Der Vermesser
nicht«,
meinte er gedehnt und zuckte dabei die Achseln. »Is schon
̕nen bisschen was wert, würd ich sagen. So ̕ne wertvolle Aus-
kunft.«
»Sechs Penny«, knurrte Tom wütend.
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Der Tagelöhner verzog das Gesicht. Der Lohn auf den Docks
betrug vier Penny die Stunde.
»Einen Shilling.«
Tom griff in die Tasche und ließ die Münze in seiner offenen
Handfläche liegen. Als der Tagelöhner danach greifen wollte,
schloss Tom schnell die Hand.
»Bezahlung bei Lieferung«, knurrte Tom, und sein Herz schlug
vor Aufregung. Er hätte auch fünf Shilling gezahlt, sogar zehn,
um etwas über Lady in Erfahrung zu bringen, aber man brauchte
ja nicht freigiebiger zu sein als nötig, auch wenn man gerade zu
etwas Geld gekommen war. Alte Gewohnheiten konnte man nicht
so leicht abschütteln.
Während der Tagelöhner erzählte, was er wusste, starrte er auf
Toms geschlossene Hand. Besagten Hund habe er drüben in
Kensal in einer Schenke namens Bridge Tavern kämpfen sehen.
Ein merkwürdig aussehendes Tier, ein Mischling mit einem so
dünnen Fell, dass die Haut darunter hervorschimmerte. Aber
ein Siegertyp, kein Zweifel. Der Besitzer sei ein feiner Herr, ein
Arzt vielleicht, aber genau könne er es nicht sagen. Der Tagelöh-
ner kannte weder den Namen des Mannes, noch wusste er, wo-
her er stammte. Er habe ihm keine große Beachtung geschenkt;
ihm sei nur aufgefallen, dass er einen dunklen Bart hatte und
sein Mantel im Unterschied zum Fell des Hundes dick und von
feiner Qualität war. Der Mann sei zum ersten Mal in der Bridge
Tavern aufgetaucht, dessen war sich der Tagelöhner sicher, denn
wer einen solchen Hund einmal in den Ring schicke, den ver-
gesse man nicht mehr. Dass dieser Gentleman neu war, habe
man auch daran sehen können, dass er nicht mehr als ein, zwei
Pfund an Wettgewinnen eingestrichen habe, aber er habe die
Wettlust des Publikums gehörig angeheizt. Er schätze, meinte
der Tagelöhner, beim nächsten Kampf würde gewettet wie ver-
rückt. Er selbst werde vielleicht sogar einen Shilling oder zwei
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setzen, fügte er hinzu, und seine Augen, die gierig auf Toms
Hand gerichtet waren, wurden zu zwei Strichen. Man könne ja
nie wissen.
Das genügte vollauf. Tom gab dem Tagelöhner seinen Shilling.
Die Münze war in seiner Hand ganz warm geworden und hatte
einen makellosen rosa Abdruck hinterlassen, so deutlich, dass er
damit fast neue Münzen hätte prägen können. Tom hielt sich die
Handfläche an den Mund und küsste sie. Seine Hand zitterte,
und das Herz pochte ihm in den Ohren. Er hatte sie gefunden. In
einer Woche würde er sie wiedersehen, und auch den Captain
oder den Doktor oder wer zum Teufel es auch sein mochte. Was
er dann tun würde, war ihm noch nicht klar. Bei so etwas musste
man Vorsicht walten lassen, aber er machte sich deswegen keine
großen Sorgen. Er hatte sie gefunden. Im Übrigen hatte er noch
eine Woche Zeit, um darüber nachzudenken.
Und er dachte darüber nach, spielte alle Möglichkeiten in sei-
nem Kopf durch, und jene sechs Tage wurden ihm endlos lang.
Natürlich wusste Tom, dass es keinen Sinn hatte, den Captain
am Ring zur Rede zu stellen. Ein mit allen Wassern gewaschener
Schweinehund wie er würde nicht vor versammeltem Publikum
auf die Knie fallen und seine Betrügerei gestehen, ebenso wenig
wie er Tom freundlich die Hand schütteln und ihm das Geld
aushändigen würde, das er ihm schuldete. Der Rote Joe riet ihm,
dem Captain vor der Schenke aufzulauern und ihm im Schutz
der Nacht seine Wettgewinne abzuknöpfen, aber die würden
wahrscheinlich nicht annähernd der Summe entsprechen, die
Tom noch zu bekommen hatte. Außerdem hatte der Captain die
Angewohnheit, stets in Begleitung zu kommen, so dass er, Tom,
im Nachteil sein würde. Feine Leute liefen nicht einfach so durch
die Straßen wie das gemeine Volk. Sie fuhren in Droschken und
Kutschen, und selbst wenn sie nicht in Begleitung unterwegs wa-
ren, erwischte man sie auf der Straße selten allein. Es wäre ein-
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facher, sich die Hündin wiederzuholen und auf diese Weise den
Verlust wettzumachen, aber selbst wenn ihm das gelänge, was
dann? Die Sache bedurfte sorgfältiger Planung, und als Erstes
musste Tom die Lage sondieren. Doch als er, um nur ja keine
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, durch eine Geheimtür im
Keller der Schenke den Raum mit der Kampfarena betrat und
unbemerkt in eine dunkle Ecke schlüpfte, wusste er immer noch
nicht, wie er
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