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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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holen. Was war denn eigentlich so falsch daran? Zuerst klang es ein bisschen daneben, aber jetzt, wo ich ein bisschen Zeit gehabt hatte, das zu verdauen, erschien es mir gar nicht mehr so schlimm. Im Grunde lief es doch darauf hinaus, dass das Recht, einen Liliputaner herzunehmen und ihn zu verprügeln, wieder nur eine Währung war, die jedem mächtigen Krieger zustand, sozusagen eine Kriegsbeute. Woran sollte denn ein Mann seinen Erfolg messen, wenn er nicht jede seiner Jugendfantasien auslebte, egal wie absonderlich sie war? Dazu muss man aber definitiv etwas sagen. Wenn frühzeitiger Erfolg zu fragwürdigem Verhalten führt, sollte man als umsichtiger junger Mann jede ungehörige Tat in die Soll-Spalte seiner moralischen Bilanz eintragen und sie zu einem künftigen Zeitpunkt mit einem Akt der Freundlichkeit oder Großzügigkeit ausgleichen (sozusagen moralische Schulden machen), eben wenn man älter, weiser und gesetzter ist.
    Aber andererseits waren wir vielleicht nur verderbte Wahnsinnige - eine eigenständige Gesellschaft, die völlig außer Kontrolle geraten war. Wir Strattoniten genossen böse Taten. Wir zählten tatsächlich darauf, also ich meine, wir brauchten sie zum Überleben! Als die herrschende Macht (nämlich ich) gegen einfache böse Taten völlig abgestumpft war, fühlte sie sich daher veranlasst, diese Leere durch die Bildung eines inoffiziellen Teams von Strattoniten unter der Führung von Danny Porush zu füllen. Dieses Team verhielt sich wie eine perverse Version der Tempelritter - deren nie endende Suche nach dem Heiligen Gral Stoff für Legenden bot. Doch anders als die Tempelritter suchten die Strattonritter alle Winkel der Welt nach immer verderbteren Taten ab, damit die restlichen Strattoniten immer etwas hatten. Wir waren keine Heroinjunkies oder sonst etwas Geschmackloses; wir waren reine Adrenalinjunkies, wir brauchten immer höhere Klippen, von denen wir sprangen, und immer seichtere Pools, in denen wir landeten.

    Dieser Prozess hatte offiziell angefangen, als der 21-jährige Peter Galletta, einer der ersten acht Strattoniten, den gläsernen Aufzug damit einweihte, dass er sich schnell einen blasen ließ und dann noch schneller von hinten in den üppigen Schoß einer 17-jährigen Vertriebsassistentin eindrang. Sie war die erste Vertriebsassistentin von Stratton und zum Guten oder Schlechten war sie blond, schön und promiskuitiv.
    Zuerst war ich schockiert und überlegte sogar, ob ich Peter feuern sollte, weil er seinen Füller in das Tintenfass des Unternehmens getunkt hatte. Aber im Laufe der Woche bewies das Mädchen echten Teamgeist, indem es allen acht Strattoniten einen blies, den meisten im Glasaufzug und mir unter dem Schreibtisch. Und sie machte das auf eine ganz seltsame Art, die unter den Strattoniten legendär wurde. Wir bezeichneten das als Walkwichs - sie benutzte beide Hände gleichzeitig und verwandelte gleichzeitig ihre Zunge in einen wirbelnden Derwisch. Auf jeden Fall überzeugte mich Danny mit einem kleinen bisschen Drängen davon, dass es gut wäre, wenn wir es gleichzeitig mit ihr machen würden; und das taten wir dann auch, an einem Samstagnachmittag, an dem unsere Frauen Kleider für Weihnachten kauften. Nachdem die Vertriebsassistentin drei Jahre lang weiß Gott wie viele Strattoniten flachgelegt hatte, heiratete sie ironischerweise einen von ihnen. Er gehörte zu den ersten acht Strattoniten und hatte sie unzählige Male bei ihrem Geschäft beobachtet. Aber das machte ihm nichts aus. Vielleicht hatte er sich von dem Walkwichs fangen lassen! Auf jeden Fall war er erst 16 gewesen, als er bei mir anfing. Er verließ die Highschool, um Strattonit zu werden - um das Leben zu leben. Aber nach kurzer Ehe bekam er Depressionen und beging Selbstmord. Das war der erste Selbstmord bei Strat ton, aber nicht der letzte. Davon abgesehen galt in den vier Wänden des Board Rooms normales Benehmen als geschmacklos, man galt damit als Spielverderber, der allen anderen den Spaß verdarb. Und ist die Vorstellung von Verderbtheit nicht irgendwie auch relativ? Die Römer hielten sich selbst nicht für verderbte Wahnsinnige, oder? Ich wette, sie fanden es ganz normal, dabei zuzusehen, wie die weniger beliebten Sklaven den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden, während die beliebteren Sklaven sie mit Trauben fütterten.

    Da sah ich den Klotzkopf auf mich zukommen, mit offenem Mund, hochgezogenen Augenbrauen und leicht erhobenem Kinn. Das war der eifrige Ausdruck eines Mannes, der

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