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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stundenwächters weckte in Sophia neuen Argwohn. Was war das für ein Junge, der mit solchen Unholden vertrauten Umgang pflegte? Während sie sich wie ein starrer Eiszapfen fühlte, blieb Theo erstaunlich locker.
    Er lachte ohne jede Heiterkeit. »Früher hätte ich Euch das sogar geglaubt. Aber jetzt weiß ich, dass Ihr lügt. Alles an Euch ist falsch. Warum sonst redet Ihr mit mir nicht in der Sprache, die Ihr mir immer als die edelste von allen angepriesen habt?«
    Oros’ Gesicht wandte sich Sophia zu und er antwortete ihr anstatt dem Jungen. »Damit du uns verstehst. Wie lautet dein Name, schönes Mädchen?«
    Sophia hatte das Gefühl, in einem Schneesturm zu stehen, so kalt war ihr. Sie öffnete den Mund …
    »Sag nichts!«, warnte Theo sie und richtete sogleich erneut das Wort an den Stundenwächter. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr auch noch uns zu Euren willenlosen Dienern macht.«
    »Wäre es so schlimm, mit mir die Herrschaft über Mekanis zu teilen?«
    » Mekanis? Ihr schwindelt schon wieder. Ginge es nach Euch, würde die Menschenwelt genauso mechanisch und gefühllos sein wie Euer Uhr-Ei. Dann müssten alle Euren Befehlen gehorchen so wie diese armen Männer und Frauen.« Er deutete mit beiden Händen durch den Zaun.
    Oros rieb sich das Kinn. »Ein verlockender Gedanke. Ich sollte gelegentlich darüber nachdenken.«
    »Tut das. Nehmt Euch meinetwegen alle Zeit der Welt dafür, aber bitte stehlt sie nie mehr uns Menschen. Im Gegensatz zu Euch brauchen wir die Stunden und Tage, um unser Leben zu ordnen.«
    Oros’ schmallippiger Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen. »Ihr Menschenkinder behauptet doch, dem Glücklichen schlage keine Stunde. Na also! Ich will Euch nur glücklich machen.«
    Theo riss sein spitzes Horn aus dem Gürtel und zischte: »Solltet Ihr das versuchen, müsste ich Euch töten.«
    »Ha! Das kannst du nicht.«
    »Ich weiß, was Gwenole getan hat.« Hinter seiner schwarzen Brille schien der Stundenwächter Theo zu mustern, als wolle er dessen Ernsthaftigkeit ergründen. Der Junge hielt dem verhüllten Blick stand. Wille prallte auf Wille. Sophia meinte, die miteinander ringenden Geister zu spüren wie elektrische Entladungen nach einem allzu nahen Blitzeinschlag.
    »Gib mir den kosmischen Mechanismus«, sagte Oros unvermittelt. Sein drohender Unterton war nicht zu überhören.
    »Wie kommt Ihr auf den verrückten Gedanken, ausgerechnet ich, der kleine Barbar aus Germanien, könnte Euren genialen Apparat besitzen?«
    »Weil ich es fühle, sobald jemand das Werk aufzieht. Heute ist dies geschehen, und zwar in diesem Park. Außerdem wärst du nicht hier, hätte das Mädchen den Mechanismus nicht benutzt und dich mit in ihre Welt genommen. Er ist in dem Ranzen auf deinem Rücken, habe ich recht? Händige mir das Uhr-Ei aus und ich schenke euch das Leben.«
    »Selbst wenn ich das könnte, würde ich es niemals tun.«
    Oros ballte die Fäuste, und seine Stimme wurde tief, als seien die Worte schwer von tödlichem Gift. »Glaubt ihr zwei ernsthaft, ich lasse meine Pläne von Kindern durchkreuzen?«
    Theo steckte seinen Horndolch in den Gürtel zurück und griff nach Sophias Arm. »Versucht doch, es zu verhindern. Dazu müsstet Ihr uns erst einmal kriegen.« Er blickte kurz am Zaun empor. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Ihr jemals etwas Höheres erklommen habt als Euer Bett.«
    Der Stundenwächter fuhr ruckartig zu seinen Schergen herum. »Bildet eine Rampe!«
    Was sich nun jenseits des Gitters anbahnte, übte eine lähmende Faszination auf Sophia aus. Die Leute gehorchten auf Oros’ Befehl ohne Zögern, wie Roboter mit Spracheingabe. So als seien sie für diesen Zweck programmiert, sanken sechs jüngere Männer vor dem Zaun auf alle viere nieder. Weitere schickten sich an, auf ihre Rücken zu steigen …
    »Schnell weg hier!« Theos Stimme riss Sophia aus der Starre. Ehe sie reagieren konnte, zerrte er sie schon von der Stelle.
    »Bleibt stehen, ihr frechen Gören, und seht mich gefälligst an!«, schrie Oros.
    »Dreh dich nicht um!«, zischte Theo und bewirkte damit natürlich genau das Gegenteil.
    Sophias Kopf wurde wie von unsichtbaren Fäden herumgezogen … Bevor sie hinter sich blicken konnte, spürte sie einen schmerzhaften Ruck am Arm. »Au!«
    »Schau geradeaus!« , brüllte Theo sie an.
    Sie schnappte nach Luft und wollte seine Grobheit mit einer gepfefferten Antwort quittieren, doch dazu kam es nicht. Plötzlich erstrahlten der Hof und das angrenzende Haus in

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