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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Fehler mehr machen. Ich muß die richtige Person finden und an ihr dranbleiben, dann kann nichts schiefgehen. Zu Punkt eins: das Auto. Ohne Auto bin ich wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt. Total hilflos. Jede in Frage kommende
Person, die mich zu Leona bringen könnte, hat ein Auto und würde mich binnen weniger Sekunden abgehängt haben.
    Wo, zum Teufel, kriege ich ein Auto her?
    Das Problem ist, ich kann keines kaufen. Ich bräuchte falsche Papiere, sonst fliege ich ja sofort auf, und wo soll ich die herkriegen? Natürlich gibt es hier in Frankfurt eine Menge zwielichtiger Autohändler, die hauptsächlich gestohlene Autos anbieten und die vermutlich kein Theater wegen irgendwelcher Formalitäten machen würden. Aber so oder so erscheint mir ein gestohlenes Auto als zu riskant, und abgesehen davon habe ich auch einfach nicht genug Geld. Und wenn diese Autoschieber auch noch so großzügig sind, was Papiere angeht, spätestens beim Geld hört der Spaß auf. Die wollen die Scheine auf die Hand, und mit meinen läppischen zweihundert Mark, die ich noch habe, komme ich nicht weit.
    In Gedanken habe ich schon manches durchgespielt. Als Anhalter an den Straßenrand stellen, hoffen, daß günstigerweise eine Frau anhält (eher unwahrscheinlich, Frauen sind mißtrauisch heutzutage gegenüber Männern, die mitgenommen werden möchten, vor allem, wenn sie wie Landstreicher aussehen), den Fahrer des Wagens also, ob nun Mann oder Frau, irgendwo überwältigen und dann mit dem Auto abziehen … aber da wäre die Autonummer natürlich auch sofort in der Fahndung, und ich könnte in einen schlimmen Schlamassel geraten …
    Zudem hätte ich ein Problem, einen völlig unbeteiligten Menschen zu überfallen und womöglich sogar zu töten. Vielleicht wird man später versuchen, mich als amoklaufenden Killer darzustellen. Der bin ich nicht. Ich verabscheue Gewalt, vor allem gegen jeden, der wehrlos und unschuldig ist. Anna hatte den Tod verdient, Millie Faber
ebenfalls. Der Typ, mit dem Leona ein Verhältnis hatte, auch. Ob der noch lebt? Als sie ihn abtransportierten damals, hatte es den Anschein. Er bekam offensichtlich irgendwelche Infusionen, was sich bei einer Leiche ja erübrigt hätte. Ich dachte, ich hätte ihm mit der Hantel den Schädel zertrümmert. Entweder war ich zu lasch oder er außergewöhnlich widerstandsfähig. Aber das spielt nun auch keine Rolle mehr. Ich müßte an eine Person geraten, die ich für einige Zeit außer Gefecht setzen, deren Auto ich mir für diesen Zeitraum ausleihen könnte. Diese Person müßte sich in Lebensumständen befinden, in denen für mehrere Tage oder sogar Wochen niemand ihr Verschwinden bemerkt. Folglich auch nicht das Verschwinden des Autos.
    Ich habe das Gefühl, vor einer fast unlösbaren Aufgabe zu stehen. Und zugleich drängt die Zeit.
    Ich will sie haben!
    Ich will ihren Namen singen. Frei und ohne Furcht.
    4
    Kommissar Hülsch fand, daß Lisa schlecht aussah, trotz des aufwendigen Make-ups, das sie trug, der teuren Kleidung, der hellblonden, seidig schimmernden Haare. Unter all der Aufmachung wirkte sie müde, gestreßt. Sie hatte ein paar Fältchen um die Augen, die im letzten Jahr noch nicht dagewesen waren. Er kam um seinen Schreibtisch herum, um sie zu begrüßen, rückte ihr dann einen Stuhl zurecht.
    »Setzen Sie sich doch. Was kann ich denn für Sie tun?« Als sie Platz nahm, rutschte ihr kurzer Rock noch ein Stück höher und gab den Blick frei auf schön geformte Oberschenkel, die in schwarzen Strümpfen seidig glänzten.
Wie jedesmal, wenn er mit Lisas Reizen konfrontiert wurde, stellte Hülsch fest, daß sie ihn überraschenderweise nicht erregten, sondern rührten. Lisa hatte für ihn immer etwas von einem gestrandeten Seehundkind, und er hegte eindeutig Vatergefühle für sie. Resigniert dachte er, daß er offenbar wirklich alt wurde.
    »Es ist … ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll«, sagte sie.
    Ihr Blick flatterte im Zimmer herum. Hülsch nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Er musterte sie ruhig und freundlich, und das schien sie tatsächlich etwas auszugleichen.
    »Sie mögen das eigenartig finden, Herr Kommissar. Der Tod meiner Schwester liegt nun schon über ein Jahr zurück, und ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre einigermaßen im reinen mit der ganzen Sache. Ich glaube, ich war es auch. Bis …« Sie sprach nicht weiter.
    Hülsch nickte. Er ahnte, was kommen würde.
    »Jetzt, da ich weiß, wer es getan hat, bin ich auf einmal

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