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Der weite Weg nach Hause

Der weite Weg nach Hause

Titel: Der weite Weg nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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andere Frau.
    » On to your Waterloo‹, whispers my heart,
    Pray I’ll be Wellington, not Bonaparte ... «
    »Gesungen wird später«, sagte Minty bissig.
    »Da fängt sie schon wieder an«, sagte Joan und begann erneut an ihrem Knaller zu fummeln.
    »Lasst uns um Gottes willen mit dem Essen beginnen«, sagte Douglas.
    »Douglas hat recht«, sagte Mrs. McNaughton forsch. »Douglas hat recht. Ich werde das Tischgebet sprechen, und dann tragen wir auf.«
    Widerstrebend legte Joan ihren Knaller hin. Einer der Rollstuhlfahrer nickte heftig. Mrs. McNaughton begann: »Dank sei dir, Herr, an diesem Tag deiner Geburt ...«
    »Es ist nicht die Geburt des Herrn «, unterbrach Berkeley. »Es ist die von seinem Sohn.«
    »Oh, hör auf damit!« sagte Pansy.
    »Streng genommen hat Berkeley recht«, sagte Ruby plötzlich. »Mit meiner katholischen Erziehung ...«
    »Ich fange noch mal an«, sagte Mrs. McNaughton. »Ich bitte um Ruhe.«
    »Aber die Religion in diesem Land ist in einem entsetzlich verworrenen Zustand ...«
    »Ruby? Ich bitte um Ruhe für das Tischgebet.«
    »Weil niemand mehr weiß, an was er glauben soll. Die Leute glauben ein bisschen von diesem und ein bisschen von jenem, während die Millers vom Islam ...«
    »Die Mullahs , du blöde Kuh.«
    Mrs. McNaughton erhob sich und klatschte in die Hände. »Also wirklich!«, sagte sie. »Es gibt keinen Grund, sich, nur weil Weihnachten ist, wie die Kinder zu benehmen. So. Dank sei dir, o Herr, an diesem gesegneten Weihnachtstag, dafür, dass du uns Speisen und Wein schenkst, Wärme in der Kälte, Gesellschaft in der Einsamkeit, und dafür, dass du uns mit deiner vollkommenen Liebe beschenkst. Amen.«
    Einen Moment lang sagte keiner etwas. Mrs. McNaughton und Sophie machten eine Runde um den Tisch, rückten Rollstühlezurecht, steckten Servietten in Kragen, gossen Wasser in Plastikbecher und billigen Rotwein in Gläser. Joan nahm wieder ihren Knaller und biss darauf herum.
    Lev kehrte in die Küche zurück, tranchierte den Truthahn und begann ihn auf Teller zu verteilen. Erneut versuchte er die Köche von GK Ashe zu imitieren, stellte sechs Teller nebeneinander und arrangierte Fleisch und Füllung jeweils sehr sorgsam in der Mitte. Er zeigte den afrikanischen Helferinnen, wie sie Röstkartoffeln, Rosenkohl und Pastinaken appetitlich um das Fleisch anordnen sollten, hielt die Brotsoße und die Jus so lange warm, bis sie fertig waren, verteilte beides dann mit einem Löffel, wobei er den Löffel direkt über den Teller hielt, damit nichts auf den Rand kleckerte. Die Südafrikanerinnen registrierten, wie sorgfältig Lev vorging, während sie darauf warteten, dass sie die Teller in den Speisesaal tragen konnten.
    »Sind Sie Koch?«, fragte eine.
    »Nein«, sagte Lev.
    Er begann mit den nächsten sechs Tellern. Das Essen roch gut. Lev steckte sich ein Stück Truthahnhaut in den Mund. Sie war saftig und knusprig. Er beobachtete sich selbst beim Arrangieren und Begießen. Er dachte daran, wie die Hände seiner Mutter winzige Metallstückchen auf Kupferdrähte fädelten, wie sie die schöne neue, in Amerika hergestellte Drahtschere nahmen, wie Ina sie bewunderte, während sie damit arbeitete ...
    Zurück im Speisesaal, stellte Lev fest, dass die Heimbewohner beim Mince Pie angelangt waren, und schenkte ihnen den Asti Spumante ein. Die Knaller waren aufgerissen und Papierhütchen aufgesetzt. Douglas verkündete, ihm sei schlecht, und musste von Mrs. McNaughton mit einer Plastikschüssel auf den Knien weggerollt werden. Zwei aus der Runde waren in ihren Stühlen eingeschlafen. Vom einen Ende des Tischs wehte unverkennbarer Uringestank herüber, vermischte sich mit dem Aroma des brennenden Brandy, der über die Törtchen gegossenworden war. Während Lev und Sophie die Teller und Töpfe in der Küche spülten, hörten sie, wie das Gefeilsche um die Knallergeschenke begann.
    »Berkeley«, sagte Minty sehr bestimmt. »Mit diesem Nähzeug kannst du überhaupt nichts anfangen. Tauschst du es gegen meinen Delphinschlüsselring und den Witz mit den Polarbären?«
    »Da musst du schon mehr bieten.«
    »Mehr kann ich nicht bieten. Wir hatten doch nur jeder einen Knaller.«
    »Du musst handeln , Araminta. Du musst deine Sachen anpreisen, wie in einem Souk. Hast du die verdammten Regeln vergessen?«
    »Ich weiß, was alle haben wollen, ist das Döschen mit Körperpuder von Woods of Windsor«, erklärte Pansy Adeane, »aber das gehört zufällig mir, und ich werde es verdammt noch mal nicht

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