Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
der Führung herrscht größte Zufriedenheit.«
» Danke, aber wir sind noch nicht am Ziel.«
» Darüber bin ich mir absolut im Klaren. Dennoch habe ich Blumen vom Ministerium erhalten. Blumen!« Er schüttelte den Kopf. » Ich hab doch gesagt, dass auf einen Tabac-Mann kein Verlass ist.«
Storm zuckte die Schultern.
» Verfügen wir über weitere Erkenntnisse, die wir den Papageien da drinnen vorenthalten haben?« Kampmann zeigte in Richtung des Konferenzraums.
Storm nickte. » Eine ganze Menge. Unter anderem, dass sich die Männer E-Mails mit Badr Udeen geschrieben haben. Unmittelbar nach dem Anschlag am Kongens Nytorv. Wir haben den Hotmail-Account auf Farouks Computer gefunden. Der Mullah hat sie beglückwünscht. Sie haben sich bedankt und ihm versichert, dass sie ihre Arbeit fortsetzen werden.«
» Was sagen die Männer dazu?«
» Bisher haben die Vernehmungen nichts gebracht. Wir kriegen kein Wort aus ihnen heraus.«
» Ist die Beweislage schon ausreichend?«
» Meiner und Palsbys Meinung nach, ja. Palsby ist vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.«
Kampmann brummte.
Am Ausgang blieben sie stehen. Kampmann sah auf den Parkplatz hinaus. Er bemerkte Helle in ihrem Volvo sitzen.
» Schöne Grüße übrigens.«
» Werd ich ausrichten.«
» Aber Nikolaj …«
Storm drehte sich in der Tür um.
» Die Sache darf uns nicht aus den Händen gleiten. Das würde unsere Behörde nicht überstehen.«
» Ich weiß.«
Sie fuhren zu Konditorei Le Glace. Das war Helles Idee gewesen, die so etwas als Bestandteil der Erziehung ihrer Zwillinge ansah. Für Storm hätte es auch jedes andere Café getan. Die Mädchen schienen den Besuch des vornehmen Etablissements jedenfalls in vollen Zügen zu genießen. Wie sie ihren Kakao aus den Porzellantassen schlürften und Kuchenstücke aßen, deren Größe sie nicht bewältigen konnten, wirkten sie wie kleine Prinzessinnen im Märchenland.
Er betrachtete seine Familie, die ihm seltsam unwirklich vorkam. Er sah sie wie in einem Film, in dem er nicht mitspielte. In letzter Zeit hatte er sich allzu weit von ihr entfernt. Es war wirklich zum Heulen.
Storm musterte auch die übrigen Gäste, sie sich auf ihren Empire-Stühlen um die grünen Marmortischchen gruppierten und üppige Sahnetorten verspeisten.
Das Ganze war eine große Illusion: Die Familienidylle an diesem Ort ebenso wie die scheinbare Sicherheit im Zusammenhang mit den Festnahmen. Binnen einer Sekunde konnte sich dieser Ort in die Hölle auf Erden verwandeln, genau wie das Café Felix, das mitsamt seinen Gästen in die Luft geflogen war.
» Nikolaj …«
Er hatte keinen Blick mehr für die Idylle, hatte nur noch die furchtbaren Bilder vor Augen. Die Leichen, die von der Druckwelle in eine unkenntliche Masse verwandelt worden waren. In einen rotweißen Brei, ähnlich der Kirschtorte, die vor ihm auf dem Tisch stand.
» Nikolaj, Emilie hat dich was gefragt.«
Storm schaute Helle erstaunt an, danach seine Tochter. » Ja, Schatz, was hast du gesagt?«
» Magst du deinen Kuchen nicht, Papa?«
» Aber natürlich, mein Schatz«, antwortete er mit breitem Lächeln. Dann schob er sich rasch zwei, drei riesige Stücke in den Mund. Die Mädchen grinsten, Helle schüttelte den Kopf. Der Geschmack verursachte ihm Übelkeit. Der süße Brei schien im seinen Mund anzuschwellen und ihn zu ersticken. Dennoch zwang er sich, alles hinunterzuschlucken. Er hoffte, dass die Vernehmungen der nächsten Tage bestätigen würden, dass die Inhaftierten für das Bombenattentat am Kongens Nytorv verantwortlich waren. Sie mussten einfach die Richtigen festgenommen haben.
*
Noch am selben Abend, an dem der Zugriff erfolgt war, hatten die Mitarbeiter des PET ihre gesamte Ausrüstung wieder aus Katrines Wohnung entfernt. Allerdings hatten sie vergessen, die Pizzakartons und halb leeren McDonald’s-Tüten mitzunehmen. Als der Gestank zu penetrant wurde, wagte sich Katrine mit dem Abfall zum Container nach draußen. Seit Faris’ Festnahme hatte sie sich kaum auf der Straße gezeigt. Sie erwartete irgendeine Reaktion des Viertels in Form von Hassbriefen, Schmierereien an ihrer Wohnungstür oder Anfeindungen auf der Straße. Aber das Viertel verhielt sich ruhig. Nicht einmal Saajid hatte sie angerufen. Sie hätte Faris’ Haus gern einen Besuch abgestattet, um herauszufinden, ob die Techniker interessante Spuren gefunden hatten, wollte aber lieber kein Aufsehen erregen. Stattdessen verfolgte sie intensiv die Berichterstattung im
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