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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mädchen, Lily, aber wenn ich die Wahl habe, die Füße hochzulegen und fernzusehen oder in einem Raum voll junger Leute herumzusitzen, dann lege ich lieber meine Füße hoch. Doch wenn du Hilfe brauchst, gehe ich dir gern zur Hand.«
    »Nein, ich möchte alles selber machen. Ich weiß, das klingt lächerlich, aber …«
    »Nein, nein.« Bess schlenderte zum Fenster hinüber, wo Lily Kräuter zog. Sie machten sich gut, dachte Bess, ebenso wie Lily. »Eine Frau hat das Recht auf uneingeschränkte Herrschaft in ihrer Küche. Aber sag mir Bescheid, wenn es ein Problem gibt.« Sie zwinkerte Lily zu. »Muß ja keiner erfahren.«
    Sie drehte sich abrupt um, als sich die Hintertür öffnete. »Wisch dir die Füße ab!« befahl sie Willa. »Daß du mir ja keinen Dreck auf den sauberen Fußboden schleppst.«
    »Ich habe mir die Füße abgetreten.« Da Bess sie aber mit Adleraugen beobachtete, wiederholte Willa die Prozedur vorsichtshalber noch einmal.
    »Oh, wie schön!« Lily stürzte sich auf die Wildblumen, die Willa in der Hand hielt. »Wie lieb von dir!«
    »Adam hat sie für dich gepflückt.« Willa reichte ihrer Schwester den Strauß und betrachtete ihre Mission somit als erfüllt. »Eines der Pferde hat eine Sehnenzerrung, also muß Adam es erst einmal behandeln. Er wollte nicht, daß die Blumen in der Zwischenzeit verwelken.«
    »Ach, Adam hat sie gepflückt.« Seufzend vergrub Lily ihre Nase in den zarten Blüten. »Geht es dem Pferd gut? Braucht er Hilfe?«
    »Er kommt schon alleine klar. Ich muß jetzt zurück.«
    »Kannst du nicht eine Minute hereinkommen und Kaffee trinken? Ich habe gerade frischen aufgebrüht.«
    Ehe Willa ablehnen konnte, stieß Bess ihr unsanft den Ellbogen in die Rippen. »Setz dich und trink mit deiner Schwester Kaffee! Und nimm im Haus gefälligst den Hut ab! Ich muß mich um die Wäsche kümmern.«
    »Herrschsüchtige alte Hexe«, beschwerte sich Willa, als Bess zur Tür hinaus war. Trotzdem hatte sie ihren Hut bereits abgenommen. »Für eine Tasse hab’ ich gerade noch Zeit, wenn er schon heiß ist.«
    »Ist er. Setz dich bitte, ich möchte noch schnell die Blumen ins Wasser stellen.«
    Willa nahm an dem runden Ahorntisch Platz und trommelte nervös mit den Fingern auf dem Holz herum. Die zahlreichen Pflichten, die noch auf sie warteten, gingen ihr durch den Kopf. »Riecht gut hier drin.«
    »Das sind die Kräuter und die Duftöle, die ich angesetzt habe.«
    »Selbstgemacht?« Willa trommelte etwas schneller. »Du bist ein richtiges kleines Hausmütterchen, nicht wahr?«
    Lily hielt den Blick auf die Blumen gerichtet, die sie in einer
alten Glasflasche arrangiert hatte. »Zu viel mehr tauge ich ja auch nicht.«
    »Das ist nicht wahr, und so habe ich es auch nicht gemeint.« Willa hätte sich ohrfeigen können. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl herum. »Du machst Adam so glücklich, daß er im siebenten Himmel schwebt. Und hier im Haus sieht alles so hübsch und ordentlich aus.« Sie kratzte sich den Nacken, weil sie sich wie ein ungeschickter Tölpel vorkam. »Zum Beispiel die große weiße Schale mit den Äpfeln da. Ich käme nie auf die Idee, so etwas auf den Tisch zu stellen, aber es gefällt mir. Oder die Flaschen da auf dem Regal. Was ist denn da drin?«
    »Aromatisierter Essig.« Lily schaute zu den langhalsigen Flaschen hinüber, in denen kleine Rosmarin-, Basilikum-und Majoranzweige schwammen. »Man braucht ihn zum Kochen oder für Salatdressings. Aber ich finde die Flaschen auch ohne den Inhalt sehr dekorativ.«
    »Shelly beschäftigt sich auch mit solchen Sachen. Ich hab’ leider kein Händchen dafür.«
    »Du hast gar nicht die Zeit, dich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben. Auf dir liegt eine enorme Verantwortung, und du meisterst deine Aufgaben bravourös. Deshalb bewundere ich dich.«
    Willa löste ihren Blick von den Flaschen und starrte Lily an. »Wie bitte?«
    »Du bist so stark, so unabhängig und so selbstbewußt.« Lily stellte eine hübsche blaue Tasse mit passender Untertasse auf den Tisch. »In den ersten Tagen, die ich hier verbracht habe, hast du mir eine ziemliche Angst eingejagt.«
    »Ich?«
    »Nun, im Grunde genommen habe ich mich vor allem und jedem gefürchtet, aber besonders vor dir.« Lily schenkte sich ebenfalls Kaffee ein und gab reichlich Milch hinzu, dann setzte sie sich. Es schien ihr die richtige Zeit, über ihre Gefühle zu reden. »Am Tag der Beerdigung hab’ ich dich beobachtet. Du hattest deinen Vater verloren und hast um ihn

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