Der Verrat
hatte keineAhnung, was er in Durham getan hatte.
Und sie würde nicht zulassen, dass Jamie von einem überraschend geworfenen Messer verwundet wurde.
»Ich komme schon«, sagte sie leise und erschöpft. Sie konnte nicht fassen, wie müde sie war, aber es war nicht mehr weit bis zu Nicks Haus. Sie konnte es schaffen.
»Dann arbeite ich noch an meinemAuto, bis du hier bist«, sagte Nick, der keineAhnung hatte, dass sein Bruder plante, ihn an einen Magier auszuliefern. Dass er nicht menschlich genug werden konnte.
»Versuch nicht vorVorfreude zu sterben, bevor ich da bin«, sagte Mae so munter und energisch wie ihre Mutter vor einerVorstandssitzung, wenn sie wusste, dass es ein Problem gab, von dem sie nicht wusste, wie sie es lösen sollte. Mae war klar, dass sie doppelt so selbstbewusst und überzeugend sein musste, dass sie eine undurchschaubare Maske tragen musste, um genügend Zeit zu gewinnen, damit sie herausfinden konnte, was sie tun sollte.
Es begann schlecht, als sie zurTür hereinkam undAlan auf dem Sofa liegen sah. Sie erstarrte einen Moment lang, denn sie konnte ihm nicht in dieAugen sehen oder mit ihm sprechen, ohne dass Nick sofort wüsste, dass etwas nicht stimmte. Doch dann erkannte sie, dass er schlief.
Nick stand an derTür. »Eigentlich sollte er sich eine langweilige Rede oder so was anhören.Aber er ist hereingekommen und auf das Sofa gefallen. Diese Buchladenmanagerin glaubt wohl, sie könne ihn ausnutzen bis zum Letzten.Weck ihn nicht auf.«
Er klang angespannt.Als Mae ihn über die Schulter hinweg ansah, bemerkte sie, dass er überhaupt sehr angespannt wirkte. So war er gelegentlich gewesen, als sie in London alle zusammengewohnt hatten. SeineAntworten waren immer knapper und knurriger ausgefallen, bis Jamie richtig entsetzt war. Dann war Nick irgendwann aufgesprungen und ohne ein weiteresWort in den Garten gegangen, wo er stundenlang mit seinem Schwert geübt hatte.
Mae fragte sich, ob er irgendetwas wusste, doch als sie ihn ansah, erwiderte er ihren Blick nur gereizt und fragte: »Bist du bereit, zu lesen?«
»O ja, sicher«, antwortete sie.
Sie folgte ihm die wackeligeTreppe zum Dachboden hinauf und setzte sich mit dem Heft auf den Boden. Das Holz fühlte sich fast pelzig an, es war so alt, dass selbst die Splitter offenbar nachgegeben hatten und weich geworden waren. Mae schlug das Buch auf und las.
Heute habe ich wieder versucht, sie zu verlassen. Gestern war Sonntag, der Ta g, an dem Al ans FuÃballteam spielt. Seit einem Monat wohnen wir in dieser Stadt und fast genau so lange spielt Al an schon. Er liebt es. Ihn spielen zu sehen ist eines der Dinge, die mich am meisten freuen.
Manchmal wünschte ich mir, ich könnte ihm in der Schule zusehen. Ich wünschte, ich könnte öfter sehen, wie er sich amüsiert.
Ein ausgezeichneter Schüler, ein Sportler, der netteste Junge an der Schule. Sie müssen ja so stolz auf ihn sein, sagen seine Lehrer, und ich bin auch stolz auf ihn. Und ich schäme mich.
Manchmal kommt es mir vor, als seien seine vielversprechenden Leistungen ein Vo rwurf für mich. Wa s wird mit meinem Sohn in dieser We lt geschehen?
Selbst bei den Spielen sind wir nie ganz frei. Al an besteht darauf, dass ich den Dämon mitbringe, damit er ihm beim FuÃballspielen zusieht.
Wi r haben die ganze Sitzreihe für uns allein. Al an hat darauf bestanden, dass es dieses Jahr auch in die Vo rschule geht. Es dreht mir den Magen um, wenn ich daran denke, dass es in einem Raum voller Kinder sitzt. Sie können sich in seiner Gegenwart sicher nicht wohlfühlen.
Niemand ist verletzt worden. Es wird nie jemand verletzt. We nn ich nur wüsste, was der Dämon vorhat, ob er überhaupt etwas vorhat, dann könnte ich es besser ertragen. Im Moment hält mich nachts die Furcht stundenlang wach und ich lausche auf die Geräusche eines Dämons in meinem Haus.
Dämonen können den Geist der Menschen beeinflussen, sagt Olivia. Manchmal glaube ich, dass mein Sohn nur eine Marionette des Dämons ist, und dass ich den Dämon umbringen muss, um ihn zu befreien.
Die Jungs vom anderen FuÃballteam waren gröÃer, älter und ein wenig grob. Die Eltern um mich herum beschwerten sich besorgt, aber ich bin es gewohnt, meinen Sohn in weit gröÃerer Gefahr zu sehen, als es andere Kinder darstellen könnten. Ich sah nur auf, als Al an heftig zu Boden ging, unter einem Stapel von
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