Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
ihr Ex-Mann, ihr auch nur einen Cent Unterhalt für die Kinder zu zahlen. Das war der perfekte Moment, um unvermittelt auf Duke Securities und dann auf die Möglichkeit einer FBI-Untersuchung zu sprechen zu kommen. Ja, es war wohl besser, schon jetzt auf das FBI anzuspielen und die Ermittlungen fast schon vorherzusagen, so als hätte der Wolf alles kommen sehen und sich auf den Angriff schon vorbereitet.
Wieder hob ich die Hand und bat damit um Ruhe. „Hört alle zu - ich will euch hier nicht anlügen. Die Einigung mit der SEC war eine der schwersten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Aber ich wusste, dass Stratton auf jeden Fall durchhält. Wisst ihr, was Stratton so besonders macht und was es so unaufhaltsam macht, ist die Tatsache, dass die Menschen nicht einfach nur zum Arbeiten hierher kommen. Und auch nicht die Tatsache, dass es ein gewinnorientiertes Unternehmen ist. Stratton ist eine Idee! Und weil das in der Natur von Ideen liegt, kann man es auch nicht fassen; und es lässt sich auch nicht durch zwei Jahre währende Ermittlungen von plumpen Regulierern ersticken, die sich in unserem Besprechungsraum zu Tode gefroren und sich nichts dabei gedacht haben, Millionen Dollar an Steuergeldern für eine der größten Hexenjagden seit den Hexenprozessen von Salem auszugeben! Hinter Stratton steht die Idee, dass es egal ist, in welche Familie man hineingeboren wurde, welche Schulen man besucht hat und ob im Highschool-Jahrbuch stand, dass man es wahrscheinlich schafft oder nicht. Die Idee von Stratton ist, dass man sein Leben neu anfängt, wenn man hierher kommt und zum ersten Mal den Board Room betritt. Genau in dem Augenblick, in dem man zur Tür hereinkommt und seine Loyalität gegenüber der Firma erklärt, wird man zum Mitglied der Familie und zum Strattoniten."
Ich nahm einen tiefen Atemzug und zeigte auf Carrie. „Nun, ihr kennt doch alle Carrie Chodosh, oder?" Der Board Room antwortete mit Pfeifen und Heulen und Rufen. Ich hob die Hand und lächelte. „Okay, das war sehr nett. Falls es irgendjemand von euch nicht wissen sollte, Carrie war einer der ersten Broker von Stratton, eine der ersten acht. Und wenn wir an Carrie denken, dann denken wir daran, wie sie heute ist - eine schöne Frau, die einen nagelneuen Mercedes fährt; die in einer der schönsten Eigentumswohnanlagen von Long Island wohnt; die Chanel-Kostüme für 3.000 Dollar und Kleider von Dolce und Gabana für 6.000 Dollar trägt; die den Winterurlaub auf den Bahamas und den Sommerurlaub in den Hamptons verbringt; ihr kennt sie als jemanden, der Gott weiß wie viel Geld auf dem Konto hat" - wahrscheinlich gar nichts, mutmaßte ich, denn das war typisch Stratton - „und natürlich weiß jeder, dass Carrie eine der höchstbezahlten weiblichen Führungskräfte von Long Island ist; sie verdient in diesem Jahr über 1,5 Millionen Dollar!" Dann erzählte ich ihnen, wie Carries Leben ausgesehen hatte, als sie zu Stratton kam, und wie auf Stichwort rief Carrie mit lauter, fester Stimme: „Ich werde dich immer lieben, Jordan!" Da raste der Board Room schon wieder und ich bekam die vierte stehende Ovation.
Ich neigte dankend den Kopf und nach gut 30 Sekunden bat ich um Ruhe. Als sich auch die letzten Strattoniten wieder gesetzt hatten, sagte ich: „Macht euch klar, dass Carrie damals mit dem Rücken zur Wand stand; sie hatte ein kleines Kind, um das sie sich sorgte, und die Rechnungen brachen über sie herein. Sie konnte es sich nicht erlauben zu versagen! Ihr Sohn Scott ist ein unglaublicher junger Mann und besucht bald eines der besten Colleges des Landes. Und dank seiner Mutter muss er nach dem Abschluss kein Ausbildungsdarlehen von ein paar Hundert Riesen zurückzahlen und ist nicht gezwungen-" Ach Mist! Carrie weinte! Ich hatte es schon wieder getan! Zum zweiten Mal an diesem Tag brachte ich eine Frau dazu, Tränen zu vergießen. Wo war die Herzogin?
Carrie weinte so laut, dass sich drei Vertriebsassistentinnen um sie geschart hatten. Ich musste schnell zum abschließenden Punkt kommen und die Abschiedsrede beenden, bevor noch jemand anfing zu weinen. „Okay", sagte ich, „wir alle lieben Carrie und wir wollen sie nicht weinen sehen." Carrie hob die Hand und sagte zwischen den Schluchzern: „Mir geht's - mir geht's gut. Tut mir leid." „Okay", sagte ich und fragte mich, ob das die passende Reaktion darauf war, dass eine Strattonitin während einer Abschiedsrede weinte. Gab es dafür überhaupt ein Protokoll? „Ich habe das für
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