Der verbotene Turm - 11
Paares dahinzutreiben, nicht mehr zu fordern, sich von diesem warmen, ihn umschließenden vielfachen Bewusstsein einh ü llen zu lassen. Aber es war noch zu fremdartig f ü r ihn, und sein eigener K ö rper verlangte herrisch nach der Erf ü llung. Andrew keuchte wie ein Schwimmer, der zum Luftholen nach oben kommt. Er versuchte, sich aus der geistigen Verbindung loszureißen, sein Bewusstsein allein auf Callista zu beschr ä nken, Callista in seinen Armen, zart, verwundbar, ganz Schmiegsamkeit und Hingabe.
Pl ö tzlich zerriss das feine Netz vielfacher Bewusstheit mit unvorstellbarer Heftigkeit. Ein reißender, brennender Schmerz durchzuckte seine Genitalien. Andrew schrie auf, und gleichzeitig h ö rte er Callista in Verzweiflung und wildem Protest schreien. Er f ü hlte sich aus ihren Armen gerissen und durch die Luft fliegen. Seine Gedanken verwirrten sich. So etwas konnte es nicht geben! Sein Kopf schlug auf etwas Scharfes auf, und in seinem Gehirn explodierten in einer Flamme des Schmerzes grellrote Lichter wie Bomben. Andrew verlor das Bewusstsein.
8
Er lag auf dem Fußboden.
Bevor er wieder ganz zu Bewusstsein kam, sp ü rte er das und protestierte benommen dagegen. Wie, zum Teufel, bin ich auf den Fußboden gekommen? In seinem Kopf w ü tete ein scharfer Schmerz und in seinen Lenden ein noch heftigerer. Irgendwer hob seinen Kopf an. Andrew gab einen widerwilligen Laut von sich, als sein Kopf zu zerspringen schien, und ö ffnete die Augen. Damon, v ö llig nackt, kniete neben ihm.
Lieg still! , befahl er, als Andrew versuchte, sich aufzurichten. Lass mich das Blut aus deinen Augen wischen, du Idiot!
Die Wut, die Andrew ü bermannte, vertrieb sogar den Schmerz. Er stieß Damons Hand heftig fort. Verflucht, was hast du hier zu suchen? Wie kannst du es wagen? Callista und ich .
Wir auch , stellte Damon mit schiefem Grinsen fest. Wie du verdammt genau weißt. Meinst du, uns h ä tte es gepasst, auf diese Weise unterbrochen zu werden? Aber immer noch besser so, Mann, als wenn die Diener nach oben gerast k ä men, um festzustellen, wer hier ermordet wird. Bei Zandrus H ö lle, hast du Callista nicht schreien geh ö rt?
Andrew konnte nichts anderes h ö ren als ein kl ä gliches Wimmern, aber ihm schien, irgendwo in seinem Geist sei die Wahrnehmung – nicht ganz eine Erinnerung – durchdringender Schreie verankert. Er k ä mpfte sich auf die F ü ße. Damons helfende Hand beachtete er nicht.
Callista! Ich muss zu ihr .
Ellemir ist bei ihr, und ich glaube nicht, dass sie dich im Augenblick sehen m ö chte. Lass mich das da ansehen. Seine untersuchenden H ä nde waren so unpers ö nlich, dass Andrew keinen Anstoß nehmen konnte. Tut das weh?
Es tat weh. Damons Gesicht war ernst, doch nach n ä herer Untersuchung stellte er fest: Keine dauernde Sch ä digung der Hoden, glaube ich. Nein, versuche nicht hinzusehen, du bist an Wunden nicht gew ö hnt, und es wird dir schlimmer vorkommen, als es ist. Kannst du richtig sehen?
Andrew versuchte es. Verschwommen , sagte er. Damon wischte von neuem an dem Schnitt auf Andrews Stirn herum. Kopfwunden bluten immer h ö llisch, aber ich glaube doch, hier sind ein oder zwei Stiche notwendig.
Es ist doch nicht wichtig! Callistas Schluchzen zerriss ihm das Herz. Ist mit Callista alles in Ordnung? O Gott, hat das sie verletzt?
Hast du sie verletzt? , fragte Ellemir hinter ihnen gereizt. Dieses Mal ist es ihr nicht ganz gelungen, dich zu t ö ten.
Lass sie in Ruhe! , verlangte Andrew wild. Er konnte sich an nichts anderes erinnern als an Leidenschaft und eine heftige – entsetzlich heftige – Unterbrechung. Was ist geschehen? Ein Erdbeben?
Callista lag auf der Seite, das Gesicht vom Weinen verschwollen. In ihrer Nacktheit wirkte sie so hilflos, dass Andrew das Herz wehtat. Er ergriff ihren Morgenmantel und breitete ihn behutsam ü ber ihren bloßen K ö rper.
Liebling – Liebling, was habe ich dir angetan?
Von neuem brach sie in bittere Tr ä nen aus. Ich habe mir so viel M ü he gegeben . und ich h ä tte ihn beinahe get ö tet, Damon, ich dachte, ich sei bereit, und ich war es nicht! Ich h ä tte ihn t ö ten k ö nnen .
Damon strich ihr das Haar aus dem feuchten Gesicht. Weine nicht l ä nger, Breda. Alle Schmiede in Zandrus Werkst ä tten k ö nnen ein zerbrochenes Ei nicht mehr flicken. Du hast ihn nicht get ö tet, das allein ist jetzt wichtig.
Willst du damit etwa sagen, es sei Callista .
Ein Fehler in der Beurteilung der Situation , stellte Damon sachlich fest.
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