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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Eigentumsgesetzen hatte die persische Regierung trotz der Teilungsregelung überhaupt keinen Anspruch auf das, was sich in der Krypta befand.“
    Die charmante Sekretärin kam mit einem silbernen Tablett ins Büro. Der Anwalt bedankte sich, und sie verschwand wieder, während White jedem eine Tasse Tee einschenkte.
    „Wenn die Artefakte aus der Krypta gestohlen wurden, dann kann das Metropolitan Museum of Art nicht behaupten, der Fabrikant Frederick L. Lennox habe ihnen eine Statue vermacht,in deren Herkunftsgeschichte alle Ansprüche von früheren Besitzern geklärt wären, richtig?“ Samimi war sich nicht sicher, welche Antwort er am liebsten hören wollte. Wenn die Geschichte stimmte, vereinfachte es die gesamte Angelegenheit ungemein. Der Iran würde Hypnos zurückbekommen, und er und Taghinia würden für die erfolgreiche Beendigung des Auftrags belohnt werden – vielleicht sogar mit einer Beförderung, was die Versetzung an einen anderen Ort bedeuten konnte. Erfolg konnte für ihn heißen, dass er zurück in den Iran musste. Die Alternative war ein verdeckter, komplizierter Geheimplan, an den er nur zu denken brauchte, und ihm wurden die Hände feucht. Aber dieser Plan war seine Chance, für immer in Amerika zu bleiben.
    „Ja, das ist richtig“, bestätigte White.
    Taghinia grinste. „Das ist ja wirklich mal eine gute Neuigkeit!“
    „Es gibt allerdings ein Problem“, fügte der Anwalt hinzu.
    „Was denn?“, fragte Samimi.
    „Juden wurden seit dem 16. Jahrhundert in Persien schwer diskriminiert; die Situation änderte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie wurden gezwungen, gelbe Abzeichen und eine bestimmte Kopfbedeckung zu tragen, und Kontakt zu Juden außerhalb des Landes war ihnen verboten. In der ganzen Welt haben die Juden in Ghettos gelebt, aber im Iran waren die Ghettos Hochsicherheitsgefängnisse.“
    Erneut unterbrach Taghinia den Anwalt. „Was hat das mit der Statue zu tun?“
    White fuhr ungerührt mit seiner Erklärung fort, doch er redete noch langsamer. „Für unseren Fall von Bedeutung sind die damaligen Gesetze zum Familienbesitz. In der fraglichen Epoche war es gültiges Recht, dass ein Jude, der zum Islam konvertierte, den gesamten Familienbesitz erbte, während alle anderen Familienmitglieder vom Erbe ausgeschlossen wurden. Die Eheleute, die bei der Bergung der Statue und andererArtefakte aus der Krypta umgekommen waren, hießen Bibi und Hosch Frangi. Sie hatten vier Söhne. Wären alle vier gläubige Juden geblieben, dann hätten sie gemeinsam die Schätze geerbt, wenn sie nicht gestohlen worden wären. Jedem der Söhne hätte ein Viertel zugestanden. Doch ein Sohn, Yoseph, ist wenige Tage nach dem Tod seiner Eltern zum Islam übergetreten – wahrscheinlich um sich eben über das Gesetz einen Vorteil zu verschaffen. Das elterliche Haus und alles, was sich darin befand, ging in seinen Besitz über. Das heißt: Wäre die Statue nicht gestohlen worden, dann hätte sie ihm gehört.“
    „Warum müssen wir uns das alles anhören?“ Taghinia klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Teppich. Das leise, unangenehme Geräusch zerrte an Samimis Nerven.
    White fuhr fort, als habe er die rüde Unterbrechung gar nicht wahrgenommen. Allerdings wurde sein Sprachrhythmus noch etwas langsamer, was – da war sich Samimi sicher – Taghinia nicht einmal auffiel. Diese Art von Verhalten war so typisch für seinen übergewichtigen, aufgeblasenen Boss. Himmel, wenn er doch nur endlich diesen Mann nicht mehr sehen müsste!
    „Wir haben ein paar Ermittlungen angestellt. Yoseph Frangis Urgroßenkel lebt heute im Iran und arbeitet als staatlicher Lebensmittelkontrolleur. Überzeugen Sie ihn davon, dass er die Statue der iranischen Regierung vermacht. Dann haben Sie eine stichhaltige Begründung für die Forderung, dass das Met Ihnen die Statue zurückgeben muss.“ White lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    „Wie lange würde das alles dauern?“, wollte Taghinia wissen.
    „Wie lange brauchen Sie, um Ilham Frangi davon zu überzeugen, dass er die Statue der Regierung vermacht?“
    „Wir kennen den Mann ja noch nicht mal …“ Taghinia verzog den Mund. Sein Fuß klopfte noch schneller auf den Teppich.
    Nicht mehr lange, und dann riss seinem Boss der Geduldsfaden. „Aber nehmen wir einmal an, wir brauchen einige Tage für diesen Frangi“, sagte Samimi schnell. „Wie lange würde es dauern, bis Ihre Kanzlei uns dann die Statue beschaffen kann?“
    „Anderthalb bis zwei Jahre. Das ist um

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