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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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etwas auszugleichen. Aber vor drei Wochen ist dann alles aufgeflogen. Die Army ist mir auf die Schliche gekommen; man hat mich schon am Strand erwartet.» Er neigte sich über den Tisch. «Und genau hier wird es interessant. Ein Kerl hat mich im Gefängnis besucht – ein englischer Geheimagent. Palästina war ihm völlig egal, und auch um meine Waffen ging es ihm nicht. Er wollte von mir wissen, wo sich Pembertons Notizbuch befindet.»
    Jetzt war Marinas Interesse geweckt, und auch sie beugte sich vor. Grant versuchte, nicht darauf zu achten, wie nah ihr Gesicht dem seinen war. «Aber woher wusste er davon?»
    «Ich hatte es wohl in meinem Bericht erwähnt – dass Pemberton es mir vor seinem Tod ausgehändigt hat. Der Kerl, der bei mir war, hat nur ungefähre Fragen gestellt. Aber ihm lag offenbar eine Menge daran – immerhin war er extra aus London gekommen, um mich darüber auszuhorchen. Hat mich mit Geld geködert, damit, mich aus dem Gefängnis zu holen. Vermutlich wäre sogar ein Schlag zum Ritter drin gewesen, wenn ich mit ihm gefeilscht hätte.»
    «Was hast du ihm gesagt?»
    «Was glaubst du denn? Dass er sich zum Teufel scheren soll natürlich.»
    «Aber trotzdem hat er dich aus der Haft befreit.»
    «Ich bin getürmt.»
    «Und bist direkt hierhergekommen – wieso? Um dir das Buch selbst zu sichern?»
    Grant griff unvermittelt über den Tisch und packte sie an den Händen. Sie schnappte überrascht nach Luft und versuchte sich loszumachen, aber er war zu stark für sie. «Um dich zu warnen. Dieser englische Schlapphut ist extra in ein Kerkerloch in Palästina gekommen, um in Erfahrung zu bringen, ob ich es noch habe, sechs Jahre nach dieser Geschichte. Ich halte ihn nicht für einen netten Menschen. Er weiß, dass ich das Buch hatte; er weiß von meiner Verbindung zu dir, und er weiß von deiner Verbindung zu Pemberton. Da wird es nicht lange dauern, bis er eins und eins zusammengezählt hat.» Er sah ihr direkt in die Augen. «Hast du das Buch noch?»
    Marina wehrte sich weiter gegen seinen Griff, warf zornig den Kopf zurück. «Was hast du damit vor? Willst du es diesem Kerl verkaufen?»
    Grant ließ los, zog seine Hände so rasch zurück, dass Marina förmlich auf ihrem Stuhl zurückflog. Ihre Brust hob und senkte sich heftig unter ihrem Kleid, und die lose Haarsträhne hing ihr wieder über die gerötete Wange.
    «Kommt darauf an, was wir in dem Buch finden. Wenn es hier bloß um ein paar Keramikscherben und irgendwelche Steine in der Erde geht, warum nicht? Aber wenn es um etwas Wertvolleres geht …» Er hielt kurz inne. «Du hast für Pemberton gearbeitet – hast mir mal erzählt, dass Knossos praktisch dein Sandkasten war, als du klein warst. Falls er nun etwas Wertvolles gefunden hat, irgendetwas, das all diesen Aufwand rechtfertigt, interessiert es dich da nicht, was das war?»

VIER
    Marina ging mit ihm hinunter ins Erdgeschoss, eine Mischung aus Scheune und Lagerraum unter dem Wohnhaus. An den Wänden hingen gut geölte landwirtschaftliche Geräte, der Boden war mit Streu und Häcksel bedeckt. Sie kniete sich in die hinterste Ecke und fegte die Streu mit den Händen beiseite, bis eine Bodenplatte aus Stein zum Vorschein kam, die nicht fest verfugt war. Sie nahm eine Brechstange von einem Haken an der Wand, schob sie in den Spalt und hebelte den Stein langsam hoch. Grant machte keine Anstalten, ihr zu helfen; er stand an der Tür und behielt argwöhnisch die Umgebung draußen im Auge. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er, ohne es näher begründen zu können. Er hätte das Gefühl auch abtun können, doch aus Erfahrung wusste er, dass es nicht ratsam war, solche Eingebungen zu ignorieren.
    Eisen klirrte auf Stein, als Marina die Brechstange aus der Hand legte. Nach einem letzten Blick aus der Tür ging Grant zu ihr und spähte in das Loch hinab, das sie aufgestemmt hatte. Es war knapp einen Meter tief und mit staubigen Brettern ausgelegt. Grant entdeckte drei Bündel aus Ziegenfell und eine zerbeulte Munitionskiste. Marina legte sich flach auf den Bauch, reckte sich hinab und holte die Kiste heraus. Die Riegel schnappten auf, der Deckel öffnete sich quietschend, und da lag es. Die Seiten waren vergilbt, der Einband war mit Waffenöl beschmiert, doch das goldene Monogramm in der Ecke war noch zu entziffern: JMHP.
    «Gutes Versteck», sagte Grant. «Woher wusstest du, dass es so wertvoll ist?»
    «Dreiundvierzig kam ein Mann auf die Insel, ein Nazi namens Belzig. Du warst damals auf dem

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