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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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müssen.
    Die Nacht war klar, und über den tiefschwarzen Himmel zo-
    gen die Sterne wie Aschestaub. Tom spürte eine innere Unruhe,
    die ihn keinen Schlaf würde finden lassen. Langsam und ohne so
    recht darauf zu achten, wohin er lief, wanderte er zurück Rich-
    tung Soho. In seinem Kopf wirbelten Erinnerungen durcheinan-
    der, und erst eine Weile später merkte er erschrocken, dass er vor
    dem Torbogen zur Hawker Lane stand. Hinter ihm auf der
    Broad Street glänzte und funkelte das Golden Hind, dessen Glas-
    türen einladend offen standen. In Toms versteckter Jackentasche
    klimperten Münzen. Vor ihm schlug ein zerlumpter Junge mit

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    einem blauen Auge ein Rad und verlangte ein paar Pennys für
    seine Darbietung. Ein Fuß steckte in einem alten Schuh, dessen
    Oberseite, über dem Spann aufgerissen, von einem schmutzigen
    Band zusammengehalten wurde, der andere in einem alten Da-
    menstiefel. Ohne seine Bettelei weiter zu beachten, tauchte Tom
    ins Gassendunkel ein und steuerte auf das Black Badger zu.

    Es war lange her, dass er sich einen Kampf angesehen hatte, doch
    seit damals, als er regelmäßig hierher gekommen war, hatte sich
    nichts verändert. An der langen Theke im Erdgeschoss saßen
    dicht gedrängt Männer aller Art, die rauchten, tranken und über
    Hunde debattierten. Auf Tischen und Bänken wurden Hunde
    vorgeführt, damit diejenigen, die Wetten abschließen wollten,
    sie begutachten, ihre Pfoten betasten, ihnen in die Augen und
    ins Maul sehen konnten. Ein Omnibusfahrer, den runden Hut
    schief auf dem Kopf, schlug mit der Faust auf einen wackeligen
    Tisch und funkelte einen Straßenhändler mit plüschigem Käpp-
    chen und grüner, senfgelb geblümter Halsbinde böse an. Auf
    den Knöpfen des sandfarbenen Kordwamses, das der Straßen-
    händler trug, prangte ein Fuchskopf, und unterm Arm hielt er
    einen Skyeterrier, der wie ein Fisch zappelte. Zwei Kutscher in
    vornehmer Livree standen an den Tresen gelehnt und suchten
    möglichst unauffällig den Schankkellner auszuhorchen, aufwei-
    che Hunde der Wirt an diesem Abend wohl setzen würde. Da-
    bei ließen sie sich auch von einer Gruppe Soldaten nicht beirren,
    deren Augen so rot waren wie ihre ungepflegten, aufgeknöpf-
    ten Uniformröcke. Im Schankraum drängten sich Krämer und
    Eisenhändler, die sich einen Gehrock über ihre Arbeitskleidung
    gestreift hatten, Matrosen mit roten Mützen, graugesichtige
    Müllmänner und hohläugige Schneider. Tom stieß mit einem al-
    ten Mann in einem geflickten Rock zusammen, wie ihn Bauern
    trugen, nur dass sein ungekämmtes Haar rußverschmiert war.

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    Er habe, so erzählte er Tom, an diesem Vormittag seinen Mantel
    für zwei Shilling verkauft. Wenn die Hunde und die Götter ihm
    gewogen wären, würde er sich morgen einen besseren besorgen.
    Im ersten Kampf ging es um die goldene Uhr, wobei sich Bras-
    sey darüber ausschwieg, ob er sie beim Pfandleiher hatte auslö-
    sen müssen. Sie war die Siegprämie für denjenigen Hund, der am
    schnellsten fünfzehn Ratten totbiss. Die Männer tauschten sich
    flüsternd aus, befühlten mit derben Fingern die frischen Narben
    der Hunde und stellten mitunter nicht immer wohlmeinende
    Vergleiche mit gefeierten Siegerhunden an, die längst nicht mehr
    kämpften oder schon tot waren. Das wiederum empörte manche
    Hundebesitzer, deren Mantelhaare sich sträubten wie das Fell
    eines gereizten Katers, während sie überschwänglich die glorrei-
    chen Kämpfe ihrer Hunde beschworen. Das Hauptereignis des
    Abends, für das bereits hohe Wetten abgeschlossen wurden, soll-
    te der Kampf eines Hundes namens Butcher gegen vierzig Rat-
    ten sein. Nach und nach erstarben die Gespräche. Geld wechselte
    den Besitzer, bisweilen hohe Beträge. Ein Straßenhändler, des-
    sen Gesicht den Kartoffeln ähnelte, die er verkaufte, setzte zwan-
    zig Pfund darauf, dass Butcher in drei Minuten vierzig Ratten
    schaffte. Auf einem Stuhl neben der Tür sitzend, einen elegant
    beschuhten Fuß über das Knie gelegt, strich Brassey über die Är-
    mel seiner sp

    eckigen schwarzen Jacke und zog eine große Uhr
    aus der Westentasche.
    Allmählich wurden die Hunde unruhig. Einer, eine Bulldogge
    mit Augen so rotbraun wie rohe Leber, knurrte Tom an, als er
    vorbeiging, und zerrte unbändig an der Kette, als würde er ihm
    am liebsten die Kehle durchbeißen. Sein muskulöser Körper war
    mit bläulichen Narben übersät, und seine Stirn wölbte sich be-
    drohlich vor, als er die Zähne fletschte, die

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