Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
Vom Netzwerk:
Haus.“
    „Da haben Sie recht.“ Weil lachte. Dann hielt er ihm einen beigefarbenen Umschlag hin und beobachtete, wie Lucian die Einladung öffnete und las. „Ohne Sie und Ihre Arbeit könnten wir diese kleine Willkommensparty für unsere heimgekehrten Gemälde in ihr rechtmäßiges Zuhause nicht feiern. Wir hoffen sehr, dass Sie kommen können.“
    Lucian lächelte dankbar. „Das lasse ich mir nicht entgehen.“
    „Es wird ziemlich Furore machen. Diese Gemälde sind seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt worden, und zum ersten und einzigen Mal wird Hypnos zu sehen sein, dann erst wieder zur Eröffnung der neuen Sammlungen Ende nächsten Jahres.“
    „Sie wollen Hypnos ausstellen? Zusammen mit den Gemälden? Warum?“
    „Die Statue war der Anstoß für die Rückgabe der Gemälde. Marie und ich dachten, es wäre nur angemessen – und es wird ein großes Presseecho geben, wozu uns unsere Anwälte derzeit raten. Wenn wir jetzt Unterstützung aufbauen und wenn die Zeit kommt, die Herkunft dieses Stückes klären, ist die öffentliche Meinung auf unserer Seite.“
    Dass er Marie erwähnte, beunruhigte Lucian. So reagierte er jedes Mal, wenn er die Kuratorin traf oder ihren Namen hörte. Es war nur ein Gefühl, hatte keinen logischen Grund. Seine nebulöse Nervosität, die unerklärliche Dunstglocke, die jetzt über so vielen seiner Tage hing, war eine wahrlich unwillkommene Reaktion auf … nichts Besonderes. Vor seiner Reise nach Wien hatte er dergleichen nicht gekannt. Er schüttelte den Kopf, als könnte er das Gefühl mit der Bewegung vertreiben.
    Weil mit seinem Auge für Details bemerkte die Reaktion des Agenten. „Stimmt was nicht?“
    Lucian hatte nicht die Absicht, ihm etwas zu erklären, was ihm selbst unerklärlich war. „Alles bestens. Ihre Einladung ehrt mich sehr. Vielen Dank, dass Sie an mich gedacht haben und selbst hier heruntergekommen sind.“
    „Ich wollte Ihnen persönlich danken. Sie haben sich einer Situation voller physischer und emotionaler Gefahren angenommen und fantastische Arbeit geleistet. Das Museum ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet.“
    Sie redeten über Farbpigmente auf der Leinwand, über Farbstreifen und Farbtupfer, über Gold, Elfenbein und Holz. Was war es nur an diesen Kunstwerken, diesen Fragmenten der Imagination, diesen Neuschöpfungen der Realität, die Männer und Frauen dermaßen hypnotisierte, dass sie es zu ihrer Lebensaufgabe machten, sie zu erschaffen, zu konservieren und zu bewachen? Lucian glaubte, dass es daran lag, dass jedes große Kunstwerk etwas von der Seele seines Schöpfersin sich trug. Und indem wir das Kunstwerk respektieren und beschützen, respektieren und schützen wir nicht nur die Seele unserer kollektiven Vergangenheit, sondern auch die Hoffnung auf unsere kollektive Zukunft. Aber war das alles überhaupt wichtig angesichts der Tatsache, dass Shabaz entkommen war? Dass die Männer, die die Gemälde gestohlen hatten – und mindestens einer von ihnen hatte dafür einen Mord begangen – ihnen entwischt waren?
    „Ich habe Ihnen auch die hier mitgebracht.“ Tyler hielt ihm einen zweiten Umschlag hin. Die sorgsam kalligrafierte Empfängeradresse war die von Emeline und Andre Jacobs. „Meine Assistentin wollte sie ihnen persönlich überbringen, aber bei dem, was Sie alle durchgemacht haben, dachte ich, es ist nur angemessen, wenn Sie das tun. Ende gut, alles gut. Natürlich nur, wenn Sie wollen.“
    „Gern.“ Lucian nahm den Umschlag. Er hatte nach seiner Rückkehr aus Los Angeles am späten Montagabend mit Emeline gesprochen und gestern Abend wieder. Er wollte in die City fahren, um sie zu sehen, aber Emeline sagte, dass Andre zu krank war und sie sich nicht mit ihm treffen konnte. Lucian machte sich Sorgen um sie. Die üblen E-Mails hatten aufgehört, und sie hatte auch keine Verfolger mehr bemerkt, seit sie unter Polizeischutz stand. Aber dafür bekam sie jetzt Drohanrufe. Manchmal wurde nur schnell aufgelegt, dann wieder quälte sie eine monotone Stimme, die Warnungen flüsterte, ihr sagte, dass die Polizei sie nicht ewig beschützen konnte und er auf sie wartete, sobald sie wieder fort war.
    Es waren jeden Tag vier oder fünf Anrufe, alle so kurz, dass die Polizei sie nicht zurückverfolgen konnte.
    Dass Emeline nicht da sei, erklärte die Frau, die im Laden ans Telefon gegangen war. Lucian vermutete sie in der Wohnung an der Fifth Avenue und ging über die Straße, ohne sich vorher anzumelden.
    „Was für eine nette

Weitere Kostenlose Bücher