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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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hineingerufen. Als der Schreiber hinter ihm die Tür
    schloss, bebte der Rahmen von der Erschütterung, und der Luft-
    zug wirbelte die Dokumente auf Hawkes Schreibtisch durch-
    einander.
    Hawke saß hinter seinem massiven Schreibtisch, die Hände
    verschränkt, und sah William unwillig an, ohne ihm einen Platz
    anzubieten.
    »Was wollen Sie?«, fragte er unwirsch, nicht einmal den
    Schein der Höflichkeit wahrend.
    »Es ... es ist wegen England & Son«, begann William.
    Hawke stand auf. Geblendet vom Licht, das durch das Fenster
    he
    i
    reinf el, konnte William Hawkes Gesichtsausdruck nicht er-
    kennen, aber sein Schatten fiel uf
    a i hn wie eine Bedrohung.
    »Ach ja, tatsächlich?«, sagte er leise, und seine dunklen Augen
    blitzten.
    »Ja, Sir. Er war doch bestimmt sehr unzufrieden, dass der Auf-
    trag an die Ziegelei in Strowbridge ging ...«

    241
    »Worauf wollen Sie hinaus, May?«
    Die Drohung in Hawkes Ton war unverkennbar.
    »Ich möchte lediglich vorschlagen, dass er sich um den Auftrag
    für Abbey Mills bewerben soll, Sir«, stieß William hervor. »Der
    Bedarf an gewöhnlichen Londoner Mauerziegeln wird dort sehr
    groß sein, und mit seinen moderaten Preisen hätte er, glaube ich,
    eine gute Chance, den Auftrag zu bekommen.« Er räusperte sich
    und sah auf seine Hände hinunter. »Ich würde mich für ihn ein-
    setzen, Sir. Das möchte ich ihn gern wissen lassen.«
    Die Antwort war höhnisches Gelächter. Williams Mut sank.
    »Das möchten Sie, was?«, gab Hawke spöttisch zurück.
    Wieder stieß er ein verächtliches Lachen aus. William beob-
    achtete mit Unbehagen, wie Hawke sich aufrichtete, den Blick
    zum Fenster wandte und die Finger lang zog. Unter seinem
    dunklen Backenbart zuckte ein Muskel. William schwieg.
    »Ist es wahr, dass Sie Mr. England gedroht haben, ihn umzu-
    bringen?«, fragte Hawke schließlich.
    »Nein! Wenn jemand gedroht hat, dann Mr. England. Sie
    glauben doch nicht etwa ...«
    Hawke wischte Williams Worte mit einer Handbewegung bei-
    seite. »Falls ich ihn mal treffe, werde ich ihm sagen, dass Sie Wie-
    dergutmachung leisten wollen. Obwohl ein solches Angebot
    jetzt vielleicht ein wenig zu spät kommt.« Sein Mund verzog sich
    zu
    e
    ein m merkwürdig gedehnten Gri e
    ns n. »Ich fürchte, Ihre
    Probleme mit E gland fa
    n
    ngen etzt
    j
    erst an.«
    »Ich möchte hoffen, dass wir unsere Meinungsverschieden-
    heiten ...«
    »Tatsächlich? Tja, Ihr Optimismus ist löblich.«
    Hawke betätigte eine Metallklingel auf seinem Schreibtisch,
    und sofort ging die Tür auf, und der Schreiber erschien. Hawke
    machte sich an irgendwelchen Schriftstücken auf seinem Schreib-
    tisch zu schaffen. Seine Mundwinkel zuckten.

    242
    »Ah, Spratt, gut. Bringen Sie mir den Monatsbericht«, befahl
    er, ohne aufzublicken. »Ich muss heute Nachmittag dem Aus-
    schluss Bericht erstatten. Gut
    a
    en Tag, Mr. M y.«
    William blieb unschlüssig stehen.
    »Guten Tag, Mr. May«, wiederholte Hawke mit größerem
    Nachdruck.
    William blie
    b nichts ander s
    e übrig, als zu geh n
    e . »G t
    u en Tag,
    Sir«, murmelte er.
    Spratt, der Schreiber, die tintenverschmierte Hand auf dem
    Stapel der ledergebundenen Hauptbücher, grinste anzüglich, als
    William aus dem Büro humpelte. »Er hat Sie ja wirklich schnell
    abgefertigt«, sagte er.
    William erwiderte nichts. Mit seinem überhasteten Vorgehen
    hatte er sich lächerlich gemacht. Hawke würde ihm nicht ver-
    zeihen, dass er Zeuge jener Szene geworden war. Zwar konnte
    Hawke sicher sein, dass er von May wegen seiner niedrigeren
    Stellung nichts zu befürchten hatte, und Fehlverhalten konnte
    man ihm nicht nachweisen. Trotzdem würde er May immer als
    einen gefährlichen Gegner betrachten und jeden Vorstoß seines
    Untergebenen als eine feindselige und unwillkommene Einmi-
    schung ansehen.
    Zurück in seiner Schreibnische, verfasste William sogleich
    einen Brief, der in seinem Inhalt offen und unmissverständlich
    war: Er wolle nicht, dass es zwischen ihm und dem Ziegeleibesit-
    zer böses Blut gebe. Er bedaure, dass England sich nicht den Ver-
    trag für das Kanalbauprojekt habe sichern können, sei jedoch
    überzeugt, dass es im Rahmen der Bauvorhaben der Behörde
    zahlreiche weitere Gelegenheiten gebe, aus denen Mr. England
    Nutzen für sich ziehen könne. William schlug ein Treffen mit
    Mr. England vor, wann immer es diesem genehm sei, um weitere
    Einzelheiten mit ihm zu besprechen. Er rief einen Boten und be-
    auftragte ihn, den Umschlag mit dem Brief bei

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