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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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hatte ich Cat verärgert.
    »Hören Sie, Arschloch«, knurrte sie. »Ich bin keine verdammte Geiselunterhändlerin. Wenn Ihnen die freundliche Tour lieber ist, hätten Sie ihn vorhin nicht aus der Leitung schmeißen sollen. Entweder Sie kommen raus, oder wir kommen rein. Sie haben die Wahl.«
    »Ich bin bis über beide Ohren verliebt«, bekräftigte Balor. »Lasst uns kapitulieren.«
    »Hören Sie, Cat«, sagte ich. »Wir haben niemanden getötet, wir haben den Laden hier gesichert, und wir werden nur kämpfen, um unsere Existenz zu schützen. Wir brauchen noch ein wenig Zeit, und danach werden wir uns ergeben, versprochen.« Dabei versuchte ich, nicht an das Versprechen zu denken, das ich Gregor gegeben hatte.
    Cat öffnete den Mund, doch dann hielt sie plötzlich inne. »Einen Moment«, sagte sie. Dann erstarrte ihr Bild.
    »Was war das?«, fragte Balor.
    »Wenn ich raten soll, ein Anruf von der Clique mit höherer Priorität«, sagte Gregor.
    »Sie wollen, dass sie stürmt«, sagte ich mit einem Blick zum Heiden und zu Morag und wünschte mir, sie würden sich etwas beeilen.

    »Gut. Ich will diese Frau unbedingt näher kennenlernen«, sagte Balor.
    »Pass auf, dass dein Hai-Mädchen nicht eifersüchtig wird«, sagte ich.
    »Magantu ist sehr verständnisvoll«, versicherte Balor in völlig ernstem Tonfall.
    »Und es ist unwahrscheinlich, dass sie so weit heraufgeschwommen kommt«, sagte Gregor.
    Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass wir die Todesgefahr, in der wir schwebten, nicht ernst genug nahmen.
    »Die gute Nachricht ist, dass sie offenbar nicht zu den Leuten gehört, die Rolleston einfach so herumschubsen kann«, sagte ich.
    Im gleichen Moment erwachte Cats Gesicht wieder zum Leben. Sie wirkte nicht besonders glücklich. »Sie müssen jetzt rauskommen«, sagte sie.
    »Die Leute, die Sie zur Stürmung drängen, werden dafür verantwortlich sein, dass sehr viele von Ihren Leuten sterben, bevor Sie uns kriegen«, sagte ich. »Das ist Ihnen klar, und das ließe sich vermeiden.«
    »Ja, das weiß ich, aber mir wurden ein paar sehr überzeugende Gründe genannt, warum ich Sie rausholen sollte«, erwiderte sie. Als Befehlshaberin machte sie auf mich den Eindruck, dass sie eigentlich nicht stürmen wollte. Außerdem hatte sie bestimmt nur als Unteroffizierin und nicht als Offizierin gedient. Ich fragte mich, was man ihr gesagt hatte. Dass wir mit einem Alien und einem Alien-Virus hier waren? Hatte man ihr gesagt, dass wir mit IHNEN gemeinsame Sache machten?
    »Stimmt es, dass Balor bei Ihnen ist?«, fragte sie.
    Ich sah, wie Morag und dann der Heide aus der Trance erwachten und sich blinzelnd umschauten. Buck und Gibby begannen zu spielen. Es war ein langsames und etwas düsteres Stück.

    »Ja«, sagte ich. »Er ist unsere Geisel.« Dazu grinste ich - zumindest so lange, bis ich den bösen Blick sah, den Balor mir zuwarf.
    »Hören Sie, eines dürfte Ihnen klar sein: Man wird niemals zulassen, dass Sie senden«, sagte sie.
    Ich blickte zu Morag hinüber, die mir einen hochgereckten Daumen zeigte.
    »Zu spät«, sagte ich zu Cat. »Das sollten Sie sich ansehen.«
    Ich rief das Netz-Fenster in meinem visuellen Display auf.

26. Kapitel
    ATLANTIS
    Wie sah es aus? Inwischen musste es jeder im bekannten Teil des Universums gesehen haben. Wer es in diesem Moment nicht sah, musste es anschließend im Viz gesehen haben, sofern er oder sie nicht gerade im Koma lag. Was im Viz nicht rüberkam, war, dass es für jeden Menschen anders aussah. Die Software, die ihr netzgeborenes Bild in unsere Bewusstseine sendete, übersetzte es anders für jeden einzelnen der Millionen Menschen, die es sahen oder erlebten. Mit anderen Worten: Für jeden von uns war es eine persönliche Erfahrung.
    Die Bilder, die Morag mir schickte, schienen von außerhalb der Netz-Szenerie der Speiche zu kommen. Die virtuelle Darstellung der Speiche sah wie ein märchenhafter Turm aus, der aus halbwegs verfestigtem Wasser bestand. Das ganze Gebilde floss wie ein Wasserfall. »Unser« Studio war wie ein antikes Art-Deco-Kino aus flüssigem Neonlicht eingerichtet. Das Flüssigkeitsmotiv tauchte immer wieder in den Büros und Geschäften der virtuellen Speiche auf. Die nach draußen gehenden Sendungen wurden als schnelle Neonströme dargestellt. Der Heide hing mitten in der Luft, auf der Höhe des Medienknotens. Er war von Turbulenzen umgeben, und sein Haar wehte in einem unsichtbaren Wind. Er hatte den Stab über den Kopf erhoben, die Augen verdreht, so dass

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