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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Knochengestell: Wenn ich gehe, guckst du in die Röhre. Und wenn du meinst, daß ich von einem beschränkten Mannweib wie dir Befehle entgegennehme, dann bist du noch dämlicher, als du aussiehst.«
    »Du wirst genau das tun, was ich dir sage«, versicherte ihr Willa. »Sonst wirst du nämlich das nächste Jahr in einem Zelt in den Bergen verbringen und nicht in einem warmen, gemütlichen Bett in diesem Haus schlafen.«
    »Ich habe genauso ein Recht darauf, mich in diesem Haus aufzuhalten, wie du. Vielleicht sogar noch mehr, denn er hat meine Mutter zuerst geheiratet.«
    »Was dich nur älter macht«, schoß Willa zurück und registrierte befriedigt, daß der kleine Seitenhieb sein Ziel erreicht hatte. »Außerdem war deine Mutter ein blondgefärbtes Showgirl mit mehr Titten als Hirn.«
    Tess kam nicht dazu, eine passende Antwort zu geben, da Lily unvermittelt in Tränen ausbrach.
    »Bist du nun zufrieden?« erkundigte sich Tess und versetzte Willa einen unsanften Rippenstoß.
    »Schluß jetzt!« Adam, des Gezänkes überdrüssig, brachte beide mit einem Blick zum Schweigen. »Ihr solltet euch schämen, alle beide.« Er beugte sich zu Lily hinunter und sprach beruhigend auf sie ein, während er ihr auf die Füße half. »Sie brauchen frische Luft«, meinte er freundlich, »und einen Happen zu essen, dann geht es Ihnen gleich besser.«
    »Geh mit ihr ein Stück spazieren«, ordnete Bess an und rappelte sich mühsam hoch. In ihrem Kopf hämmerte es wie in einem Bergwerk. »Ich bereite jetzt das Essen vor. Ihr zwei habt euch unmöglich benommen«, tadelte sie Tess und Willa. »Ich kannte eure Mütter, und ich kann euch sagen, sie wären entsetzt, wenn sie euch heute gesehen hätten.« Sie schniefte leise und drehte sich würdevoll zu Nate um. »Bleib doch zum Essen, Nate. Es ist genug da.«
    »Danke, Bess, aber …« Nate wollte nur noch mit heiler Haut den Raum verlassen. »Ich muß nach Hause.« Er suchte seine Papiere zusammen, wobei er die beiden Frauen, die sich feindselig anstarrten, mißtrauisch im Auge behielt. »Ich lasse euch von jedem Dokument drei Kopien da. Wenn ihr Fragen habt, wißt ihr ja, wo ihr mich erreichen könnt. Wenn ich nichts von euch höre, komme ich in ein paar Tagen noch einmal vorbei, und dann … dann sehen wir weiter«, schloß er lahm, nahm seinen Hut und seine Aktentasche und ergriff die Flucht.
    Willa, die ihre Selbstbeherrschung zurückgewonnen hatte, holte tief Atem. »Seit dem Tag meiner Geburt habe ich meine ganze Kraft und mein Herzblut in diese Ranch gesteckt. Dich interessiert das sicher einen feuchten Kehricht, aber das ist mir egal. Nur will ich auf gar keinen Fall mein Eigentum verlieren. Du magst dir ja einbilden, du hättest mich in der Hand, aber ich weiß, daß du die Chance, mehr Geld in die Finger zu kriegen, als du je zuvor gesehen hast, auf jeden Fall nutzen wirst. Also stehen wir beide uns in nichts nach.«
    Tess nickte, ließ sich auf einer Sessellehne nieder und schlug die eleganten Beine übereinander. »Wir werden wohl oder übel das nächste Jahr miteinander auskommen müssen. Aber glaub ja nicht, daß es mir leichtfällt, mein Heim, meine
Freunde und meinen Lebensstil für ein Jahr aufzugeben. Dem ist nämlich nicht so.«
    Einen flüchtigen Augenblick lang dachte sie wehmütig an ihr Apartment, ihren Club und den Rodeo Drive. Dann biß sie die Zähne zusammen. »Aber du hast recht, ich sehe nicht ein, warum ich auf etwas verzichten soll, was mir zusteht.«
    »Was dir zusteht, daß ich nicht lache!«
    Tess legte lediglich leicht den Kopf zur Seite. »Ob es uns beiden nun gefällt oder nicht – und ich denke, keiner von uns gefällt es –, ich bin ebensosehr seine Tochter wie du. Ich bin nur deshalb nicht hier aufgewachsen, weil Jack Mercy mich und meine Mutter einfach abgeschoben hat, und nachdem ich einen Tag hier verbracht habe, fange ich an, dafür dankbar zu sein. Aber ich werde das Jahr schon irgendwie durchstehen.«
    Nachdenklich griff Willa nach dem Whiskey, den Lily nicht angerührt hatte. Ehrgeiz und Habgier waren ausgezeichnete Triebfedern. Tess würde durchhalten, nun gut. »Und danach?«
    »Danach kannst du mich auszahlen.« Die Aussicht auf soviel Geld machte sie fast schwindelig. »Oder du schickst mir die Schecks mit meinem Gewinnanteil nach L. A., dahin werde ich nämlich noch am selben Tag, an dem die Frist abgelaufen ist, zurückfliegen.«
    Willa nippte an ihrem Whiskey und mahnte sich zur Konzentration. Jetzt zählte erst einmal das

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