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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Überzeugende, das meine Heilkunst kennzeichnet, deutlich machen.«
    Vitus schwieg weiter.
    »Habe ich Euch eigentlich schon einmal ein Exemplar meiner Nuntiatio gezeigt, mit der ich meinen Auftritt in den Ortschaften anzukündigen pflege?«
    Natürlich hatte er es nicht, und er wusste es ganz genau.
    »Hier.«
    Der Doctorus zog ein mehrfach geknicktes Blatt aus seiner Tasche, entfaltete es und hielt es Vitus stolz vor die Nase.
    »Lest!«
    Vitus erblickte einen längeren Text aus sauber gedruckten Frakturlettern: Lectori salutem in domino, es wird einem hoch geehrten Publikum bekannt gemacht, dass allhier angekommen der approbierte Botanicus und Doctorus medicinae Bo mbastus Sanusses, sess-und wohnhaft zu Toledo woselbst er studieret und gelehret mit groesstem Beifall sowohl bei hohen als niederen Standespersonen practizieret hat, wovon seine Attestate genuegend Zeugnis abgeben moegen. Welche Personen nun mit aeusserlichen Umstaenden belaestiget, zum Exempel sistulose krebsähnliche Umstaende, Salz-und Leibesflüsse etc., moegen sich bei ihm persoenlich melden. Es werden angeboten und verordnet das hoch ruehmliche Balsamum vitalis, welches nicht nur innerlich , sondern auch aeusserlich zu gebrauchen; denn so jemand mit Reissen, Grimmen und Schmerzen des Leibes, Kolik, Durchlauf, weisser und roter Ruhr geplaget waere, der nehme 25 Tropfen auf einen Loeffel Honig. So das weibliche Geschlecht auch vielen Krankheiten unterworfen und durch seine Schamhaftigkeit solche keinen Arzt offerieren und dadurch seine Gesundheit, ja sogar das L eben vor der Zeit aufopferet, so wird jenen Personen bekannt gemacht, welche sich vor dem Doctorus schaemen, koennen zu seiner Assistentin kommen oder ihren Urin schicken, woraus sie ihnen sagen wird, welche Art Umstaende sie an sich haben, alldieweil sie von ihm in dieser Kunst erzogen wurde. Item sind zu haben: Operationen, Amputationen, Urinwahrsagerei, Kräuter-Laxiere, Tabelets, Pulver, Pillen, magnetisches Pflaster und Compositionen. Es logiert in...........vom.......bis....... der von Seiner Durchlaucht dem Conde Arrayo de Montego privilegierte Doctorus Bombastus Sanussus.

    Vitus sah von dem Blatt auf. »Ihr habt ein reichhaltiges Programm, Herr Doctorus.«
    »Auf diesem Papier ist nur ein Bruchteil meiner Kunst festgehalten, das darf ich Euch versichern.« Bombastus Sanussus steckte das Nuntiatio wieder fort, nicht ohne noch einmal daraufgeblickt zu haben.
    »Brrr!« Vitus brachte den Wagen zum Stehen, seine Hand wies schräg nach vorn. »Dort rechts scheint mir ein guter Platz für die Mittagsrast zu sein. Ich werde das Pferd ausschirren und füttern, wollt Ihr so freundlich sein und die anderen informieren?«
    Der Doctorus war unangenehm berührt. »Mein lieber Freund, was denkt Ihr Euch? Zweifellos habt Ihr die jüngeren Beine von uns beiden, ich muss Euch also bitten, selbst zu gehen.« Vitus schluckte seinen Ärger hinunter.
    »Wie Ihr meint.«
    Nachdem die Mittagszeit vorüber war, das Essen hatte aus geräuchertem Flussfisch in einer Bohnentunke und Brot bestanden, kam Arturo auf Vitus zugeschlendert. Er schluckte den letzten Bissen hinunter:
    »Wir dehnen die Pause ein wenig aus, Vitus, die anderen sind müde, sie wollen ein Schläfchen halten.«
    »Ich für meinen Teil bin nicht müde.«
    »Das trifft sich gut.« Arturo lächelte viel sagend.
    »Warum?«
    »Weil du jetzt deine erste Fechtlektion erhältst. Dort drüben«, er wies auf eine freie, lehmharte Fläche am Wegrand, »ist der richtige Platz. Komm mit.«
    Er ging zu seinem Wagen und erschien kurz darauf wieder mit seinem Dussack und einem Degen, außerdem hielt er eine lederne Schutzmaske in der Hand. Eine zweite hatte er bereits aufgesetzt. Sein Kopf erinnerte an ein Insekt.
    Vitus musste grinsen. »Du siehst aus wie eine Gottesanbeterin!«
    Arturo lachte unter seiner Maske. »Pass mal auf, dass du selbst nicht gleich zum Gottesanbeter wirst. Dann nämlich, wenn dir mein Dussack um die Ohren pfeift.«
    Sie gingen zum Übungsplatz. Arturo warf Vitus die zweite Maske zu. »Setz auf!«
    Vitus zog sich den ledernen Schutz über den Kopf. Er wies insgesamt vier Löcher auf: zwei für die Augen und je eines für Nase und Mund.
    »Es kann losgehen.«
    »Nicht so schnell, mein Freund.« Der Fechtmeister nahm den mitgebrachten Degen und setzte eine hölzerne Kugel auf die Spitze. »Hier, nimm erst mal deine Waffe.«
    »Wieso bekomme ich den Degen, und du nimmst nur den Holzknüppel ?«
    »Ganz einfach: Erstens habe ich

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