Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
den Fall erzählt, dass ihr meint, die Chance zum schnellen Aufstieg gäbe es nicht mehr - weil Stratton so groß und so gut gemanagt ist, wäre der Weg nach oben irgendwie verbaut; nun, es hat in der Geschichte von Stratton nie einen besseren Moment dafür gegeben, durch die Ränge aufzusteigen und bis an die Spitze zu kommen. Und das, meine Freunde, ist eine Tatsache! Es ist ja so, dass ich durch meinen Weggang ein riesiges Loch hinterlasse, das Danny füllen muss. Und mit wem wird er es füllen? Mit Leuten von außen? Irgendwo von der Wall Street? Nein, natürlich nicht! Stratton befördert innerhalb der Firma. Das war schon immer so! Also egal ob ihr gerade erst gekommen seid, ob ihr seit ein paar Monaten hier seid und gerade eure Händlerprüfung hinter euch habt, oder ob ihr gerade eure erste Million gemacht habt - heute ist euer Glückstag. Wenn Stratton weiterwächst, müssen wir noch mehr regulatorische Hürden überwinden. Und die werden wir genauso überwinden wie die SEC. Wer weiß? Vielleicht kommt als Nächstes die NASD ... oder die Bundesstaaten ... oder vielleicht sogar die US-Staatsanwaltschaft. Wer kann das mit Sicherheit sagen? Schließlich macht das so gut wie jede große Wall-Street-Firma einmal durch. Aber ihr müsst alle wissen, dass Stratton am Ende durchhalten wird und dass man aus der Not eine Tugend machen kann. Vielleicht steht das nächste Mal Danny vor euch und übergibt den Stab an einen von euch."
Ich machte eine Pause, damit sich meine Worte setzen konnten, und dann kam ich zum Schluss. „Ich wünsche allen viel Glück und weiterhin viel Erfolg. Ich bitte euch nur um einen Gefallen: dass ihr Danny genauso folgt, wie ihr mir gefolgt seid. Schwört ihm genauso Treue wie mir. Von diesem Moment an hat Danny die Leitung. Viel Glück, Danny, und alles Gute! Ich hoffe, du führst die Sache auf eine neue Ebene." Damit hob ich das Mikrofon in die Luft, um Danny zu grüßen, und genoss die Standing Ovations meines Lebens.
Als sich die Meute wieder beruhigt hatte, wurde mir eine Abschiedskarte gebracht. Sie war etwa einen mal zwei Meter groß und auf der einen Seite stand in großen Blockbuchstaben: „Dem besten Chef der Welt!" Auf beiden Seiten standen handgeschriebene Bemerkungen - kurze Komplimente von allen meinen Strattoniten -, in denen sie mir dafür dankten, dass ich ihr Leben so dramatisch verändert hatte. Als ich später in mein Büro ging und zum letzten Mal die Tür hinter mir schloss, musste ich mich schon fragen, ob sie mir in fünf Jahren auch noch so danken würden.
„Wie viele Wiederholungen von Gilligans Insel kann ein Mann ertragen, bevor er beschließt, sich eine Pistole in den Mund zu stecken und abzudrücken?" Es war ein frostiger Mittwochmorgen, und obwohl es schon 11:00 Uhr war, lag ich im Bett und sah fern. „Vorzeitiger Ruhestand", dachte ich, „das ist verdammt noch mal kein Zuckerschlecken." Ich hatte in den letzten vier Wochen ziemlich viel ferngesehen - laut der kummervollen Herzogin zu viel - und in letzter Zeit war ich von Gilligans Insel regelrecht besessen.
Das hatte seinen Grund: Wenn ich Gilligans Insel schaute, merkte ich, dass ich nicht der einzige Wolf der Wall Street war. Zu meinem großen Kummer gab es jemanden, der diese zweifelhafte Ehre mit mir teilte, und zufällig war das ein unbeholfener alter WASP, der das Pech hatte, auf Gilligans Insel Schiffbruch zu erleiden. Er hieß Thurston Howell III. und war leider ein wahrhaft idiotischer WASP. Er hatte ganz nach WASP-Art ein Weibchen seiner Art geheiratet, eine fürchterliche Ananasblondine namens Lovey, die fast genauso idiotisch war wie er, aber nicht ganz. Lovey hielt es für nötig, wollene Hosenanzüge und Paillettenkleider zu tragen und sich das Gesicht zu schminken, obwohl Gilligans Insel irgendwo im Südpazifik lag und mindestens 500 Meilen von der nächsten Schifffahrtsroute entfernt war, wo sie von jemandem hätte gesehen werden können. Aber WASPs sind eben notorisch overdressed. Ich musste mich dann schon fragen, ob es purer Zufall war, dass das Original des Wolfs der Wall Street ein unbeholfener alter Idiot war, oder ob mein Spitzname etwa ein bewusster Seitenhieb war - dass er Jordan Belfort mit einem WASP- Bastard mit einem IQ von 65 und der Tendenz zum Bettnässen verglich. „Vielleicht", dachte ich dumpf, „vielleicht."
Das war alles sehr traurig und sehr deprimierend. Positiv war natürlich, dass ich viel Zeit mit Chandler verbrachte, die gerade zu sprechen anfing. Meine
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