mehr, weil sie die Aufrichtigkeit hinter seiner Neckerei hörte.
Sie sah auf, begegnete seinem Blick und lächelte, als sie erkannte, wie sehr sie sich amüsierte. Diese vergangene Woche hatte … Spaß gemacht. Für Lizzie war es schon etwas Besonderes, von einem Mann umworben zu werden; zwei Männer waren etwas noch nie Dagewesenes.
Selbst Colin war fröhlicher als gewöhnlich. Sie hatte versucht, ihn über den Streit mit Jamie auszufragen, der diesen vor wenigen Monaten dazu veranlasst hatte, wie der Teufel fortzureiten, doch Colin tat es als bloßes ›Missverständnis‹ ab.
Robert Campbell war alles, was sie sich von einem Verehrer erhoffen konnte: höllisch gutaussehend, intelligent und charmant. In jeder Hinsicht ein perfekter Gentleman.
So richtig für sie wie Patrick Murray falsch war.
»Nun gut, wenn du nicht tanzen willst, dann geh mit mir ein wenig spazieren. Ein Rundgang im Garten wird dich schnell wieder erfrischen.«
»Ich kann nicht«, sagte sie spontan. »Nicht, solange das Fest …«
Stirnrunzelnd fiel er ihr ins Wort. »Die Gäste werden ihrer Gastgeberin ein paar Augenblicke nicht übelnehmen. Wir sind wieder zurück, bevor jemand überhaupt bemerkt, dass wir fort sind.«
»Aber …«
Jemand würde es bemerken, dass sie fort waren. Instinktiv
suchte ihr Blick nach Patrick, obwohl sie nicht wusste, warum. Er ging ihr schon die ganze Woche aus dem Weg. Mit der Ankunft von Colin und Robert hatte sich ihr Tagesablauf
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