Der Verrat
bin ich unabhängig. Wie alle guten Journalisten lasse ich mich nicht von Parteipolitik beeinflussen.«
»Ja, stimmt.« Rapp fiel das Beschwingte in Richs Stimme auf. Wahrscheinlich arbeitete er bereits an seiner Dankesrede für den Pulitzerpreis.
»Hören Sie, ich habe es ein bisschen eilig, aber ich dachte mir, Sie möchten vielleicht eine Stellungnahme zu einer Geschichte abgeben, die ich für die morgige Ausgabe vorbereite.«
»Sie nehmen sich ja eine Menge Zeit, um auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen.«
»Wir müssen uns nun mal an die verdammte Deadline halten. Aber wenn Sie jetzt noch eine Stellungnahme abgeben möchten – ich meine, zu den Vorwürfen, dass Sie durch Folter ein Geständnis von einem griechischen Staatsbürger namens Alexander Deckas erzwungen haben?«
»Nehmen Sie dieses Gespräch auf, Tom?«
»Natürlich«, antwortete er herablassend.
»Danke für den Anruf.«
»Kommen Sie, Mitch. Sie wissen doch, wie das Spiel läuft.«
»Aber klar, Tom.« Rapp lächelte Kennedy zu und fragte schließlich: »Übrigens … Sie sind jüdischer Abstammung, nicht wahr?«
Rich schwieg einige Augenblicke, und als er schließlich antwortete, war seine Beschwingtheit verschwunden. »Ich wüsste nicht, was das mit der Sache zu tun haben soll.«
»Nun, ich weiß ja, wie stolz ihr Journalisten auf eure neutrale Haltung seid, aber ich habe mich gefragt, wie stolz Sie auf Ihren Pulitzerpreis sein werden, wenn irgendein wahnsinniger islamistischer Extremist Israel mit einer Atombombe ausradiert.« Rapp hielt inne und wandte sich Kennedy zu, die ihn argwöhnisch ansah. Rapp lächelte und beugte sich über das Telefon. »Sie hätten immerhin den Trost, dass Sie in der Sache neutral geblieben sind.«
Als Rich antwortete, war sein Ton nüchtern und distanziert. »Dann wollen Sie also keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben, dass Sie den falschen Mann festgenommen und ihn auch noch gefoltert haben?«
»Ich würde sehr gern eine Stellungnahme dazu abgeben, wenn Sie mir vorher sagen, wer Ihre Quelle ist.«
»Quellen«, korrigierte Rich. »Ich habe mehr als eine Quelle, und Sie wissen genau, dass ich sie nicht preisgeben kann.«
»Und Sie können sich nicht vielleicht dazu durchringen, die Geschichte um einen oder zwei Tage zu verschieben?«
»Lassen Sie mich kurz nachdenken«, antwortete Rich und fügte schließlich hinzu: »Nein, ich glaube nicht.«
»Nun, dann fuck you very much und danke, dass Sie meine Zeit verschwendet haben.« Rapp beugte sich vor und unterbrach die Verbindung, ehe er sich in den bequemen Sessel vor Kennedys Schreibtisch fallen ließ.
»Das war jetzt aber nicht sehr professionell«, bemerkte sie missbilligend.
»Der Kerl glaubt, dass er mich morgen an den Eiern aufhängen wird«, entgegnete Rapp und schüttelte den Kopf. »Er hat keine Ahnung, was für einen Fehler er macht.«
Kennedy musterte ihn argwöhnisch. »Würdest du mir vielleicht verraten, was du vorhast?«
Rapp zog einen Speicherstick aus der Jacketttasche und reichte ihn ihr über den Schreibtisch hinweg. »Das wird lustig, du wirst schon sehen.«
Kennedy hielt den Stick hoch. »Wozu soll das gut sein?«, fragte sie.
»Für deine Pressekonferenz.«
»Welche Pressekonferenz?«
»Die, die du morgen im Weißen Haus abhalten wirst – als Antwort auf die unkorrekte Titelgeschichte, die die Times morgen früh bringt. Ich habe mir die Freiheit genommen, das Ganze zu einer PowerPoint-Präsentation für dich zusammenzustellen.«
Kennedy lächelte. »Was ist da drauf?«
»Das Video aus dem Starbucks vom Tag des Anschlags. Agent Riveras Aussage darüber, was sie wenige Sekunden vor der Explosion gesehen hat. Bildmaterial von den Sicherheitskameras beim Zoll, auf dem Deckas am Tag vor dem Anschlag am JFK-Flughafen zu sehen ist. Er ist natürlich mit einem falschen Pass eingereist.«
»Was noch?«
»Sein vollständiges Geständnis.«
»Das aber, wie die Medien sagen werden, unter Zwang abgelegt wurde.«
»Sie werden das nicht mehr behaupten, wenn sie es erst gehört haben. Es ist sehr überzeugend. Er gibt zu, dass er am Tag vor dem Anschlag am JFK gelandet ist, dass er Freitagnacht in Pennsylvania war und Samstagmorgen nach Washington gekommen ist. Er gibt sogar zu, dass er hinter dem Baum gestanden hat, wo Rivera ihn gesehen hat. Und das alles, ohne dass ich nachhelfen musste.«
Kennedy schüttelte den Kopf. »Sie werden sagen, dass du ihn irgendwie dazu gebracht hast, diese Antworten zu
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