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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Verzweiflung wurde noch größer. Wie entsetzlich, wenn Robert bemerkte, was geschehen war!

    Ermattet ließ sie den Kopf sinken, schloß die Augen. Irgendwie war sie in einen Alptraum geraten, und sie fragte sich, ob sie an seinem Ende noch am Leben sein würde.
     
    Im Verlaufe dieses Sonntags entschied Leona, daß sie der Polizei noch eine Woche geben würde, Robert zu finden und hinter Schloß und Riegel zu bringen. So lange wollte sie sich noch versteckt halten und abwarten; es war eine Art Kompromißvorschlag an das Schicksal, von dem sie nicht glaubte, daß es Roberts Verhaftung vorgesehen hatte. Danach war Schluß. Dann würde sie in ihr Leben und nach Hause zurückkehren und beten, daß Robert auftauchte und irgendeine Lösung eintrat.
    Nachdem sie diese Entscheidung gefällt hatte, fühlte sie sich entspannt und optimistisch. Eine Woche – das war eine klare Sache. Diese Zeitspanne konnte sie noch durchhalten.
    Sie verbrachte den ganzen Tag im Liegestuhl im Garten. Sie las, sonnte sich, schlief. Mittags kochte sie sich Spaghetti, die sie auf der Veranda aß. Den Waldrand am Ende des Gartenzaunes behielt sie dabei immer im Auge. Ihre Angst war kleiner, ihre Ungeduld größer geworden. Manchmal meinte sie sogar, eine Stimme aus ihrem Innern rufe nach ihm. Komm endlich her! Sag, was du willst! Laß uns das Spiel zu Ende bringen!
    Abends rief Wolfgang an, und sie setzte ihn von ihrem Entschluß in Kenntnis. Wie erwartet, war er alles andere als begeistert davon.
    »Und wenn Jablonski in einer Woche nicht …«
    »Eben«, unterbrach sie, »dann sehe ich, daß es die Polizei nicht schafft. Dann muß ich eine andere Strategie anwenden. Dann gehe ich in die Offensive.«
    »O Gott«, murmelte Wolfgang. Unglücklich fügte er
hinzu: »Und mit dieser Vorstellung kannst du noch schlafen? «
    »Ich glaube, zum ersten Mal nach langer Zeit werde ich es heute nacht wieder können«, sagte Leona.
    9
    Am Montag vormittag verschwand Robert aus der Wohnung, aber da er den Autoschlüssel nicht mitnahm, befürchtete Lydia, er würde wiederkommen. Er hatte ihr Portemonnaie in den Händen, und sie hatte ihm die Geheimzahl ihrer Scheckkarte verraten müssen, die er sich notiert hatte. Sie nahm an, er wollte im großen Stil einkaufen.
    Sie hatte sich am Morgen unter seiner Aufsicht waschen und anziehen dürfen – eine Qual, aber besser, als weiterhin in den eigenen Fäkalien zu liegen.
    »Was bist du nur für ein Schwein! « hatte er angewidert gesagt, als er ihre Fesseln löste. »Soll ich dir sagen, was ich wirklich gräßlich finde? Frauen, die sich gehenlassen. Mich wundert es überhaupt nicht, daß kein Kerl dich haben wollte!«
    Die Demütigung bohrte sich wie ein Messer in ihr Herz. Was hatte sie ihm je getan, daß er sie nun so mit Füßen trat? Sie schwankte ins Bad hinüber und zog ihren nassen, stinkenden Bademantel aus. Sie hatte gehofft, er werde wenigstens diskret zur Seite blicken, aber er schien nicht geneigt, ihr auch nur im mindesten entgegenzukommen. Er lehnte in der Tür und beobachtete jede ihrer Bewegungen, und er machte dabei ein Gesicht, als müsse er einem besonders widerlichen Vorgang beiwohnen. Lydia war sich ihres unschönen Anblicks nur allzu bewußt, ihrer
dicken Oberschenkel mit den zahlreichen Dellen, ihres vorstehenden fleischigen Bauches, ihrer schlaffen, langen Brüste. Im grausamen Deckenlicht des Badezimmers mußte sie wie ein wabbliges Monstrum aussehen.
    »Darf ich duschen?« fragte sie, als sie nackt und bloß und verdreckt vor ihm stand.
    »Bitte. Aber beeile dich.«
    Das heiße Wasser und der Schaum taten gut. Für einen Moment schloß sie die Augen.
    Es wird vorbeigehen. Es wird alles gutwerden. Eines Tages wirst du vergessen haben, was geschehen ist.
    »Wie Eva dich aushalten konnte, ist mir ein Rätsel«, hörte sie Roberts Stimme, »aber oft genug hat sie ja auch gejammert. Du bist ihr ziemlich auf die Nerven gegangen, Lydia. Du hast sie erstickt mit deiner Freundschaft. Sie hat mit dem Gedanken gespielt, von Frankfurt fortzugehen, wußtest du das? Sie suchte eine Möglichkeit, deinem Klammergriff zu entkommen.«
    Er will dich nur quälen. Nichts davon ist wahr. Eva wäre nie fortgegangen.
    Eva ist fortgegangen, sagte eine andere Stimme in ihr, sie hat sich aus ihrer Wohnung in den Tod gestürzt. Sie hat vorher nicht einmal auf Wiedersehen gesagt. Du hast ihren Selbstmord nicht verhindern können.
    Tränen liefen ihre Wangen hinunter, Tränen, heiß wie das Wasser.
    Sie mußte

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