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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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daß Lily ihn nicht zu Gesicht bekam.
    Und an dem Tag, an dem sich Jesse Cooke, seines Zeichens Ex-Marine, von einer Frau übertölpeln ließ, würde es in der Hölle schneien.
    Jesse duckte sich wieder unter die Motorhaube und fuhr mit seiner Arbeit fort, wobei er bereits Pläne für seinen nächsten Besuch auf Mercy schmiedete.

Kapitel 7
    Sarah McKinnon wendete die Pfannkuchen, die sie zum Frühstück buk, und genoß es, daß ihr ältester Sohn bei ihr am Küchentisch saß und mit ihr Kaffee trank. In der letzten Zeit pflegte er meistens in seiner eigenen Behausung über der Garage zu frühstücken.
    Er fehlte ihr.
    Tatsächlich vermißte sie die Gegenwart beider Söhne, ihr Gezanke und Gestichel, den Lärm, den sie verursachten. Allerdings hatte sie oft genug gedacht, die beiden würden sie zum Wahnsinn treiben, und sie würde in ihrem Leben nie wieder eine ruhige Minute haben. Doch nun, da beide erwachsen und aus dem Haus waren, sehnte sie sich wieder nach der Unruhe, der zusätzlichen Arbeit und den Streitereien.
    Sie hatte sich immer viele Kinder gewünscht. Gar zu gern hätte sie noch ein kleines Mädchen gehabt, das in diesem Männerhaushalt nach Herzenslust verhätschelt und verwöhnt worden wäre, doch ein drittes Baby war ihr und Stu nicht mehr vergönnt gewesen. So tröstete sie sich mit dem Gedanken, daß sie zumindest zwei kräftigen, gesunden Söhnen das Leben geschenkt hatte, und quälte sich nicht weiter mit unerfüllten Träumen.
    Inzwischen hatte sie eine Schwiegertochter, die sie sehr liebte, und eine kleine Enkelin, die sie geradezu anbetete. Und sie würde noch mehr Enkelkinder bekommen – wenn Ben nur endlich die richtige Frau fand.
    Der Junge war furchtbar wählerisch, grübelte sie, während sie ihm einen verstohlenen Blick zuwarf. Mit seinen dreißig Jahren war er immer noch unverheiratet, obwohl es ihm an Bewerberinnen gewiß nicht gemangelt hatte. Sarah wußte, das es in seinem Leben – und in seinem Bett – eine ganze Reihe von Frauen gegeben hatte, aber in diesem Punkt mischte sie sich nicht ein. Doch keine seiner Liebeleien war ihm wirklich unter die Haut gegangen, was Sarah eigentlich ganz recht war. Ein Mann, der sorgfältig wählte, wählte für gewöhnlich gut. Wenn sie nur nicht so gerne noch weitere Enkelkinder gehabt hätte!
    Einen mit Pfannkuchen vollgehäuften Teller in der Hand, blieb sie einen Augenblick am Küchenfenster stehen. Im Osten dämmerte es bereits, und Sarah sah zu, wie sich der Himmel und die tiefliegenden Wolken langsam rosig verfärbten.
    Inzwischen saßen die Männer schon in ihrer Unterkunft
beim Frühstück, und in ein paar Minuten würde sie ihren Mann im ersten Stockwerk über ihrem Kopf rumoren hören. Sie stand stets vor ihm auf, da sie die ersten Momente des Tages ganz für sich allein auskosten wollte. Später würde er herunterkommen, frisch rasiert und nach Seife duftend und mit feuchtem Haar, ihr einen schallenden Kuß geben, sie liebevoll auf das Hinterteil klopfen und dann seine erste Tasse Kaffee hinunterstürzen, als ob sein Leben davon abhinge.
    Sie liebte ihn, weil sie immer genau wußte, woran sie bei ihm war.
    Sie liebte das Land, weil es immer neue Rätsel bot.
    Und sie liebte ihren Sohn, diesen Mann, der doch ein Teil von ihr war.
    Sie stellte den Teller vor Ben hin und fuhr mit der Hand liebevoll über seinen dichten Schopf. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie sich plötzlich glasklar an seinen ersten Besuch beim Friseur, als er sieben Jahre alt gewesen war.
    Wie der kleine Kerl vor Stolz gestrahlt hatte! Und wie sie beim Anblick der am Boden liegenden Locken in Tränen ausgebrochen war.
    »Was hast du auf dem Herzen, Freundchen?«
    »Hmm?« Ben legte seine Zeitung beiseite. Lesen bei Tisch war nur so lange gestattet, bis das Essen aufgetragen wurde. »Gar nichts, Ma. Und du?«
    Sarah setzte sich und nahm ihre Kaffeetasse in die Hände. »Ich kenne dich doch, Benjamin McKinnon. Irgend etwas bedrückt dich.«
    »Hauptsächlich Angelegenheiten, die die Ranch betreffen.« Um Zeit zu gewinnen, machte er sich über sein Frühstück her. Die Pfannkuchen waren so locker und luftig, daß sie eigentlich einige Zentimeter über seinem Teller hätten schweben müssen, der Speck war kroß und knusprig. »Keiner kocht so gut wie meine Ma«, lobte er und grinste sie an.
    Eine Weile schwieg er; genoß die angenehmen Essensdüfte und das erste Tageslicht, das durch das Küchenfenster fiel. Wie stets übte die Gegenwart seiner Mutter einen

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