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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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verborgen hast, so gut es ging. Cabbys Sensibilität und Einfühlungsvermögen sind viel höher entwickelt als bei dir. Er kann Dinge sehen, für die du blind bist, kann das Gute in anderen Menschen, aber auch mögliche Gefahren, die von ihnen ausgehen, schneller erkennen als du. Seine Wahrnehmung ist viel schärfer. Sie ist nur in einem Körper und einer Seele eingeschlossen, deren kommunikative Fähigkeiten stark eingeschränkt sind und in deren Beschädigung und Behinderung sich eine beschädigte Welt widerspiegelt.
    Aber du solltest aufhören, dich mit anderen zu vergleichen und dich schlecht zu fühlen«, fuhr Großmutter fort. »Du und Cabby, ihr befindet euch auf unterschiedlichen Reisen. Jeder von euch ist eine eigenständige, einzigartige Person. Das Leben war nie dazu gedacht, dass ihr euch vergleichen und miteinander konkurrieren sollt.«
    Tony holte tief Luft. »Und was genau ist dann eine Seele?«, fragte er.
    »Ah, das ist eine tiefschürfende Frage! Auf die es keine exakte Antwort gibt. Wie ich schon sagte, ist sie nichts, was man besitzt. Sie ist etwas Lebendiges. Sie ist der Cabby, der sich erinnert, der Cabby, der sich Dinge vorstellt, der Cabby, der kreativ ist, träumt, Gefühle durchlebt, will, liebt, denkt. Aber Cabby als Seele wohnt innerhalb der Dimensionen, die durch das begrenzt sind, was Cabby als beschädigter Körper ist.«
    »Das ist aber doch nicht gerecht!«
    »Gerecht?«, murmelte Großmutter. »Na, du bist gut! Anthony, in einer beschädigten Welt voller beschädigter Menschen gibt es keine Gerechtigkeit. Eure Justiz versucht, gerecht zu sein, aber versagt dabei immer wieder. Gnade oder Vergebung sind niemals gerecht oder fair. Durch Bestrafung kann man die Gerechtigkeit nicht wiederherstellen. Geständnisse sorgen nicht für Gerechtigkeit. Im Leben geht es nicht darum, für die richtige Leistung einen fairen Lohn zu empfangen. Verträge, Anwälte, Krankheit, Macht – nichts davon schert sich um Gerechtigkeit. Es ist besser, wenn ihr tote Begriffe aus euren Sprachen entfernt. Vielleicht solltet ihr euch auf lebendige Worte konzentrieren wie Erbarmen, Güte, Vergebung und Gnade. Ihr solltet damit aufhören, euch so viele Gedanken über eure Rechte zu machen und über das, was ihr für fair haltet.« Sie unterbrach ihre Standpauke und blickte auf. »Kleiner Hinweis am Rande!«
    Sie schwiegen für eine Weile und schauten wieder dem Feuer beim Herunterbrennen zu.
    »Und warum bringst du seinen Körper und seine Seele nicht in Ordnung?«, fragte Tony leise. »Bestimmt könntest du doch alles reparieren, was beschädigt ist.«
    Großmutters Antwort kam genauso leise. »Anthony, Cabby ist kein kaputtes Spielzeug. Er ist ein Mensch, ein lebendiges Wesen, das ewig existieren wird. Als Molly und Teddy sich dafür entschieden, ein Kind zu bekommen …«
    »Teddy?«, unterbrach Tony sie.
    »Ja, Teddy, Ted, Theodore, Mollys Exfreund, Cabbys Vater, und ja: Er hat Molly und seinen eigenen Sohn im Stich gelassen.«
    Tony schaute Großmutter an, und seine schmalen Lippen signalisierten deutlich, wie sehr er Teddys Verhalten missbilligte und verurteilte.
    »Anthony, du weiß fast nichts über diesen Mann außer einem Gesprächsfetzen, den du aufgeschnappt hast. Wo du Mistkerl denkst, denke ich verlorenes Schaf, verlorener Sohn oder …« – sie deutete mit einem Kopfnicken auf Tony – »verlorener Enkel.«
    Sie überließ ihn seinen Wertungen. Er rang mit seiner Tendenz, alles und jeden zu bewerten und zu beurteilen. Er fühlte sich innerlich ganz krank deswegen. Er musste sich einer weiteren massiven inneren Dunkelheit stellen, die er lange Zeit für überaus wertvoll gehalten hatte und die wuchs, je mehr er versuchte, sich rational vor sich selbst zu rechtfertigen. Welche mentalen Verrenkungen er auch anstellte oder wie er auch versuchte, es zu maskieren, seine Neigung, Urteile zu fällen, erschien ihm dadurch nur umso abscheulicher und erschreckender, eine Bedrohung, die alles in ihm zerstören konnte, was ihm jemals gut erschienen war.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter, und das genügte, um ihn aus der Dunkelheit hervorzuholen. Großmutter presste ihr Gesicht an seines, und er spürte, wie er sich langsam wieder beruhigte.
    »Das ist keine Zeit des Selbsthasses, Anthony«, sagte sie sanft. »Es ist wichtig für dich, zu erkennen, dass du dein Urteilsvermögen brauchtest, um als Kind zu überleben. Es half dir dabei, dich selbst und deinen Bruder zu beschützen. Dass du und er heute

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