Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
verkauft hatten.
Auf jeden Fall konnte man gegen die Logik meines Vorgehens in dieser Angelegenheit wirklich nichts sagen. Um 13:03 Uhr - nur drei Minuten nachdem ich meine Rattenloch-Einheiten für 5,50 Dollar das Stück zurückgekauft hatte - hatte der Rest der Wall Street den Preis schon auf 18 Dollar hinaufgetrieben. Das hieß, dass ich einen Gewinn von 12,5 Millionen Dollar eingeheimst hatte - 12,5 Millionen! In drei Minuten! Eine weitere Million oder so hatte ich an Investmentbanking-Gebühren kassiert und in ein paar Tagen würde ich wohl noch drei oder vier Millionen verdienen - nämlich wenn ich die Einheiten für den Überbrückungskredit zurückkaufte, die sich ebenfalls im Besitz der Rattenlöcher befanden. Ach ja, die Rattenlöcher! Welch ein Konzept! Und Steve selbst war mein allergrößtes Rattenloch. Er hielt 1,2 Millionen Aktien für mich, eben die Ak tien, die ich auf Betreiben der Nasdaq hatte veräußern müssen. Zum aktuellen Einheitspreis von 18 Dollar (eine Einheit bestand ja aus einer Stammaktie und zwei Optionsscheinen) belief sich der Aktienkurs auf acht Dollar. Und das hieß, dass die Aktien, die Steve für mich hielt, fast zehn Millionen Dollar wert waren. Der Wolf schlägt wieder zu!
Jetzt war es an meinen loyalen Strattoniten, ihren Klienten diese ganzen Aktien zu verkaufen. Die ganzen aufgeblähten Aktien - nicht nur die eine Million, die sie ihre Klienten im Rahmen des Börsengangs zeichnen ließen, sondern auch meine Million Rattenloch- Einheiten, die im Trading-Depot lagen, und dazu noch 300.000 Überbrückungskredit-Einheiten, die ich in ein paar Tagen zurückkaufen würde ... und dann noch ein paar Aktien, die ich von den ganzen Brokerfirmen zurückkaufen musste, die den Preis auf 18 Dollar hochgetrieben (und damit die Drecksarbeit für mich erledigt) hatten. Sie würden die Aktien nach und nach an Stratton Oakmont verkaufen und dabei ihren eigenen Gewinn einstreichen. Insgesamt müssten meine Strattoniten also rund 30 Millionen Dollar schaffen. Das würde alles mehr als abdecken und es würde dem Trading- Depot der Firma ein hübsches kleines Polster gegen die lästigen Shortseller verschaffen, die versuchten, Aktien zu verkaufen, die sie gar nicht besaßen (in der Hoffnung, den Preis zu drücken, sodass sie die Aktien später billiger zurückkaufen konnten). 30 Millionen waren für meine lustige Brokerbande kein Problem, vor allem nicht nach der Sitzung heute morgen, die ihre Herzen und Seelen angespornt hatte wie nie zuvor.
Jetzt stand ich gerade in der Handelsabteilung der Firma und schaute meinem Cheftrader Steve Sanders über die Schulter. Mit einem Auge schaute ich auf die Reihe Computerbildschirme direkt vor ihm, während ich mit dem anderen durch ein Spiegelglasfenster in den Board Room schaute. Das Tempo war atemberaubend. Die Broker schrien markerschütternd in die Telefone. Alle paar Sekunden kam eine junge Vertriebsassistentin mit vielen blonden Haaren und tiefem Ausschnitt herauf zum Spiegelglasfenster gerannt, drückte ihre Brüste dagegen und schob einen Stapel Kauforders durch einen schmalen Spalt am unteren Rand. Dann nahm einer der vier Order- Sachbearbeiter die Orders und gab sie in das Computernetzwerk ein - sodass sie auf dem Trading-Terminal erschienen, den Steve vor sich hatte; und dann konnte er sie entsprechend dem aktuellen Markt ausführen.
Während ich die orange leuchtenden Zahlen auf Steves Terminal anschaute, empfand ich einen gewissen boshaften Stolz, weil die zwei Trottel von der SEC in meinem Besprechungszimmer saßen und nach historischen Aufzeichnungen über irgendwelche anrüchigen Geschäfte suchten, während ich direkt vor ihren Augen eine Bazooka abfeuerte. Aber ich nehme an, sie waren zu sehr damit beschäftigt, sich zu Tode zu frieren, denn wir belauschten jedes Wort, das sie sagten.
Inzwischen beteiligten sich über 50 Brokerfirmen an dem Kaufrausch. Sie hatten allerdings alle eines gemeinsam, sie hatten nämlich die Absicht, am Ende, wenn der Markt den Höhepunkt erreichte, alles bis auf die letzte Aktie wieder an Stratton Oakmont zu verkaufen. Und da die Käufe von anderen Brokerfirmen erledigt wurden, konn te die SEC unmöglich behaupten, ich sei derjenige gewesen, der den Einheitspreis auf 18 Dollar manipuliert hatte. Das war elegant und einfach. Wie konnte man mir ein Vergehen vorwerfen, wo ich doch gar nicht derjenige war, der den Preis in die Höhe getrieben hatte? Tatsächlich gehörte ich sogar die ganze Zeit zu den
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