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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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ge-
    gefasst wird.

    292

XXIII

    D u hast doch von dem Toten gehört, den sie aus dem Fluss ge-
    fischt haben, dem feinen Herrn mît der Ziegelei? Die Polypen
    haben den Täter schon geschnappt. Und
    in der Moor Street hin-
    ter Schloss und Riegel gesetzt.«
    »Glaubst du wirklich, die haben den Richtigen erwischt?
    Diese Blödmänner vom Revier würden̕s doch nicht mal schaf-
    fen, sich die Cholera einzufangen, selbst wenn sie in einem Ab-
    wasserloch hausen und sich bis zum Rand mit der stinkenden
    Brühe abfüllen würden.«
    Die beiden Männer lachten und nahmen einen weiteren
    Schluck. Tom, der am Ende der Theke nah am Kamin seinen Krug
    umklammert hielt, rührte sich nicht von der Stelle, drehte aber
    den Kopf ein wenig, um die beiden besser verstehen zu können.
    »Unfähige Trottel, da hast du Recht«, meinte der Erste zustim-
    mend. »Wahrscheinlich hat der Kerl, den sie hopsgenommen
    haben, gar nichts angestellt. War bestimmt so ̕n armer Einfalts-
    pinsel, den sie aus dem Bett gezerrt haben, damit̕s so aussieht,
    als hätten sie die Sache aufgeklärt, und sie sich nach Hause trol-
    len können, bevor ihr Abendessen kalt wird.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf, als er ihre Krüge zum Nachfül-
    len vom Tisch nahm. »Das ist schon der Richtige, ganz be-
    stimmt. Nicht dass diese feinen Herren von Scotland Yard viel zu
    ermitteln gehabt hätten. Nach dem, was Eddowes erzählt, der
    Wirt vom Kaffeehaus hinten in der Moor Street, hat der Idiot die
    ganze Geschichte seiner Alten gebeichtet. Haarklein, in ̕nem
    Brief. Einem Brief! Das muss man sich mal vorstellen. Was ist das

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    nur für ein Trottel, der in ̕nem Brief schreibt, dass er einen um-
    gebracht hat, und meint, er würd einfach so davonkommen? Da
    wär̕s ja schwerer, ̕nen Hund auszumachen, der ̕nen Zylinder
    aufhat, auf den Hinterbeinen läuft und den Leuten in die Tasche
    greift.«
    »Was is das eigentlich für einer, dieser Mörder? Auch so ̕n fei-
    ner Herr, stimmt̕s? Heißt ja, der Tote hätt ̕ne Menge Schulden
    auf dem Kerbholz und in ganz London wär̕n die Leute hinter
    ihm her gewesen, um ihr Geld von ihm einzutreiben.«
    Der Wirt zuckte die Schultern. Eddowes wusste bestimmt
    noch manch anderes, in seinem Kaffeehaus bekam er schließlich
    alles mit. Aber wer dieser Gläubiger war, der den Mord begangen
    hatte, blieb ein Rätsel. Einer der beiden kratzte sich nachdenk-
    lich am Kopf, dann steckte er sich die Finger in die Ohren und
    fuhr kräftig darin herum, als glaubte er, die Antwort würde ihm
    unversehens einfallen, wenn er nur genügend Schmalz entfernte.
    »Dann hat ihn also seine Alte verpfiffen.« Der andere schnaub-
    te bedrückt. »Is ja reizend, wirklich. Was is das für ̕ne Welt, in
    der einen die eigene Frau bei den Polypen hinhängt? Früher
    könnt man als Mann noch Treue und Respekt von seiner Ange-
    trauten erwarten, aber heutzutage?«
    Die Männer verfielen in Schweigen. Jeder dachte an seine
    eigene Frau und unterzog sie einer Überprüfung, als gelte es, die
    Stärken und Schwächen bei einem Hund oder einem Pferd ab-
    zuwägen. Am Ende war keiner von ihnen sicher, ob er einen gu-
    ten Fang getätigt hatte, und so saßen sie eine Weile verdrossen
    da. Sie hatten gerade angefangen, sich über die allgemeine Hin-
    terhältigkeit von Frauen, Kindern und Polizeibeamten auszu-
    lassen, als Eddowes höchstpersönlich hereinkam. Der Wirt be-
    grüßte ihn herzlich, rief in die Küche, man solle einen Teller
    Leber und Schinken bringen, und stellte ihm wie gewöhnlich
    seinen Krug Stout auf die Theke.

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    »Grad eben habe ich den Herren hier erzählt, dass die Polypen
    den Ziegelei-Mörder zur S
    c
    tre ke gebracht haben. Hast u
    d inzwi-
    schen was Neues gehört?«
    »Du meine Güte, das ist vielleicht ̕ne Geschichte«, erklärte
    Eddowes. Er lehnte sich zurück und nahm einen kräftigen
    Schluck. Dann schüttelte er den Kopf und legte stolz eine Hand
    auf seinen vorstehenden Bauch, a
    ls w

    äre der bis zum Bersten voll
    mit köstlichen Neuigkeiten. »Was für ̕ne Gesch chte!«
    i
    »Nu erzähl schon«, drängte der Wirt und setzte ie
    d
    Ellbogen
    auf die Theke. »Los, sag doch.«
    »Aah!« Eddowes nahm einen weiteren Schluck, stellte lang-
    sam und genüsslich den Krug ab und wischte sich mit dem
    Handrücken über den Mund. »Das is ̕ne Geschichte, sag ich
    euch, ̕ne tolle Geschichte.«
    »Dann erzähl doch endlich«, bat der Wirt erneut.
    Tom r ckte
    ü
    näher, hütete sich jedoch, ein Wort zu sagen.

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