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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Wasseroberfläche. Zwischen ihm und William
    breitete sich die Dunkelheit aus wie ein Vorhang. Nach Luft rin-
    gend, kämpfte sich William weiter voran. Seine Laterne warf nur
    ein schwaches Licht und qualmte eigentümlich. Irgendetwas
    stimmte damit nicht. Erschrocken schüttelte er sie, und die
    Flamme zitterte. Eine Welle der Panik jagte durch seinen Körper,
    dass er glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er biss
    die Zähne zusammen, und seine feuchte Hand hielt die Laterne

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    so fest umklammert, dass die Knöchel wie gelbe Zähne hervor-
    traten. Er durfte nicht nach unten sehen. Die Leiche. Er musste
    die Leiche finden. Wenn er die Leiche f d
    an , war er nicht ver-
    rückt. Wenn er die Leiche fand, konnte er wieder nach oben.
    »Warten Sie bitte, so warten Sie doch!«, rief er mit heiserer
    Stimme dem Ausspüler nach, aber seine Worte wurden von der
    rauschenden Strömung geschluckt. Sein Kopf hüpfte auf und
    nieder wie die Schatten rings um ihn, und ein Schwindel erfasste
    ihn, dass er glaubte sich erbrechen zu müssen. Ihm war so kalt.
    Er spürte weder Füße noch Hände. Er musste die Leiche finden.
    Er musste hier raus. Jetzt begann die ihm früher so vertraute
    Dunkelheit in die kalten, leeren Gewölbe zu sickern, und eine
    trostlose Schwärze kroch ihm die Beine hinauf wie Rauch, der
    durch den Schornstein zieht. Der altbekannte Drang, der ihn
    plötzlich überfiel, zog ihm die Haut zusammen, ließ ihm den
    Mund austrocknen und das Zahnfleisch zurückweichen. Seine
    Haut juckte. Schreie der Begierde stiegen in ihm auf, schneller
    und heftiger als je zuvor. Brachen wie eine wilde Horde aus den
    dunkelsten Winkeln seiner Seele. Fegten unaufhaltsam durch
    seine Adern. Entzündeten seine Knochen. Drangen in seinen
    Schädel, als wollten sie ihn zerschmettern wie ein rohes Ei. Ge-
    gen diesen erbarmungslosen Ansturm war er machtlos. Er hörte,
    schmeckte, fühlte und sah nichts anderes mehr. Er musste sie he-
    rauslassen, bevor sie ihn zerstörten. Doch diesmal war es nicht
    das Messer, nach dem er sich verzehrte. Nicht das Messer würde
    ihm Erlösung bringen, sondern die Leiche.
    Der Ausspüler blieb erneut stehen, um auf William zu warten.
    Vor ihm lag ein schmaler Tunnel, kaum einen Meter hoch. Seine
    Laterne schaukelte, als er sich zu William umdrehte, und ihr
    Licht streifte etwas, das unweit der Öffnung im Tunnelinnern
    steckte. Etwas Blasses, Weißliches. Und dann war es wieder ver-
    schwunden, von der Dunkelheit geschluckt. Doch das klare Bild

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    eines aufgedunsenen Körpers verschwand nicht, sondern grub
    sich mit langen, tiefen Schnitten in Williams Schädel ein. Die
    Leiche. Es war die Leiche.
    William drängte sich mit solchem Ungestüm an dem Ausspü-
    ler vorbei, dass dieser das Gleichgewicht verlor. William riss sich
    die Laterne von der Schürze und hielt sie in die Höhe. Dann sank
    er mit einem erstickten Triumphschrei auf die Knie, dass das
    faulige Wasser ihm an die Brust schwappte, und bahnte sich den
    Weg in den Tunnel. Das von den Wänden zurückgeworfene
    Licht erzeugte ein weißes Leuchten. Pilze. Die Wände waren
    übersät mit Pilzen, die aus dem bröckelnden Mauerwerk heraus-
    wucherten. Ihr kalter Zersetzungsgeruch stieg William in die
    Nase und drang ihm in den Schädel. Die Leiche. Er hatte die Lei-
    che gesehen! Die Knie fest in den schwarzen Blähschlamm pres-
    send, arbeitete er sich in den Tunnel hinein. Die Pilze ringsum
    schienen immer weiter anzuschwellen, alle Geräusche zu dämp-
    fen und ihn von der Außenwelt abzuschotten. Ihre aufgequol-
    lene Blässe deutete auf verwesendes Fleisch hin, ohne es jedoch
    preiszugeben. William überkam Übelkeit, dann Verwirrung und
    plötzlich ein rasender Zorn. Mit ganzer Kraft schlug er mit sei-
    ner Laterne nach den bauschigen Pilzen, das Gehäuse löste dicke
    Klumpen von schwammigem Fleisch. Derart um sich schlagend,
    bahnte er sich eine Schneise in den niedrigen Tunnel. Dann
    plötzlich zersprang das Glas, und die Kerze erlosch. Vollkom-
    mene Dunkelheit umgab ihn. William schleuderte die zerbro-
    chene Laterne fort. Die Leiche war hier. Er hatte sie gesehen. Er
    tauchte die Arme ins Wasser und fuhr mit den Fingern durch
    den Schlamm; Glasscherben schnitten ihm in die Hände. Der
    Schmerz beruhigte ihn ein wenig. Auf den Knien rutschend, tas-
    tete er sich weiter, riss an den fleischigen Wänden und ließ die
    Hände immer wieder durch den Schlick am Grunde des Kanals
    gleiten.

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    »Ich weiß, dass

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