Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
ich, dass Papa Neon in diesem Moment oben auf einem seiner Anhänger tanzte. Mudge wurde zum Giganten auf den Seitenwänden aller Speichen, sein Blick ging hinaus auf Savannen, Ozeane, Dschungel und Berge. Von Slum-Wohnschlafzimmern bis zu exklusiven Ginzas, von den Wänden der Firmenbüros bis zu den Festungsvillen der Superreichen, von Klassenzimmern bis zu Regierungskonferenzräumen. Nun erreichte er die Orbitale und kurz darauf den Mond, dann den Mars, den Asteroidengürtel und darüber hinaus. Ob Bettler, Verbrecher, Soldat, Arbeiter, Gehaltssklave, Unternehmer, Offizier, Geschäftsführer, Minister, Präsident - alle sahen jetzt Mudges grinsendes Gesicht. Er war der Herold Gottes oder vielleicht auch andersherum. Ich lachte, aber schon kurz darauf ging mein Heiterkeitsausbruch in einen rauen blutigen Husten über.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich den Ranger und seine Freundin in ihrem Häuschen an der Ferry Road. McShit und seine Twists, die diese Bilder von den Rigs aus betrachteten. Die Flüchtlinge von den Avenues, die stille Familie, die Fosterton verwaltete, Rivid irgendwo in seinem Schlitten, Horden sprachloser Piraten auf dem Times Square, Crawling Town, das bis auf den tanzenden Papa Neon völlig zum Stillstand gekommen war, und
jeden in dieser Speiche von Hoch-Atlantis im Orbit bis hinunter zu den Maglev-Bahnhöfen tief in der Kruste unserer Welt.
    Ich spürte etwas an mir und sah zu Morag hinunter, die mich aufgeregt umarmte, lachend, mit Tränen in den Augen. Auch ich lachte, obwohl meine Plastikaugen nicht weinen konnten. Ich hielt sie fest an mich gedrückt.
    »Willkommen zum ersten Tag des Rests eurer Revolution!«, schrie Mudge in das gesamte System hinaus. Das fand ich sogar noch viel belustigender. Gibbys und Bucks Musik erreichte ein Crescendo und schwappte über mich hinweg, bis sie den Pegel wieder etwas runterfuhren. Rannu lächelte selig. Der Heide umarmte einen triumphierenden Balor. Gregor stand gegen die Wand gelehnt da und wirkte müde und erleichtert.
    Wir hatten es getan. Jetzt mussten wir nur noch sehen, was genau wir getan hatten. Mudge stolzierte im Studio herum, als degenerierter Revolutionär, für dessen Rolle er geboren war, wie mir plötzlich klar wurde.
    »Zeigt die Clique!«, sagte er. Auf allen Bildschirmen der Welt und Millisekunden später auch im Orbit erschienen geteilte Fenster, in denen verschiedene uralte weiße Männer zu sehen waren, die an unterschiedlichen gesicherten Orten auf der ganzen Welt und im Orbit von Maschinen am Leben erhalten wurden. Ich ging die Fenster der Reihe nach durch. Wo war er?
    Eine Studiowand war zu einem Viz-Schirm geworden. Ich konzentrierte mich darauf und schaltete meine interne Darstellung ab. Ich konnte immer noch das erstaunte Gesicht von Cat Sommerjay sehen.
    »Morag, die Kommandantin des Einsatzkommandos draußen vor diesem Studio dürfte von jemandem angeschrien werden, dass sie den Laden stürmen und uns töten soll. Kannst du dich dort einklinken?«, fragte ich.
    Morag blickte zu mir auf und lächelte. »Du verstehst es nicht, wie?«

    Im Hintergrund war zu hören, wie Mudge der Menschheit erklärte, was die Clique war und wie sie den Krieg angezettelt hatte. Textdateien scrollten über den Schirm, Audiodateien wurden abgespielt und schließlich Viz-Aufnahmen vom Angriff auf SIE gezeigt. Mudge stellte klar, dass die Beweise von jedem eingesehen werden konnten.
    »Nichts ist geheim, es gibt keine Codierungen mehr. Wenn du eine Antwort willst, frag Gott«, sprach Morag weiter.
    Keine Privatsphäre mehr? , dachte ich plötzlich. Was haben wir getan? Ich öffnete das taktische Netz. »Gott?«, sagte ich unsicher.
    »Ja, Jakob?«, antworteten mir tausend einschmeichelnde und gleichzeitig außerirdisch klingende Stimmen.
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Wachkommandantin Cat Sommerjay dürfte Befehle erhalten, die uns betreffen. Ich würde sie gern hören, wenn das möglich ist.«
    »Aber gewiss«, sagte Gott.
    Mudge war immer noch dabei, voller Inbrunst die Intrigen der Verschwörung zu erklären.
    »Stürmen! Sofort stürmen! Das ist ein direkter Befehl! Ich will, dass sie alle innerhalb der nächsten Sekunden tot sind!«, schrie Rolleston die Wachkommandantin an. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Hallo, Major«, sagte ich lächelnd. Gleichzeitig leitete ich die Übertragung an Mudge weiter und bat Gott um eine Bildverbindung zu Major Rolleston.
    Von Rolleston kam für einen Moment nur Schweigen. Sein

Weitere Kostenlose Bücher