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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Trinker und trug einen langen Fellumhang über der Uniform.
    Hinter Ana verließ Jonan die Scheune. Er nickte dem älteren Mann zu. »Sei gegrüßt, Tohm.«
    »Jonan?« Der Mann lachte. »Bei den Vergangenen, was machst du denn hier?«
    »Ich bringe diese beiden Mädchen nach Bochat. Ihre Eltern haben mich als Leibwächter angeheuert.« Jonan winkte Merie heran. Sie ging so langsam und vorsichtig, als bestünde der Boden aus dünnem Eis. »Sie, Merie, wird dort heiraten, und Ana hier …« Er zögerte, schien nicht weiter zu wissen. Er war ein schlechter Lügner.
    »Ich habe mein Leben den Göttern verschrieben und werde ihnen in ihren Tempeln dienen«, sagte sie rasch. »Mein Bruder ist mit meiner Wahl nicht einverstanden, deshalb haben meine Eltern diesen Mann angeheuert, der mich vor ihm schützen soll.«
    »Kann deinen Bruder verstehen, würdest einen guten Preis bringen.« Der Mann, der neben Tohm auf seinem Pferd saß, spuckte aus. Er war größer und etwas älter als Jonan. Seine Wangen waren vernarbt, seine Blicke glitten unstet über die Menschen vor und neben sich, als erwarte er von jedem nur das Schlimmste. Er hatte verfilzte braune Haare, die ihm bis über die Schultern fielen.
    »Drebbard«, wies Tohm ihn zurecht. »Wo ist dein Anstand?«
    Ana hätte beinahe gelacht, so unpassend erschien ihr das Wort. Keiner von diesen Männern hatte Anstand, weder Tohm noch Drebbard noch einer der beiden anderen. Sie waren Mörder, mehr nicht. Aber sie sagte nichts, sondern senkte nur den Kopf, so als wäre sie zu schüchtern, um auf sein Kompliment – denn das war es anscheinend – zu reagieren.
    »Wo sind Josyff und Olaff?«, fragte Jonan.
    Tohm winkte ab. »Olaff hat der Bluthusten erwischt, und Josyff ist auf seinen Hof zurückgekehrt.« Er kratzte sich am Kopf. »Ich hab es auch probiert, aber mir liegt das nicht mehr.«
    »Du konntest das Schwert nicht gegen den Pflug tauschen«, sagte Jonan. Ana glaubte, Mitleid in seiner Stimme zu hören.
    »So was in der Art.« Tohm wirkte einen Moment nachdenklich, doch dann grinste er und schlug Drebbard auf die Schulter. »Aber ich habe neue Kameraden gefunden und neue Aufgaben erhalten. Kommt. Wir besprechen alles Weitere im Dorf. Wir wollten hier nur nach dem Pferd des Bauern suchen, aber das hast du ja schon gefunden.« Jonan öffnete den Mund, aber Tohm ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Mach dir keine Sorgen deswegen. Behalt es ruhig. Betrachte es als Geschenk eines alten Kameraden.«
    Seine neuen Kameraden blinzelten und pressten die Lippen zusammen. Ihnen schien seine Großzügigkeit nicht zu gefallen.
    Aber sie schwiegen.
     
     
    Auf dem Weg ins Dorf redete Tohm ununterbrochen. Er erzählte Ana von seiner ersten Begegnung mit Jonan, von der Miliz, der sie beide angehört, und von den Abenteuern, die sie auf der Jagd nach Nachtschatten erlebt hatten. Jonan widersprach ihm kein einziges Mal, aber Ana wusste auch so, dass Tohms Geschichten zu einem Großteil aus Lügen bestanden. Der Jonan, den er schilderte, existierte nur in seinem Kopf.
    Das Dorf war nicht weit von der Scheune entfernt. Es war klein, Ana zählte nur ein Dutzend Hütten, aber es gab zumindest ein Gasthaus. Der Wirt hackte Holz, doch als er die Menschen sah, die auf ihn zuritten, richtete er sich auf und trat ihnen entgegen, die Axt in der Hand.
    Tohm unterbrach eine endlos lange Geschichte und winkte dem Mann zu. »Hast du schon den Topf übers Feuer gehängt? Wir haben Hunger.«
    Der Blick des Wirts blieb an Merie, dann an Ana und Jonan hängen. »Wer sind das?«
    »Das sind Freunde, auf dem Weg nach Bochat«, sagte Tohm. Er hatte die unangenehme Angewohnheit, alle Gespräche an sich zu reißen. »Wie steht es mit dem Essen?«
    Der Wirt drehte die Axt zwischen den Händen. Er war ein junger Mann mit bärtigem Gesicht und kräftigen Armen. »Wenn ihr eure Zeche von gestern begleicht, sollt ihr mir willkommen sein.«
    Das Lächeln verschwand aus Tohms Gesicht. Drebbard blieb auf seinem Pferd sitzen, aber die beiden anderen Männer saßen ab.
    Der ältere von ihnen, ein kahlköpfiger ehemaliger Schmied namens Morys, stemmte die Hände in die Hüften, während der andere, den alle nur Stummer nannten, langsam um den Wirt herumging. Angeblich hatten ihm die Nachtschatten die Zunge herausgeschnitten, aber obwohl er sein Haar weit ins Gesicht kämmte, konnte Ana die Spitze eines Brandmals auf der Stirn sehen. Er war für ein Verbrechen bestraft worden, für welches, wusste wohl nur er.
    Tohm stützte

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