Der verbotene Turm - 11
Bruder, der ihn sofort akzeptiert hatte, kennen zu lernen.
Ihnen folgte ein langer Zug von Packtieren. Diener ritten auf den geh ö rnten Tieren, die auf den Bergpfaden einen sichereren Tritt hatten als die meisten Pferde. Den Schluss bildete ein halbes Dutzend Leibw ä chter, die sie gegen die Gefahren einer Reise durch die Berge besch ü tzen sollten. Callista sah in ihrem schwarzen Umhang groß, bleich und wie aus einer anderen Welt aus. Wenn Andrew in ihr vergr ä mtes Gesicht unter der dunklen Kapuze blickte, konnte er sich das lachende M ä dchen in den goldenen Blumen kaum noch vorstellen. War das erst gestern gewesen?
Und doch, unter der feierlichen Trauerkleidung und dem blassen Gesicht war sie immer noch die lachende Frau, die seine K ü sse mit so unerwarteter Leidenschaft empfangen und erwidert hatte. Eines Tages – bald, bald, gelobte er sich! – w ü rde er sie befreien und sie immer bei sich haben. Er blickte auf ihren gebeugten Kopf, und sie sah mit blassem L ä cheln zu ihm auf.
Die Reise dauerte vier kalte und m ü hselige Tage lang. Am zweiten Tag entschied sich Ellemir f ü r ihre S ä nfte und setzte sich nicht mehr in den Sattel, bis sie kurz vor den Stadttoren angelangt waren. In dem engen Pass, von dem man die Stadt ü berblickte, bestand sie darauf, die S ä nfte zu verlassen und wieder zu reiten.
In der S ä nfte werden ich und das Kind schlimmer durchgesch ü ttelt als von Shirinas Gang , behauptete sie, und ich will nicht nach Thendara hineingetragen werden, als sei ich eine verw ö hnte K ö nigin oder ein Kr ü ppel. Ich will sie wissen lassen, dass mein Kind kein Schw ä chling ist! Ferrika, an die man sich um Entscheidung wandte, sagte, wichtiger als alles andere sei, dass Ellemir es bequem habe, und wenn es ihr angenehmer sei zu reiten, so solle sie.
Andrew hatte die Comyn-Burg fr ü her nur von der Terranischen Zone aus in großer Entfernung gesehen. Sie erhob sich hoch ü ber der Stadt, gewaltig und alt, und Callista erz ä hlte ihm, sie habe schon vor dem Zeitalter des Chaos hier gestanden und sei nicht von Menschenhand erbaut. Die Steine waren durch Matrix-Kreise aus den T ü rmen, die in Zusammenarbeit die Energien umwandelten, an die richtigen Stellen gehoben worden.
Innen war die Burg ein Labyrinth mit ungeheuer langen G ä ngen, und die Zimmer, die man ihnen anwies – wie Callista sagte, waren sie seit undenklichen Zeiten w ä hrend der Ratstreffen f ü r die Altons reserviert –, waren beinahe ebenso ger ä umig wie die Doppelsuite, die sie auf Armida bewohnten.
Außerhalb der Alton-Suite schien die Burg verlassen zu sein. Aber Lord Hastur ist hier , sagt Callista zu Andrew. Er bleibt die meiste Zeit des Jahres in Thendara, und sein Sohn Danvan hilft, die Garde zu kommandieren. Ich vermute, sie werden den Rat einberufen, um ü ber die Erbfolge von Alton zu entscheiden. Es gibt immer Fragen, und Valdir ist noch so jung.
Als Dom Esteban in die Haupthalle der Alton-R ä ume getragen wurde, kam ihm ein schlanker, bl ä sslich aussehender Junge von ungef ä hr zw ö lf Jahren entgegen. Er hatte ein scharfes, intelligentes Gesicht und so dunkles Haar, das es kaum noch rot wirkte.
Valdir. Dom Esteban breitete seine Arme aus, und der Junge kniete zu seinen F ü ßen nieder.
Du bist noch so jung, mein Sohn, aber du musst jetzt schon ein erwachsener Mann sein! Als der Junge sich erhob, zog er ihn eng an sich. Weißt du, was man mit deines Bruders . Er erstickte an dem Wort. Valdir antwortete ruhig: Er ruht in der Kapelle, Vater, und sein Friedensmann ist bei ihm. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber . – er winkte, und Dezi trat z ö gernd ein – . mein Bruder Dezi ist mir eine solche Hilfe gewesen, seit ich aus Nevarsin eintraf.
Damon dachte lieblos, dass Dezi jetzt, wo sein Besch ü tzer tot war, keine Zeit verloren hatte, sich bei dem n ä chsten Erben einzuschmeicheln. Neben dem d ü nnen, gelblichen Valdir sah Dezi mit seinem leuchtend roten Haar und sommersprossigen Gesicht mehr nach einem Mitglied der Familie aus als der legitime Sohn. Dom Esteban umarmte Dezi weinend.
Mein lieber, lieber Junge .
Damon fragte sich, wie er den alten Mann des Trostes seines einzigen ihm außer Valdir noch verbleibenden Sohns, wie er Valdir seines einzigen lebenden Bruders berauben konnte. Das Sprichwort hatte Recht: Bloß ist der R ü cken dessen, der keinen Bruder hat. Auf jeden Fall war Dezi ohne seine Matrix harmlos.
Valdir kam und umarmte Ellemir. Ich sehe, dass du Damon endlich
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